Namibias schönster Wanderweg: Tok Tokkie Trail

Den Blick nach unten gerichtet trat ich immer in die Fußspuren meines Vordermanns. Ich rutschte zwar immer noch bei jedem Schritt ein Stück zurück, aber so ließen sich die Dünen viel einfacher und müheloser erklimmen. Moment! Dünen? Ja, die Dünen des NamibRand Nature Reserves auf Namibias schönstem Wanderweg: dem Tok Tokkie Trail.

Unterwegs auf dem Tok Tokkie Trail

„Der Tok Tokkie Trail ist eine 3 tägige Wanderung durch die spektakuläre Landschaft des NamibRand Nature Reserves in Namibia mit Übernachtungen unter dem grandiosen Sternenhimmel des International Deep Sky Reserves.“

Eine Kurzbeschreibung dieser Art war Schuld daran, dass ich bereits 2013 verzweifelt versucht habe, den Tok Tokkie Trail irgendwie in unsere volle Reiseplanung zu quetschen… erfolglos. Daher war für mich klar: bei der nächsten Namibia Reise muss die Wanderung unbedingt dabei sein.

Gesagt – getan…

Tok Tokkie Trail

Erster Tag: Anreise und erster Kontakt mit den Dünen

Es war ungewöhnlich kalt (14°C) und es wehte ein unangenehmer Wind, als wir an der Tok Tokkie Farm „Die Duine“ ankamen. Die anderen Teilnehmer der Wanderung warteten bereits. Und nach einem gemeinsamen Mittagessen und ein paar Formalitäten stellten wir unser Hauptgepäck für den Transport bereit und schulterten unsere Rucksäcke.

Beginn des Tok Tokkie Trails

Ricardo fuhr uns im offenen Geländewagen zum Startpunkt unserer Wanderung. Eine wunderschöne Landschaft mit leuchtendem Dünengras auf rötlichen Sandbergen und dekorativen Kameldornbäumen zog an uns vorbei. So schön der Anblick auch war, so kalt war der unangenehme Fahrtwind. Daher war ich froh, als wir endlich ankamen.

Vor uns lag eine grasbewachsene, leicht ansteigende Ebene und dahinter unsere erste Düne. Los geht’s!

Mit jedem Schritt gab der Sand unter mir nach und ich rutschte wieder ein gutes Stück die Düne hinunter. Das Überwinden der wenigen Meter hohen Düne war ungewohnt mühsam und das ständige Rutschen ließ die Düne höher erscheinen, als sie tatsächlich war. Doch es war schnell klar, dass sich die Anstrengung lohnt: die Aussicht von oben war überwältigend!

Blick über den Dünenkamm
Hinter jeder Düne wartete ein neues Fotomotiv.

Wenn ich allein gewesen wäre, hätte ich mich ewig in den Sand setzen können, um die Dünenlandschaft vor der Bergkulisse zu bewundern. Doch die Gruppe marschierte weiter.

Ricardo ließ uns immer wieder anhalten und wir lauschten seinen Erklärungen zu Flora und Fauna. Und wenn wir nicht seinetwegen stoppten, dann weil sich hinter jedem Dünenkamm ein neues Panorama mit Wow-Effekt präsentierte.

Ankunft am ersten Übernachtungscamp

Nach 3 km erreichten wir das erste Camp auf einer Düne. Unser Begleitteam Puye und Willie hatte bereits alles für uns vorbereitet: unser Hauptgepäck wartete in unserer „Dünen-Suite“, die Feldbetten waren mit warmen Bedrolls ausgestattet (wind- und wasserdichte Schlafsäcke mit integrierter Matratze), die mobilen Waschbecken waren frisch gefüllt und die lange Tafel war hübsch für unser dreigängiges Abendessen gedeckt.

Düensuite mit Aussicht
Unsere Dünen-Suite mit Aussicht.
Eimerdusche
Etwas abseits stand die Eimerdusche. Wir hatten die Wahl zwischen kalt, warm und heiß.

Frostiges Abendessen und kalte Nacht

Am Tisch warteten bereits Ponchos auf uns, die wir alle dankbar überzogen. Doch obwohl der Poncho wärmte, war es einfach zu kalt. Auch Ricardo bestätigte, dass wir für unsere Wanderung eine ziemlich ungemütliche Kaltfront erwischt hatten. Wenige Tage zuvor wäre es noch viel angenehmer gewesen.

Kaum war die Sonne untergegangen, wurde es schlagartig eiskalt und der permanente Wind tat sein Übriges.

Als ich mich nach dem Abendessen in Richtung Feldbett verabschiedete und legte nur widerwillig einen Stopp an der offenen Buschtoilette ein. Meine Klamotten behielt ich einfach an, als ich in die Bedroll schlupfte und freute mich über die Wärmflasche, die dort schon auf mich wartete. Wenig später verteilte Willie noch eine weitere Wärmflasche an alle.

Gigantischer Sternenhimmel

Nachdem ich das Temperaturproblem halbwegs im Griff hatte, konnte ich endlich den Blick zum Sternenhimmel genießen. Scheinbar Millionen Sterne und das gigantische Zentrum der Milchstraße leuchteten über mir. Es war unbeschreiblich. Die Region darf sich nicht umsonst International Deep Sky Reserve nennen, denn es gibt praktisch keine Lichtverschmutzung.

Am liebsten hätte ich die ganze Nacht nach oben geguckt. Doch irgendwann musste ich meine Kontaktlinsen herausnehmen und die vielen Sterne vereinten sich zu einer einzigen, diffusen Lichtquelle. Dann kroch ich komplett in die Bedroll und wie ich am nächsten Morgen erfuhr, war ich mit dieser Maßnahme nicht die einzige.

Zweiter Tag: Frostiges Erwachen und Dünen, Berg und Feenkreise

Am Morgen waren das Fußteil der Bedroll und unsere Reisetaschen von Raureif überzogen. Meine Füße waren bereits seit Stunden eiskalt, als Ricardo uns am Morgen mit einem heißen Tee oder Kaffee weckte.

Raureif auf der Bedroll
Sonnenaufgang
Wann hat man schon einmal Gelegenheit, vom Bett aus so einen Sonnenaufgang zu erleben?

Das Aufstehen fiel mir trotz Kälte erstaunlich leicht und nach ein bisschen Aktivität wie Outdoor-Zähneputzen, Spaziergang zur Buschtoilette und Reisetasche packen war mir wieder einigermaßen warm.

Erster Wanderabschnitt des Tages

Nach dem Frühstück folgte das längste Teilstück des Tok Tokkie Trails: 9 km. Wir starteten mit der Überquerung einiger Dünen. Doch so anstrengend wie am Vortag war es nicht mehr. Ich hatte inzwischen gemerkt, dass es am einfachsten ist, in die Spuren des Vordermanns zu treten. Vor allem bergauf waren diese „Stufen“ eine konditionsschonende Art, die Sandberge zu erklimmen.

Webervogelnest
Ein großes Webervogelnest in einem Kameldornbaum. In solchen Gemeinschaftsnestern können ein paar hundert Vögel leben.

Nach einigen Dünen bogen wir in Richtung Berg ab und stiegen über einen alten Wildpfad den Horseshoe hinauf. Obwohl der Weg über einen relativ niedrigen Abschnitt des Berges führte, erwartete uns oben eine spektakuläre Aussicht über das NamibRand Nature Reserve. Ein ausgiebiger Fotostopp war quasi unvermeidbar.

Steiniger Pfad über den Berg
Panorama über pastellfarbene Landschaft
Blick ins Tal

Wir stiegen zu einer weiten Geröllebene ab, die nach und nach in eine Sandebene mit zahllosen Feenkreisen überging. Während die Landschaft aus der Ferne trostlos wirkte, entdeckte ich beim näheren Hinsehen überraschend viel Leben zwischen den Steinen.

Am Schafberg (auf dem obigen Foto mit der Wandergruppe) legten wir eine lange Mittagspause unter einem großen, einsamen Baum ein, der teilweise schon unter der Last einiger riesiger Webervogelnester kapituliert hat. Ein kleiner ausgehöhlter Stein und etwas Wasser wurden mein Zeitvertreib für die nächsten Stunden, während der Rest der Gruppe vor sich hindöste. Es war faszinierend, wie viele Tiere sich an dem Mini-Wasserloch einfanden.

Mittagscamp
Lilie im Sand
Sehr überraschend war eine Lilie, die nahe des Mittagscamps mitten im Sand wuchs. Ein Pflanzenbuch in einer Unterkunft verriet ihren Namen: Hexacyrtis dickiana, ein deutscher Name? Fehlanzeige…

Zweiter Wanderabschnitt des Tages

Geben 15:30 Uhr setzten wir die Wanderung zu unserem zweiten, 3 km entfernten Übernachtungscamp fort.

Bezwinger einer Düne

Die Nacht versprach ähnlich kalt zu werden wie am Vortag. Doch diesmal gab uns Ricardo den Tipp, die Bedroll mit dem Poncho auszustopfen. Und tatsächlich war mir warm bis zum nächsten Morgen.

Dritter Tag: Windiger Morgen und letzte Etappe

Der Wind hatte in der Nacht kein bisschen nachgelassen, sondern nur einmal komplett die Richtung gewechselt. Da hilft nur: verkriechen und für Windschutz sorgen 🙂

ich versteckt in der Bedroll
Tee am Morgen
Der morgendliche Tee und das obligatorische Erinnerungsfoto.

Wie am Vortag wanderten wir direkt nach dem Frühstück los. Unsere letzte Etappe war 6 km lang und führte heute ausschließlich über Dünen. Den Gänsemarsch an den anstrengenderen Passagen hatte unsere Gruppe inzwischen perfektioniert, so dass 8 Personen meist nur eine Fußspur hinterließen. Und das war ursprünglich die von unserem Guide Ricardo, den wir die Dünen quasi vorspuren ließen.

Oryx-Junges im Gras
Ein Oryx-Junges flüchtete erschrocken durch das hohe Gras.

Wir näherten uns der künstlichen Wasserstelle DDR, trafen aber leider keine Tiere an. Also liefen wir Düne hoch – Düne runter weiter, bis wir die Farm Die Duine hinter den Sandbergen ausmachen konnten.

Die letzten Schritte fielen mir schwer. Nicht weil ich erschöpft gewesen wäre, sondern weil das Erreichen der Farm auch das Ende des Tok Tokkie Trails bedeutete. Zwar waren die Wetterbedingungen während der 3 Tage fast etwas grenzwertig (ich sage nur: erste Nacht), doch das lag vor allem an der schlechten Vorbereitung. Aber die wunderschöne Landschaft und die absolute Stille hätte ich gerne noch länger genossen.

Wissenswertes zum Tok Tokkie Trail

Allgemeines

Gesamtlänge und Dauer der Wanderung:

21 km verteilt auf 3 Tage

Gruppengröße:

2 – 8 Personen

Sprache:

Englisch

Eingeschlossen während der Wanderung:

Alle Mahlzeiten (Abendessen mit drei Gängen) sowie Kaffee, Tee, Saft, Softdrinks, Bier, und Wein

Mittagessen vor der Wanderung:

Buchung spätestens 3 Tage vorher (nicht im Preis inbegriffen)

Gepäck:

  • Transport des Hauptgepäcks
  • Wanderung nur mit einem Rucksack für das Nötigste

Übernachtungen

  • Feldbetten unter freiem Himmel mit einer Bedroll (warmer Schlafsack mit integrierter Matratze) inkl. Kissen
  • Handtücher, Seife, Duschbad und Shampoo sind vorhanden
  • Eimerdusche und luftige Toilette jeweils mit einem Sichtschutz, mobile Waschbecken aus Canvas

Team rund um den Tok Tokkie Trail:

  • 1 Guide
  • Begleitteam, das sich um die Camps und den Gepäcktransport kümmert

Lademöglichkeiten für Batterien/Akkus:

Keine, daher unbedingt genügend Ersatzakkus und ggf. eine Powerbank für das Handy mitnehmen

Anreise

Auf der C27 zwischen Sesriem und Betta – direkt gegenüber dem Abzweig zur D827 – weist ein grünes Schild auf NaDEET hin, die sich mit der Tok Tokkie Farm „Die Duine“ dieselbe 11 km lange Zufahrt teilen. Man durchquert das Tor an der C27 und fährt zwischen zwei Zäunen immer weiter in den Park hinein. Am nächsten Tor biegt man dem Wegweiser folgend nach links ab und erreicht die Farm innerhalb weniger Minuten.

Ausrüstung

Es wird empfohlen, immer mindestens 2 Liter Wasser beim Wandern dabei zu haben. Wer keinen Wanderrucksack und genügend Flaschen hat, kann sich beides an der Farm ausleihen (Achtung: der Wanderrucksack ist auf längere Strecken nicht unbedingt bequem). An der Farm, den Übernachtungs- und dem Mittagscamps können die Wasservorräte jeweils aufgefüllt werden.

Ansonsten ist eine Kamera aus meiner Sicht absolute Pflicht. Alternativ ein Handy, das gute Bilder macht.

Wanderstöcke halte ich nicht für notwendig und sind im rutschigen Sand auch nur schwer einsetzbar.

Kleidung

Neben Wanderkleidung, die der aktuellen Tagestemperatur angepasst ist, einer Kopfbedeckung, Sonnenbrille und festen Wanderschuhen, sollte man unbedingt ein paar zusätzliche Schichten für den Zwiebellook mitnehmen. Da die Nachttemperaturen in der Wüste auch unter den Gefrierpunkt sinken können, ist ein dicker Pullover oder Fleeze sowie eine warme, winddichte Jacke empfehlenswert. Auch Skiunterwäsche, Mütze, Schal und Handschuhe sind empfehlenswert. Kein Witz! Ich wünschte, ich hätte all das dabei gehabt…

Sonstiges

Sonnencreme empfehle ich nicht nur denjenigen mit heller/empfindlicher Haut. 3 Tage mit fast ununterbrochener Sonneneinstrahlung sind nicht ohne. Zudem freut sich die Haut wegen der extrem trockenen Luft über jede Zuwendung mit etwas Feuchtigkeit.

Kurzüberblick: Tok Tokkie Trail

  • Tag 1:
    • Beginn am Tok Tokkie Farmhaus um spätestens 14:00 Uhr
    • Art des Wanderwegs: Dünen
    • Wanderstecke an diesem Tag: 3 km (1 – 2 Stunden)
    • Meine Einschätzung der Schwierigkeit: leicht
  • Tag 2:
    • Beginn der Wanderung um ca. 8:00 Uhr
    • Art des Wanderwegs: Dünen, Berg, Geröll- und Sandebene
    • Wanderstrecke des ersten Abschnitts: 9 km (4 – 4,5 Stunden)
    • Meine Einschätzung der Schwierigkeit: mittel
    • Ein paar Stunden Pause im Schatten mit Mittagessen
    • Gegen 15:30 Beginn des zweiten Wanderabschnitts
    • Art des Wanderwegs Dünen
    • Wanderstrecke des zweiten Abschnitts: 3 km (2 – 2,5 Stunden)
    • Meine Einschätzung der Schwierigkeit: leicht
  • Tag 3:
    • Beginn der Wanderung um ca. 8:00 Uhr
    • Art des Wanderwegs: Dünen
    • Ankunft am Farmhaus zwischen 10:00 und 10:30 Uhr
    • Wanderstrecke an diesem Tag: 6 km (2 – 2,5 Stunden)
    • Meine Einschätzung der Schwierigkeit: leicht

Mehr Informationen und Buchung: TokTokkieTrails.com

Warst du in Namibia auch schon wandern? Wo warst du unterwegs und wie hat es dir gefallen?


Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Erfahrungsbericht, der auf meiner eigenen, ehrlichen Meinung beruht. Es bestanden keine bezahlten Kooperationen.


2 Gedanken zu „Namibias schönster Wanderweg: Tok Tokkie Trail“

  1. Hallo
    Gerne habe ich diesen interessanten Artikel gelesen. Wir werden nächsten Frühling/ April 2023 diesen Trail mit unseren drei Kindern machen.
    Zu welcher Jahreszeit warst du da?
    liebe Grüsse
    Karin

    Antworten
    • Hallo Karin,
      das war im September, also kurz nach dem Namibischen Winter. Daher hatten wir auch vergleichsweise kalte Temperaturen.
      Ich wünsche euch ganz viel Spaß!
      Liebe Grüße
      Verena

      Antworten

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