Wandern in Würzburgs Schluchten

Schluchten und Gräben in Würzburg? Die erwartet man wohl eher in den Bergen. Doch es gibt sie tatsächlich. Zugegeben, Würzburgs Vertreter sind ein bisschen kleiner. Aber deswegen sind sie nicht weniger interessant. Also ideal zum Wandern in Würzburg.

Wandern in Würzburgs Schluchten und Gräben

Würzburg hat viel zu bieten: zum Beispiel tolle Aussichten beim Wein mit Festungsblick oder auch versteckte Stadtoasen. Und rund um Würzburg gibt es auch viele Wanderwege, wie beispielsweise die Schlösserwanderung Weiß der Geyer bei Giebelstadt. Aber man kann auch innerhalb der Stadtgrenzen scheinbar inmitten der Natur wandern.

Die Annaschlucht ist in diesem Zusammenhang vielen Würzburgern ein Begriff, auch wenn die wenigsten sie schon einmal gesehen haben. Schon der Eingang ist unscheinbar und ich bin schon zig Mal daran vorbeigelaufen, ohne dem schmalen Trampelpfad große Aufmerksamkeit zu schenken. Und verborgen hinter zahllosen Bäumen wahrt das etwa 600m lange Naturwunder sein Geheimnis. Denn wer rechnet im äußeren Stadtgebiet Würzburgs schon mit einer wild-romantischen Schlucht?

Obwohl ich in der Nähe wohne, habe ich Jahre gebraucht, um mir die Annaschlucht einmal anzuschauen. Als es dann aber endlich so weit war, habe ich diesen Besuch mit zwei weiteren Gräben in der Nähe zu einer netten Tour erweitert. Im Gegensatz zu einer „richtigen“ Schluchtenwanderung hat diese Tour eher geringe Höhenunterschiede und die einzige Herausforderung bei den Wegen ist, nicht über eine Wurzel zu stolpern 😉 Daher ist die Wanderung grundsätzlich auch für Wanderanfänger geeignet ist.

Ich werde den Weg bzw. seinen exakten Verlauf nicht in aller Ausführlichkeit beschreiben. Stattdessen findest du unten meine getrackte Tour als GPX-Datei, die du dir z. B. für dein Handy herunterladen kannst.

Wandern in Würzburg – Annaschlucht

Die Wanderung beginnt an der Annaschlucht, die denkbar einfach von der Würzburger Innenstadt zu erreichen ist. Daher ist die Wanderung die perfekte, aktive Auszeit vom Würzburger Alltag – egal ob für Einheimische oder Besucher meiner schönen Heimatstadt.

Anreise, Parken und ÖPNV

Mit dem Auto biegst du von der Mergentheimer Straße ins Steinbachtal ein und parkst vor dem Steinbachtalbäck.
Die ÖPNV-Variante: vom Bahnhof kommend steigst du in die Straßenbahnlinien 3 oder 5 in Richtung Heuchelhof bzw. Rottenbauer und fährst bis Haltestelle Steinbachtal. Hier wechselst du in die Buslinie 8 in Richtung Hinterer Steinbach und fährst bis zur Haltestelle Annaschlucht.

Eckdaten der Tour

  • Länge 8,5km
  • reine Gehzeit: 2,5 – 3 Stunden
  • Schwierigkeit: mittel, da vor allem der Aufstieg in der Annaschlucht schon etwas schweißtreibend ist

Märchenhafter Einstieg in die Wanderung

Ein Wegweiser markiert den Einstieg in die Annaschlucht. Der schmale Trampelpfad, der direkt neben der Lukaskirche von der Straße wegführt, scheint sich auf den ersten Blick im Nichts zu verlieren. Doch schon nach wenigen Metern wird der Weg breiter und ich selbst kam aus dem Staunen nicht heraus. Denn es brauchte nur wenige Schritte und ich fand mich ein einer vollkommen anderen Welt wieder.

Die vielen, hohen Bäume verschluckten sofort die Geräusche der Straße und unter dem dichten Blätterdach führte der ebene Pfad im grünlich gedimmten Licht zwischen den Bäumen entlang. Am Wegesrand standen Straßenlaternen, die schon etwas in die Jahre gekommen sind und der Szenerie einen märchenhaften, eher unwirklichen Eindruck verliehen. Vermutlich ist es meiner regen Phantasie geschuldet, dass ich mir unwillkürlich Rotkäppchen & Co. vorstellte, wie sie diesen Weg entlanggehen 🙂

Aufstieg in der wild-romantischen Annaschlucht

Schon nach einem kurzen Stück erreichst du die ersten Stufen einer Treppe, die sich hinter einer Biegung verliert. Den Stufen sieht man das Alter an und der Efeu hat sich scheinbar für eine Eroberung der Treppe bereit gemacht.

Ab hier wird es etwas schweißtreibend. Fast der gesamte Höhenunterschied in der Schlucht wird über diese Treppe zurückgelegt, die immer wieder von ebenen Passagen unterbrochen wird. Doch keine Sorge: die Kulisse dieser in die Jahre gekommenen Treppe und der wild-romantischen Schlucht verlocken immer wieder zu einer Pause.

Und diese Pausen solltest du dir auf jeden Fall gönnen, um diese aufregende Umgebung mit allen Sinne in dich aufzunehmen. Bestaune die wilde Schlucht mit den wenigen, alten Häusern, die sich an deren Rand zu klammern scheinen. Denn auch wenn es nicht so scheint, aber eigentlich bist du noch immer inmitten eines Wohngebiets. Lausche den zahllosen Vogelstimmen im Blätterdach über dir, rieche den feucht-erdigen Wald um dich herum. Und wenn du Glück hast, springen vielleicht ein paar Rehe mutig über die steilen Hänge der Schlucht hinweg, um auf die gegenüberliegende Seite zu wechseln.

Kurzer Abstecher in die Zivilisation

Kurz vor dem Ende der Schlucht steht ein vom Efeu eingewachsener Gedenkstein für Valentin Alois Fischer, der die Umgestaltung der früher unzugänglichen Wildschlucht organisiert und finanziert hatte. Er hat die Schlucht auch nach seiner verstorbenen Tochter Anna benannt.

Dann erreichst du wieder die Zivilisation und folgst in einem weiten Boden dem Oberen Steinbachweg. Vorbei an einigen Häusern und großen Gärten eröffnen sich vor dir schließlich weite Felder und du biegst in den Guggelsgraben ab (markiert als Weiterwanderweg Romantische Straße).

Wandern in Würzburg – Guggelsgraben

Am Beginn des Grabens schließt sich wieder das Blätterdach und diesmal läufst du am oberen Rand des Grabens entlang. Aber Vorsicht: der Hang ist nur an wenigen Stellen gesichert. Also nicht zu weit an den Rand herantreten!

Zwischen Hainbuchen und alten Eichen führt der breite Weg immer nah an der Hangkante entlang. Der Guggelsgraben seit ca. 1940 als Naturdenkmal ausgewiesen, wie die Annaschlucht übrigens auch.

Auf der rechten Seite befinden sich einige Grundstücke mit teils eingewucherten Gärten, bis der Waldboden in Asphalt wechselt und du wieder ein Wohngebiet erreichst. Es wird also Zeit, wieder in Richtung Natur abzubiegen.

Die Roßbergwege

Du biegst in den Unteren Roßbergweg und folgst dem Weg, der erst in den Mittleren und dann den Oberen Roßbergweg übergeht. Die zunächst großen Grundstücke und Wohngebäude werden schnell durch Schrebergärten und schließlich Felder ersetzt.

Ein Feldweg führt zu einer kleinen Streuobstwiese, hinter der ein Weg an einer Hecke entlang abzweigt. Kurz darauf kreuzt du ein Feld, durch das ein deutlicher Trampelpfad führt und folgst dem schmalen Pfad durch das Unterholz.

Das Hintere Steinbachtal

Du erreichst das Hintere Steinbachtal, dessen schmale Straße sich zwischen den Grundstücken entlang schlängelt. Es sind fast nur die alten Garagen, Zufahrten und Briefkästen zu sehen. Die Gebäude verbergen sich meist oberhalb des Hangs.

Du kreuzt die Verbindungsstraße nach Höchberg und läufst auf einem breiten, geschotterten Waldweg weiter.

Durch den Wald

Der Weg führt einige Zeit immer geradeaus, bis du in einer Biegung auf einem schmalen Pfad durch den lichten Wald weiterläufst. Die Blätter der hohen Bäume rauschen leicht im Wind und vielleicht hörst du auch den Kuckuck, der bei meiner Wanderung seinen markanten Ruf durch den Wald geschickt hat.

Du kreuzt einen geschotterten Weg und prinzipiell könntest du dem schmalen Pfad immer geradeaus folgen, bis du den nächsten Schotterweg erreichst. Da es sich aber um einem Singletrail handelt, der hauptsächlich von Mountainbikern genutzt wird, rate ich dir zu meiner getrackten Tour, die an hohen Sprungschanzen & Co. vorbeiführt.

Sobald du den Schotterweg erreicht und gekreuzt hast, zweigt in einer Biegung der Weg zum dritten Graben dieser Tour ab: dem Göckersgraben.

Wandern in Würzburg – Göckersgraben

Du folgst dem Weg entlang des Göckersgrabens, der immer wieder von Wurzeln durchzogen wird. Man kann leicht darüber stolpern, also immer schön auf den Weg achten 😉

Im Frühjahr kannst du an den Hängen des Grabens weite Bärlauchfelder sehen und der unverwechselbare Knoblauchgeruch erfüllt je nach Windrichtung die Luft.

Den Göckersgraben kann man in seiner Breite am besten überblicken, da er von einem lichtdurchfluteten Wald umgeben ist. Obwohl dieses Waldstück schon immer sehr hell war, haben die Sturmschäden der letzten Jahre den Wald noch zusätzlich ausgedünnt. Im Graben selbst kann man zahllose Baumstämme liegen sehen, die den Stürmen zum Opfer gefallen sind. Aber Achtung beim Gucken: auch hier ist der Hang nicht gesichert. Also nicht zu nah an den Rand herantraten!

Stürzen einmal Bäume über den Wanderweg, werden diese übrigens zeitnah bei Seite geräumt. So war ich hier kürzlich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen unterwegs. Und während am ersten Tag noch ein Baum für eine kurze Kletterpartie gesorgt hatte, lag er am darauffolgenden Tag zersägt am Wegesrand.

Wandern in Würzburg – Steinbachtal

Am Ende des Göckersgrabens biegt du auf den Pfad ab, der parallel zur Straße verläuft.

Immer in Sichtweite zur Straße läuft du am Steinbachtal entlang. Auf der gegenüberliegenden Seite ziehen ein paar hübsche alte Villen vorbei, bis auf der linken Seite eine Treppe hinunter zur Straße führt. Hier hast du die Wanderung ursprünglich begonnen und es ist auch der Endpunkt dieser Tour.

Weitere Infos zur Wanderung

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Wandern für Anfänger?

Bist du totaler Wanderanfänger? Dann werfe doch einmal einen Blick in den Beitrag von Abenteuerzeilen. Hier wird du von Silvia perfekt auf diese Wanderung vorbereitet 🙂

Ausrüstung für die Wanderung

Im Gegensatz zu einer „richtigen“ Schluchtenwanderung sind hier keine Bergschuhe notwendig. Festes Schuhwerk mit gutem Profil ist aber trotzdem Pflicht.

Nehme auch unbedingt ausreichend zum Trinken und einen Snack für unterwegs mit.

Tipp für eine Einkehr

Direkt am Start- bzw. Endpunkt der Wanderung befindet sich das Food Mantra. Nach der Wanderung hast du dir die Einkehr eindeutig verdient 🙂

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