Lappland Roadtrip – zwischen Ruska und Nordlichtern

„Lappland? Wie kommst du denn auf Lappland?!“ Diese Frage stellten mir viele, wenn ich von meinen Reiseplänen in den Norden Europas erzählte. Wer mich kennt, weiß von meiner Begeisterung für nordische Länder. Und wann wäre ein Lappland Roadtrip besser gewesen, als zur Zeit der Ruska und der ersten Nordlichter?

Lappland Roadtrip durch den Norden Finnlands und Norwegens

„Wo wollt ihr einen Roadtrip machen?!“

Alta Fjord

Ist Lappland ein Land und wo liegt es?

Als ich von meinen Reiseplänen nach Lappland erzählte, kommentierten die meisten das mit einem irritierten, fragenden Gesichtsausdruck. Denn sie wussten schlicht nicht, wo Lappland liegt.

Daher zunächst eine Erklärung: Lappland ist kein Land, sondern eine Region, deren Ureinwohnern die früher nomadisch lebenden Samen sind. Sie zogen mit ihren Rentierherden durch die Gebiete Norwegens, Schwedens, Finnlands und Russlands, die sich auf der skandinavischen Halbinsel befinden und nördlich des Polarkreises liegen.

Lappland ist eine Region ohne feste Grenzen. Daher weichen die Definitionen ab und Lappland ist je nach Quelle einmal größer und einmal kleiner.

Wie kommt man ausgerechnet auf Lappland?!

Ja, wie kam ich auf Lappland? Zunächst wollte ich unbedingt einmal Nordlichter sehen. Das Wo war dabei eher nebensächlich. Die Nordlichtsaison beginnt – je nach Region – etwa im September und endet im März. Somit waren die Voraussetzungen für eine Reise Ende September/Anfang Oktober schon einmal recht gut.

Ein zweiter Grund war, dass ich eines Abends aus einer Laune heraus versucht habe, die Mietwagenreise eines Spezialveranstalters preislich zu unterbieten. Nicht nur, dass ich Erfolg hatte. Meine Reiseplanung war aus meiner Sicht sogar besser und länger.

Kurz entschlossen buchte ich die Unterkünfte für den Lappland Roadtrip über Booking.com*, suchte passende Flüge und einen Mietwagen.

Und so schnell wie noch nie war die Reise geplant, gebucht und es konnte losgehen.

Straßenschilder Lapplands

Tag 1 Wanderung im Lemmenjoki Nationalpark

Mietwagenabholung und Einkaufstour

Nach der Landung im finnischen Kittilä übernahmen wir am Flughafen unseren Mietwagen und versorgten uns im Supermarkt mit dem Nötigsten. Die teuren, skandinavischen Preise waren jedoch etwas gewöhnungsbedürftig.

Ruska – finnischer Indian Summer

Auf dem Weg nach Norden zum Inari-See hatten wir Glück und sahen noch etwas von der diesjährigen Ruska. Das ist die finnische Variante des Indian Summers. Vor allem das Laub der Birken strahlte in einem kräftigen Gelb.

Einige Bäume hatten aber schon einen Teil ihrer Blätter verloren… wir hätten also keine Woche später kommen dürfen. Grob kann man sagen, dass die Ruska in Lappland etwa Mitte September beginnt und ca. zwei Wochen dauert. Das ist aber wetterabhängig und kann jedes Jahr etwas anders fallen.

Sonnenschein im Lemmenjoki Nationalpark

Wenige Kilometer vor dem Lemmenjoki Nationalpark zog plötzlich der Himmel auf und das Thermometer kletterte auf unglaubliche 12°.

Boot am See
Schild Nature Trail


Wir wanderten entlang des nur 4,1km langen Nature Trails (Link zum Wanderweg auf nationalparks.fi). Rückblickend war es gut, dass wir keinen der längeren Wege gewählt hatten, denn dank der zahllosen Fotostopps in dieser grandiosen Landschaft kamen wir kaum voran.

Informationen zum Lemmenjoki Nationalpark

  • Eingang von der 955 kommend ausgeschildert
  • Größe: 2800km²
  • Schluchten, Flussläufe, Seen und vor allem ganz viel Wald
  • zahlreiche Wanderwege, Zeltplätze und Schutzhütten
  • Eintritt frei
  • Karte und weitere Informationen

Mehr zur Wanderung findest du auch in meinem Artikel Wandern im Lemmenjoki Nationalpark

Blick auf den Aurora Forecast

Am Abend checkten wir unsere Chancen auf Nordlichter. Es gibt verschiedene Seiten, die über die aktuelle Wahrscheinlichkeit von Nordlichtern berichten. Eine Garantie gibt es aber nicht und das Wetter muss leider auch mitspielen.

Hier ein paar Seiten, die wir jeden Abend gecheckt haben:

Unterkunft: Aurora Resort des Hotels Inari in Inari

Bei der Buchung war nur noch ein Zimmer im Nebengebäude „Aurora Resort“ frei: ein schönes, großes Zimmer mit Aussicht auf den Inari-See und sogar einer eigenen Sauna 🙂

Tag 2 Wanderung zur Wildniskirche Pielpajärvi

Samisches Parlament Sajos

Auf dem Weg zum Wanderparkplatz, an dem der Pfad zur Wildniskirche Pielpajärvi beginnt, stoppten wir am samischen Parlament Sajos, das für die Angelegenheiten der finnischen Samen verantwortlich ist.

Die früher nomadisch lebenden Samen sind inzwischen sesshaft geworden und haben sich in Genossenschaften zusammengetan. Deren verschiedene Rentierdistrikte werden durch Zäune getrennt. Aber heute lebt aber nur noch ein kleiner Teil der Samen von der Rentierzucht.

Hinweis samisches Parlament
samisches Parlament

Die Wildniskirche Pielpajärvi

Wenige Meter weiter zweigt hinter dem Samenmuseum Siida eine Straße nach rechts ab (nur teilweise asphaltiert), der man etwa 2km bis zu einem Parkplatz folgt.

Vom Wanderparkplatz aus sind es etwa 4,5km durch die schöne Seenlandschaft bis zur Kirche Pielpajärvi. Die Wanderung ist perfekt für alle, die – wie ich – gerne über Wurzeln und kleine Hinkelsteine stolpern… 😉

Es gibt nur wenige Schilder entlang der landschaftlich schönen Strecke. Da es aber gleichzeitig auch nur wenige Abzweige gibt, reicht die Ausschilderung vollkommen aus.

Wegweiser zur Wildniskirche

Hier ein paar Wanderimpressionen (leider bei schlechtem Wetter):

Am Ende des Weges erwartete uns die hübsche kleine Holzkirche, deren Tür mit Steinen blockiert war. Diese kann man jedoch einfach zur Seite räumen (wenn man sie später wieder hinlegt).

Wildniskirche Pielpajärvi

Im Inneren war es stockfinster, da die Fenster mit Läden verschlossen waren. Aber die Kirche ist klein genug, dass der interne Kamerablitz zum Ausleuchten ausreicht. Einen Friedhof findet man hier übrigens nicht, denn die Samen bringen ihre Toten zu den zahlreichen Inseln im Inari-See.

Pielpajärvi von innen

Nachdem wir die kleine Kirche ausreichend fotografiert hatten, wanderten wir wieder zurück zum Parkplatz.

Tag 3 Wanderung im Kevo Naturschutzgebiet

Das Kevo Naturschutzgebiet

Kurz vor der Finnisch-Norwegischen Grenze liegt das Naturschutzgebiet Kevo in der sog. Birkenzone. Wie der Name dieser Vegetationszone schon sagt, dominieren hier die Birken, die allerdings von der uns bekannten Baumgröße in ein größeres Buschformat geschrumpft sind. Von dem schönen, leuchtenden Gelb war hier leider fast nichts mehr zu sehen.

Kevo Naturschutzgebiet

Wir wanderten entlang des Naturpfads am Rand des Schutzgebiets, der aber im Vergleich zu den Wanderungen der anderen Tage etwas trostlos wirkte. Die dicken Wolken erschufen zusammen mit den grau-weißen Birken ein Bild, das all seiner Farben beraubt zu sein schien. Nur in geschützten Senken wuchsen ein paar kurze, bunte Pflänzchen, die man mit einem aufmerksamen Blick entdecken konnte.

Wieder ein paar Wanderimpressionen:

Informationen zum Kevo Naturschutzgebiet

  • Eingang von der E75 und der 92
  • Größe: 342km²
  • gewaltige Flussschluchten weiter im Innern des Kevo
  • verschieden lange Wanderwege (Beispiel: der 63km langen Kevo Trail)
  • Eintritt frei
  • geschlossen zwischen April und Mitte Juni
  • Karte und weitere Informationen

Die norwegische Finnmark

Es folgte ein neuer Abschnitt von unserem Lappland Roadtrip, als wir die Finnisch-Norwegische Grenze überquerten. Und wir bemerkten sofort eine deutliche Veränderung: wir hatten plötzlich erhöhtes Verkehrsaufkommen. Etwa alle 10 km sahen wir ein Auto! In den letzten Tagen hatten wir längst nicht so „dichten“ Verkehr. Auch die Ortschaften wurden in Norwegen zahlreicher und größer.

Unser Tagesziel war Kautokeino, dessen Bevölkerung überwiegend aus Samen besteht. Auf die Fläche bezogen ist Kautokeino die größte Gemeinde in Norwegen und in den Wintermonaten die Heimat von ca. 70.000 Rentieren. Während der wärmeren Sommermonate ziehen die Tiere nach Norden. Und da wir nur eine Handvoll, eingezäunte Rentiere gesehen haben, waren die Herden wohl auch noch unterwegs.

Rentier in Kautokeino

Tipp zur Maut in Norwegen:

Wenn du nach Norwegen fahren möchtest, solltest du deinen Mietwagen am besten für das Norwegische Mautsystem AutoPASS registrieren. Dann bekommst du die Rechnung direkt zugeschickt. Andernfalls geht die Rechnung an die Mietwagenfirma und die erhöht den zu zahlenden Betrag vermutlich um eine saftige Bearbeitungsgebühr.

Die Abrechnung erfolgt über die Firma epc in London. Informationen und die Registrierung findest du auf der Seite von AutoPASS. Und noch ein kleiner Hinweis: die Abrechnung dauert einige Monate… also nicht wundern.

Unterkunft: Thon Hotel Kautokeino in Kautokeino

Modernes Businesshotel mit einer optisch interessanten Holzverkleidung. Die Zimmer sind schön und ausrechend groß und beim Frühstück gibt es eine riesige Auswahl.

Tag 4 Juhls Silver Gallery und die Weiterfahrt nach Alta

Beim Frühstück sahen wir das erste Mal Samen in ihrer traditionellen Tracht mit Lederschuhen, dem Kolt – einem typischen Oberteil, das aus schwerer Wolle besteht – und der Mütze. Bei den Farben dominieren blau und rot. Auch der Schmuck ist auffällig und zeigt traditionelle Ornamente.

Juhls Silver Gallery

Diesen Schmuck wollten wir uns südlich von Kautokeino in Juhls Silver Gallery einmal genauer anschauen. Das Gebäude ist ein architektonisches Highlight, von innen wie von außen. Regine (eine Deutsche) und Frank Juhls (ein Däne) kamen in den 1950er Jahren hierher und wurden von den Einheimischen gedrängt, eine Silberschmiede zur Reparatur des samischen Schmucks zu errichten. Das Gebäude wurde von den beiden entworfen und während der folgenden 20 Jahre gebaut.

Neben ausgefallenem Silberschmuck im Stil der Samen aus der hauseigenen Werkstatt werden zahlreiche Fotos, moderne Gemälde und anderes Handwerk ausgestellt. Man kann sich in Ruhe umschauen und wird nicht zu einem Kauf gedrängt.

Weiter nach Alta mit Stopp am Pikefossen

Wir fuhren weiter nach Alta, das die nördlichste Station unseres Lappland Roadtrips sein sollte.

Nach etwa 45km erreichten wir den sehenswerten, 8m hohen Wasserfall Pikefossen, der inmitten Tundra-ähnlicher Landschaft liegt. Der Weg hinunter an den Fuß des Wasserfalls war abenteuerlich, führte den steilen Hang hinunter und dann über Felsen und große Kieselsteine, bis wir endlich die perfekte Ausgangsposition für ein paar Bilder gefunden hatten.

Am späten Nachmittag erreichten wir Alta und bezogen unser Hotelzimmer. Ein kleiner Spaziergang führte uns zur Nordlichtkathedrale, die direkt neben unserem Hotel lag.

Nordlichtkathedrale im Abendlicht

Die Kathedrale ist noch ganz jung: sie wurde erst 2013 geweiht. Der Sakralbau windet sich in einer Spirale um den schlanken Glockenturm und soll in seiner Form an wellenförmige Nordlichter erinnern.

Plötzliche Aufregung: NORDLICHTER!

Wir wollten uns gerade ins Bett legen. Michael rückte noch einmal den Vorhang zurecht, als er plötzlich rief: „Nordlichter!“ Ungläubig kam ich zu ihm ans Fenster. Und tatsächlich, da war ein grünlicher Schleier am Himmel!

Kurzeitig brach Panik im Zimmer aus, als wir beide schnell unsere Outdoor-Klamotten anzogen und hastig die Kameraausrüstung schnappten. Keine fünf Minuten später standen wir auch schon ungeduldig am Aufzug.

Dann hieß es, schnell zum Auto und raus aus der viel zu hellen Stadt. Wir wollten die Küstenstraße entlang aus der Stadt rausfahren. Blöd nur, dass die Straße über Kilometer beleuchtet ist.

Wir waren ziemlich angespannt, weil die Nordlichter ja nicht ewig auf uns warten würden. Also bogen wir einfach irgendwo ab und fanden glücklicherweise eine größere Kreuzung im Wald.

Als dann die ersten Bilder auf der Speicherkarte waren, ließ die Anspannung endlich wieder nach und bewunderten überglücklich und sprachlos das Schauspiel über uns.

Unterkunft: Thon Hotel Alta in Alta

Modernes Businesshotel mit netten Zimmern und schönem Fernblick – je nach Stockwerk und Lage des Zimmers. Im gleichen Gebäude befindet sich auch ein Einkaufszentrum.

Tag 5 Das Alta Museum und eine Nacht im Glas-Iglu

Felsritzungen im Alta Museum

Heute stand Kultur auf dem Programm: das Alta Museum mit bis zu 7000 Jahre alten Petroglyphen (Felsritzungen), die von der UNSECO als Weltkulturerbe geschützt werden.

Holzboot am Alta Fjord

Das Museum liegt direkt am Altafjord und ist schon wegen der Aussicht einen Besuch wert. Es gibt zwei Runden, die man auf dem großen Freigelände des Museums laufen kann. Wir entschieden uns für eine Kombination beider Runden mit einer Gesamtstrecke von etwa 4km.

Bewaffnet mit Audioguides und einer Broschüre ging es los. Auf der Strecke gibt es 25 Stopps, an denen man viel über die Petroglyphen und deren Bedeutung erfahren kann.

Teilweise sind die Felsritzungen nachgemalt. Die Farbe soll langfristig aber entfernt werden. Ich fand sie sehr hilfreich, um auf den großen, glatten Steinplatten die zahlreichen Ritzungen erkennen zu können. Das trächtige Rentier (letztes Bild) war ohne Farbe nur sehr schwer zu finden.

Anschließend wartete noch der Innenbereich mit weiteren Petroglyphen und Wissenswertem zu Religion, Nordlichter, dem frühen Handel in der Region etc.

Öffnungszeiten:

  • Januar bis Mitte März
    Mo – Fr 9:00 – 15:00
    Sa – So 11:00 – 16:00
  • Mitte Mai bis Mitte Juni
    täglich 8:00 – 17:00
  • Mitte Juni – Mitte August
    täglich 8:00 – 20:00
  • Mitte August – Mitte September
    täglich 8:00 – 17:00
  • Mitte September bis Ende Dezember
    Mo – Fr 9:00 – 15:00
    Sa – So 11:00 – 16:00

Weiterfahrt zum Lyngenfjord

Leider hatten wir im Museum etwas getrödelt und mussten daher bis zu unserem Tagesziel am Lyngenfjord ohne größere Stopps durchgefahren.

Futuristische Brückenkonstruktion
Wasserfall Navitfoss in Lappland
Der Wasserfall Navitfoss, über den wir eher zufällig gestolpert sind.

Die Strecke war landschaftlich beeindruckend und führte größtenteils am Meer entlang. Die vorgelagerten Inseln und Halbinseln erschufen mit ihren hochaufragenden Bergen eine spannende Kulisse für unseren Lappland Roadtrip.

Aquakultur am Fjord
Entlang der Strecke sahen wir zahlreiche Aquakulturen.

Wir fuhren den Pass über die Hügelkette Kvænangsfjell hinauf und hielten an einen Parkplatz für ein paar Bilder der kargen, aber spektakulären Landschaft.

Fjordpanorama

Weiter oben wäre auch noch ein Berghotel mit Restaurant gewesen, vom dem aus mal wohl auch einen tollen Blick auf den Fjord haben soll. Da waren die Bilder aber schon im Kasten.

Glas-Iglu am Lyngenfjord

Schließlich bogen wir auf die kleine Landzunge von Spåkenes ab und erreichten unser fast einsam liegendes Glas-Iglu. Die Selbstversorger-Unterkunft Lyngen North besteht aus zwei Ferienhäusern und zwei Iglus. Die Iglus liegen in erster Reihe direkt am Lyngenfjord und haben eine gigantische Aussicht.

Glas-Iglus und Ferienhäuser

Ein paar Deutsche aus einem der Ferienhäuser schwärmten von den Nordlichtern der letzten Nächte und so bereiteten wir schon einmal alles vor.

Nordlichter über dem Glasiglu

Nach dem Abendessen testeten wir die Liegeposition der Sessel und beobachteten den Himmel über uns. Mit dem Sonnenuntergang erstrahlten über uns auch schon der ersten grünen Nordlichter. Diesmal nahmen wir ganz entspannt die Fotoausrüstung, liefen die 20m zum Strand und positionierten die Stative zwischen den großen Kieselsteinen. Plötzlich waren die Nordlichter überall und wir wussten gar nicht mehr, in welche Richtung wir fotografieren sollten. Total irre!

Wann und wo kann man Nordlichter sehen? Und wie fotografiert man sie? Mehr dazu in meinem Artikel: Nordlichter fotografieren – wann, wo und wie?

Unterkunft: Lyngen North auf Spåkenes

Die Selbstversorger-Unterkünfte liegen direkt am Ufer des Lyngenfjords. Auf den etwa 20m² unseres Glas-Iglus war alles vorhanden, was wir brauchten: Bad, Küchenzeile, Essecke, Bett, Klimaanlage/Heizung. Super waren die Sessel mit Liegefunktion, mit denen wir den Himmel durch das Glasdach beobachten konnten.

Tag 6 Tromsø

Etwas wehmütig verließen wir Lyngen North. Eine zweite Nacht wäre toll gewesen.

Fahrt nach Tromsø

Wir fuhren weiter in Richtung Süden und hatten wieder eine spektakuläre Strecke entlang der Fjorde.

Landschaftlich spannend ist z. B. ein Seitenarm des Lyngenfjords, der 25km ins Landesinnere einschneidet. Mangels einer Brücke oder eines Tunnels muss der Fjord komplett abgefahren werden. Auf dem Wasser hatte sich das erste, dünne Eis gebildet. Sobald die Sonne aber über die Berge in den Fjord schien, löste es sich schnell wieder auf.

Vor dem 2,3km langen Skårdalstunnelen stoppte die Polizei den Verkehr, da es hinter dem Tunnel zu einem Unfall mit einem Schwertransporter gekommen war. Aber mal ehrlich: es gibt schlimmere Aussichten für eine 30 minütige Wartezeit 🙂 …

Spiegelung im Fjord

Irgendwann ging es weiter entlang der landschaftlich reizvollen Strecke. Und weil ich so gerne Foto-Spamming betreibe, noch ein paar Impressionen:

Nach einem Kaffee in Nordkjosbotn fuhren wir entlang des Balsfjords nach Tromsø, dessen Zentrum auf der Insel Tromsøya liegt. Die Stadt besitzt die am nördlichsten gelegene Universität der Welt und die berühmte Tromsdalen-Kirche, die den meisten aber eher unter dem Namen Eismehrkathedrale bekannt ist.

Underground parking extrem – Parkhaus im Verkehrstunnel

Wir parkten das Auto mitten in der Stadt in einer Tiefgarage, die sich als umfunktionierter, alter Verkehrstunnel herausstellte. Ich persönlich fand es etwas gruselig in dem Tunnel, dessen Wände teilweise nur aus mit Beton bespritztem Fels bestanden. Parken konnte man sowohl im Tunnel als auch in den früheren Versorgungs- oder Schutzräume.

Und ich dachte, nach dem Tunnelerlebnis in den Isländischen Westfjorden schockt mich so schnell nichts mehr: dort gibt es einen einspurigen Tunnel, in dem der Gegenverkehr ständig in Ausweichbuchten fahren muss. Auch sehr spannend.

Erster Eindruck von Tromsø

Wieder zurück an der Oberfläche schlenderten wir noch etwas am Hafen entlang.

Auf Grund der zahlreichen Studenten in der Stadt ist die Kneipen-Dichte beeindruckend. Und trotz der hohen Preise vor allem für alkoholische Getränke sind sie fast immer voll.

Tromsö von oben
Die Dachterrasse der Sportsbar unten im Bild war fast immer voll. Wir haben uns einmal die Getränkepreise angeschaut… das war nichts für unsere Reisekasse 🙁

Unterkunft: Comfort Hotel Xpress in Tromsø

In dem Hotel ist alles auf das Wesentliche beschränkt und das Zimmer war schon ziemlich klein. Frühstück gibt es hier nicht. Man kann aber im Lobby-Shop für etwa 8€ ein Frühstückspaket mit Kaffee/Tee kaufen. Wir sind nicht sehr anspruchsvoll und haben das einmal getestet. Aber das war nicht so unser Ding.

Tag 7 Botanischer Garten und Stadterkundung

Botanischer Garten im hohen Norden

Der Botanische Garten befindet sich auf dem Gelände der Universität. Ich hatte eigentlich nicht erwartet, dass noch irgendetwas blühen würde. Aber da wurde ich eines Besseren belehrt. Zugegeben, ein paar wenige Pflänzchen hatten hier und da schon etwas Gefrierbrand (z. B. die letzte, dicke Knospe der Pfingstrosen), aber die meisten Blumen schienen recht kälteresistent zu sein und blühten tapfer unter dem morgendlichen Raureif.

Eintritt in den Botanischen Garten Tromsø

Der Eintritt ist frei und der Garten ist immer zugänglich.

Rückweg in die Innenstadt

Für den Rückweg ins Zentrum nahmen wir den Weg über das Wald-/Naherholungsgebiet im Inselinnern von Tromsøya. Das war deutlich netter als der Hinweg durch das Gewebegebiet.

See im Inselinnern

Street Art in Tromsø

Nach einem leckeren, warmen Heidelbeerkuchen und Kaffee in einem neu eröffneten Café in der Storgata, fotografierten wir Tromsøs Streetart und andere Fassadenverschönerungen.

Weiser Spruch an Haus
Street Art Kind

Die Eismeerkathedrale – das Wahrzeichen von Tromsø

Anschließend besuchten wir die Eismeerkathedrale auf dem Festland, in der das angeblich größte Glasmosaik Europas zu finden ist. Es ist 23m hoch und ziert die Wand hinter dem Altar.

Ich fand aber vor allem die indirekte Beleuchtung in der Kirche toll, die durch die versetzen Stufen der Außenfassade entsteht.

Eintritt in die Eismeerkathedrale Tromsø

Öffnungszeiten:

täglich 15:00-18:00 Uhr

Der Abend am Hafen von Tromsø

Nach einem skandinavisch-teuren, aber super leckeren Abendessen am Hafen (83€ für 2 Cola und 2 Hauptgerichte aus der mittleren Preisklasse im Restaurant Lotus – sehr zu empfehlen!), widmeten wir uns den Nachtaufnahmen der Eismeerkathedrale.

Eismeerkathedrale bei Nacht

Wirklich nett: man hat – natürlich extra für uns 😉 – für ein schönes Feuerwerk gesorgt. Wäre doch gar nicht nötig gewesen…

Tag 8 Durch die Tundra zurück nach Finnland

Zurück ins finnische Lappland

Heute wartete auf uns die mit Abstand längste Tagesetappe von unserem Lappland Roadtrip (420km). Und da wir in Finnland wieder eine Stunde wegen des Wechsels der Zeitzone verlieren würden, starteten wir früh. Wir fuhren zurück bis kurz vor Skibotn und bogen in Richtung Finnische Grenze ab.

Wir wollten uns eigentlich den Wasserfall Rovijokfossen anschauen, der über Kaskaden 25m in die Tiefe stürzt. Leider war der Pfad an den Fuß des Wasserfalls wegen Steinschlag- und Absturzgefahr gesperrt. Von oben kann man die Kaskaden leider nur erahnen.

Rovijokfossen

Tundra in Lappland

Kurz vor der Grenze erinnerte die Landschaft wieder an die Tundra. Die dürren, verwachsenen Birken wurden kaum größer als 1,5m und bis zum Horizont war es hügelig und karg. Diese Landschaft hat mich total fasziniert. So trostlos sie auch wirkte, sie hatte etwas Beruhigendes, wie ich es auch aus der Wüste kenne.

Tundra nahe der Grenze

Endlich: Rentiere!

Wieder in Finnland sahen wir endlich Rentiere, die in Herden frei durch die Landschaft streifen. Wegen der nicht ungefährlichen Geweihe hielten wir lieber ein paar Meter Abstand.

Aber ein neugieriges Exemplar hat uns dann mal unter die Lupe oder besser unter die Nase genommen. Da es anschließend desinteressiert weggegangen ist, sind wir wohl geruchstechnisch durchgefallen 😉

Rentier nimmt Geruchsprobe

Temperatursturz

Bei der Weiterfahrt wechselte das Wetter mit jedem Kilometer: von sonnigen 17° in Tromsø hin zu nebeligen 4° mit leichtem Nieselregen in Levi.

Unterkunft: Hotel Levi Panorama in Levi

Großes Skihotel mit einem riesigen Zimmer und theoretisch mit einer super Aussicht. Leider endete das Panorama wegen des Nebels aber direkt hinter der Fensterscheibe. Das Frühstück war umfangreicher, als es für die wenigen Gäste in der Zwischensaison nötig gewesen wäre.

Tag 9 Pallas-Yllästunturi Nationalpark im Nebel

Der unaussprechliche Pallas-Yllästunturi Nationalpark

Wir fuhren zu Pallas-Yllästunturi Nationalpark und entschieden uns für die Runde von Särkijärvi nach Raattama und zurück nach Levi. Vor allem die Strecke Särkijärvi-Raattama, die direkt durch den Park führt, sollte lt. unseres Reise Know-How Reiseführers* besonders schön sein.

Im Park verläuft auch die Fichten-Baumgrenze. Das sind die Bäume, die wir von den typischen Lappland-Winterbildern kennen: dünne, lange Fichten, die dick in Schnee eingepackt sind. Und während wir zwischen den Wäldern entlangfuhren, ertappte ich mich dabei, mir die Landschaft im Winter vorzustellen. Wäre auch schön…

Fichten am See

Wanderweg im Pallas-Yllästunturi Nationalpark

Die Auswahl an Wanderwegen war leider überschaubar. Von den Parkzentren Pallas und Ylläs aus wäre sie größer gewesen, doch dann hätten wir sehr viel weiter fahren müssen. Also stoppten wir einfach auf dem Parkplatz, auf dem schon ein Auto und ein Camper standen (der Mensch ist ein Rudeltier) und marschierten los. Der Weg verlief schnurgerade und verlor sich bald im Nebel.

Nach 3km sollte ein Aussichtspunkt – in den Nebel – kommen, doch der war nach 2km plötzlich nicht mehr angeschrieben. Wir entschieden uns umzudrehen. Wir hätten ja sowieso keine Aussicht gehabt.

Auf dem Rückweg tauchten im Nebel plötzlich vier Rentiere auf, die geradezu wie mystische Erscheinungen wirkten.

Irgendwo im Nirgendwo

Bei der Weiterfahrt wurde die Asphaltstraße irgendwann zu einer Schotter- und dann zu einer Schlaglochpiste. Inzwischen befanden wir uns irgendwo im Nirgendwo und um uns herum war nur noch Wald. Gelegentlich sahen wir den Fluss neben uns. Die wenigen Dörfer bestanden hier nur noch aus einem Ortsschild mit 3 – 4 Häuser entlang der Piste. Wir fuhren weiter nach Levi und die Zivilisation hatte uns wieder.

Informationen zum Pallas-Yllästunturi Nationalpark

  • Eingänge von der 79 (Jerisjärvi oder Tepasto), der 21 (Äkäslompolo) und der 956 (Raattama)
  • Größe: 550 km²
  • Fjellkette, Wald- und Palsamoorgebiete, Seen, Teiche und Bäche
  • verschiedene Wanderwege vor allem ab der Zentren Pallas und Ylläs
  • Eintritt frei
  • Karte und weitere Informationen

Tag 10 Heimreise

Und schon war der Lappland Roadtrip zu Ende. Nach der Mietwagenrückgabe am Flughafen gingen wir zum Check-in und wurden schon einmal darauf vorbereitet, dass unser Anschlussflug von Helsinki nach Frankfurt überbucht wäre. In der Business-Class sollten aber noch freie Plätze sein. Wir hofften also auf ein Upgrade.

Dann kam die einzige Maschine des Tages aus Helsinki, die nach einem kurzen Aufenthalt auch wieder direkt dorthin zurückflog.

Überbuchter Flieger und Sitznachbarn mit Flugangst

Das mit der Business-Class wurde leider nichts… aber man fand noch Plätze für uns in der Economy-Class: die Frau neben Michael las während Start und Flug nervös in der Bibel und der kräftige Mann neben mir konnte seine Flugangst auch nicht verbergen: Unruhe, Schweißausbrüche und der erfolglose Versuch, sich mit der Bordzeitung abzulenken. Ich war selten so froh, endlich aussteigen zu dürfen.

Meine Empfehlung*

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Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Erfahrungsbericht, der auf meiner eigenen, ehrlichen Meinung beruht. Es bestanden keine bezahlten Kooperationen.

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