Was gibt es Schöneres, als in Wanderschuhen die Welt zu entdecken? Fernab von Alltag, Stress und Reizüberflutung die Natur genießen und den Akku wieder aufladen. Ein paar Stunden oder ein ganzer Tag sind ja schon Erholung pur, aber so richtig eintauchen in das Wandererlebnis kannst du erst mit einer Mehrtagestour. Wer wie ich aber nicht gleich in der Natur übernachten will, sondern den Luxus einer Unterkunft bevorzugt, braucht eine entsprechende Packliste für eine mehrtägige Wanderung.
Meine erste Wanderung dieser Art war der Fränkische Rotweinwanderweg, südlich von Aschaffenburg. Es war eine landschaftlich schöne, 79km lange Wanderung entlang einzigartiger Weinterrassen, mit Abstechern in schattige Wälder oder zum Main und mit herrlichen Aussichten in die churfränkische Weinlandschaft. Einfach nur traumhaft.
Wenn du gerne mehr Informationen zum Fränkischen Rotweinwanderweg haben möchtest, werfe einen Blick in meinen umfangreichen Artikel.
Dort findest du auch Tipps, falls du zum Beispiel nur eine einzelne Etappen als Tagestour laufen möchtest.
Es hätte die Möglichkeit gegeben, den öffentlichen Nahverkehr für die Verbindung zwischen einem Hotel und den jeweiligen Start- und Endpunkten der Tagesetappen zu nutzen. So hatte ich das zum Beispiel auf dem Fränkischen Dünenweg gemacht und war auf diese Weise nur mit einem super leichten Tagesrucksack unterwegs.
Doch ich entschied mich, meinen Mini-Hausstand für die 4 Übernachtungen in meinen Rucksack zu packen. Schließlich konnte das ja gar nicht so viel sein. Und tatsächlich wog mein Rucksack inklusive 1,5l Wasser und ein paar Snacks nur 7,5kg. Auch wenige Wochen später auf dem ca. 140km langen Taubertal Panoramaweg war das Grundgewicht gleich.
Inhaltsverzeichnis
„Hast du eine Packliste für eine mehrtägige Wanderung?“
Schon während meiner ersten Wanderung erreichte mich die Frage, was ich alles in meinen Rucksack gepackt habe und ob ich irgendwelche Tipps hätte. Und nachdem ich den Artikel zum Fränkischen Rotweinwanderweg veröffentlicht hatte, erhielt ich die Frage erneut.
Ich hatte mir vor der Wanderung einige Gedanken zu den Thema gemacht und beschloss trotz der bis dahin einmaligen Erfahrung diesen Artikel zu verfassen und dafür stetig zu aktualisieren.
Die Route beeinflusst deine Packliste
Bevor du dir Gedanken wegen einer Packliste für eine mehrtägige Wanderung machst, solltest du dich über die Route informieren. Da meine Liste auf der Grundlage basiert, dass du jeden Abend eine feste Unterkunft hast, stellen sich Fragen wie Trinkwasserversorgung entlang der Strecke und Anforderungen an einen Schlafsack/Zelt nicht.
Trotzdem beeinflusst die Route stark, was du an Ausrüstung mitnehmen solltest.
- Bist du in den Bergen unterwegs? Dann könnten Wanderstöcke ratsam sein.
- Ist es eine Wintertour? Dann hat das Einfluss auf die dicke bzw. die Anzahl der Lagen deiner Kleidung und erhöht zwangsläufig auch das Gewicht des Rucksacks.
- …
Die Wahl des richtigen Rucksacks
Die Auswahl an Wander-, Touren- und Trekkingrucksäcken ist riesig und die Frage nach dem richtigen Rucksack hängt von der Anzahl der Wandertage, der Notwendigkeit an spezieller Ausrüstung und natürlich deinem persönlichen Bedarf ab.
Wie groß ist der perfekte Rucksack für eine mehrtägige Wanderung?
Die normale Faustregel lautet:
- Tagestour: Wanderrucksack bis 30l
- Mehrtägige Wanderung: Tourenrucksack zwischen 30 und 50l
- Mehrwöchige Trekkingtour: Trekkingrucksack ab 50l
Aber jede Regel hat auch ihre Ausnahmen. Denn mein bisheriges Maximum waren 6 Tage, für die mir problemlos ein Wanderrucksack mit 26l ausgereicht hat… also eigentlich ein Tagesrucksack.
Dafür reduziere ich meine Ausrüstung entsprechend, wobei ich noch lange nicht in die Kategorie der Ultraleicht-Wanderer gehöre. Zahnbürste absägen kommt für mich zum Beispiel nicht in Frage! Ganz im Gegenteil nehme ich meine vergleichsweise schwere elektrische Zahnbürste mit.
Du siehst also, dass die grobe Faustregel nur einen Anhaltspunkt liefern kann. Letztendlich hängt die Rucksackgröße von deinen eigenen Bedürfnissen ab.
Was muss der perfekte Rucksack für eine mehrtägige Wanderung können?
Egal wie groß ein Rucksack ist: er muss vor allem bequem sitzen. Doch es gibt einige Punkte, die Kauf entscheidend sind oder sein können:
- Passende Rückenlänge des Rucksacks (es gibt spezielle Modelle für Männer/Frauen und auch Modelle mit anpassbarer Länge)
- Gepolsterte Schulter- und Hüftgurte
- Abstand zum Rücken z. B. durch ein Netz-Rückensystem
- Mindestens ein Außenfach
- Netzfächer an der Seite für Flaschen
- Kompressionsriemen
- Wasser abweisendes Material mit zusätzlicher Regenhülle
- Befestigungsmöglichkeit für Wanderstöcke (falls nötig)
- … und er sollte schon irgendwie cool aussehen 😉
In speziellen Outdoorläden stehen Säcke mit unterschiedlichem Gewicht zur Verfügung, mit denen du die zur Auswahl stehende Rucksäcke bestücken kannst. So kannst du den Tragekomfort mit einem realistischen Gewicht testen. Laufe ruhig etwas mit dem Rucksack durch den Laden und fühle, ob er zu dir und deinem Rücken passt.
Auf diese Weise fiel meine Wahl auf den Osprey Hikelite 26* (obwohl der Hüftgurt nicht gepolstert ist).
Anfangs waren die Schultergurte des neuen Rucksacks noch recht steif und ich litt während der ersten Tage unter schmerzhaften Druckstellen am Schlüsselbein. Wie bei Schuhen musst du einen Rucksack unter Umständen erst „einlaufen“.
Packwürfel für Ordnung und Platz – einfach nur genial
Ich hasse Unordnung im Gepäck: ewiges Suchen, weil die Kleidungsstapel trotz Spanngurt irgendwie immer leicht ineinanderrutschen und ein unverwechselbarer Crinkle-Look, als hätte man in seinen Klamotten geschlafen.
Daher hatte ich vor unserem Island-Roadtrip im Februar ein Packwürfel-Set mit Kompression* gekauft, denn gerade bei einem Roadtrip mit mehreren Unterkünften kann das ständige Ein-, Aus- und Umpacken echt nerven. Packwürfel sorgen für eine angenehme Ordnung und ich fragte mich schon während der Reise, warum ich nicht schon viel früher auf die Idee gekommen bin.
Für eine mehrtägige Wanderung sind solche Packwürfel ebenfalls eine geniale Lösung und die Kompression sorgt für eine willkommene Platzersparnis. Ein bisschen Tetris und schon ist der Rucksack mit wenigen Handgriffen fertig gepackt. Alles ist leicht auffindbar und Faltenbildung wird deutlich reduziert.
Wichtig beim Rucksack packen:
- Schwere Packwürfel/Ausrüstung nach unten in Rückennähe und leichtere nach oben bzw. weg vom Rücken. So trägt sich das Gewicht leichter und du hast eine bessere Balance.
- Wichtige Ausrüstung immer griffbereit verstauen. Flaschen nach außen in die Netztaschen und Regensachen für alle Fälle oben im Rucksack
Ich packe meinen Rucksack und nehme mit…
Kleidung und Hygiene für eine mehrtägige Wanderung
Ich nehme bei mehrtägigen Wanderungen nur wenig Kleidung mit, denn in meinem Reisegepäck befindet sich immer ein kleines Reisewaschmittel. Es ist Gold wert, wenn man nicht Unmengen an Kleidung mitschleppen möchte. So reicht der eine Satz Wanderkleidung am Körper aus, da T-Shirt, Unterwäsche und Wandersocken jeden Abend in der Unterkunft gewaschen werden können. Ein Reservesatz Wanderkleidung ist auf diese Weise ein unnötiger Luxus.
Es ist natürlich Geschmackssache, ob man jeden Tag mit denselben Klamotten herumlaufen möchte… selbst wenn sie frisch gewaschen sind. Aber es spart Gewicht und je länger man unterwegs ist, umso mehr zählt jedes Gramm.
Nun aber zur Kleidungsliste für eine tägige Wanderung, wenn unterwegs gewaschen wird:
Am Körper
- bequeme Wanderhose
- schnell trocknendes Funktions-T-Shirt
- gut eingelaufene Wanderschuhe, ggf. wasserdicht
- Unterwäsche
- bequeme Wandersocken, hier muss leider jeder die perfekten Socken finden, die sowohl zu den Füßen, als auch zu den Wanderschuhen passen. Eine falsche Kombi könnte zu Druckstellen und Blasen führen.
Im Rucksack
- Fleece, perfekt bei morgendlicher Kühle, Pausen im Schatten oder bei Wind
- leichte Regenjacke/-hose, wenn das Wetter andere Pläne hat; meine Funktionsjacke von Maier Sports* war mir bisher ein treuer Begleiter
- ggf. leichte Daunenjacke bei Wanderung in einer kühleren Jahreszeit
- Kleidung für Frühstück und Abendessen, z. B. ein leichte Jeans, besseres T-Shirt, leichte Freizeitschuhe und ggf. eine (Strick-) Jacke
- Schlaf-Kombi, T-Shirt oder was auch immer du hier bevorzugst
- Cappy oder ähnliches als Sonnenschutz
Kulturbeutel
- Zahnbürste und kleine Zahnpasta
- Haarbürste
- Deo
- Sonnencreme
- Reisewaschmittel
- Nagelset
- Kleines Erste Hilfeset, (Blasen-) Pflaster, Schmerztabletten, Desinfektionsmittel, Insektenspray, Mittel gegen Durchfall und individuelle Medikamente
- Individuelles: Brille/Kontaktlinsen, Damenhygieneartikel, …
Zum Glück kann man sich inzwischen fast überall darauf verlassen, dass Shampoo und Duschbad in der Unterkunft zur Verfügung stehen. Die Gewichtsersparnis ist deutlich! Ich hatte ansonsten nur das Nötigste dabei, der restliche Inhalt des Kulturbeutels hängt sehr von den persönlichen Bedürfnissen ab.
Dokumente und Technik für eine mehrtägige Wanderung
Dokumente und Unverzichtbares
- Geldbeutel mit Bargeld/Karte, Ausweis, Führerschein, Krankenversicherungskarte
- Handy
- Wanderkarte mit der Route (in Papierform oder auf dem Handy)
- Taschenmesser
- ggf. Wanderstöcke
- Regenhülle für den Rucksack
Technik-Kram
Ohne geht es leider einfach nicht mehr, auch wenn das Zeug teils unförmig und schwer ist.
- Ladekabel fürs Handy
- 1-2 zusätzliche Kameraakkus
- Ladegerät für Kameraakkus
- ggf. Powerbank
- Selfiestick, praktisch, wenn man wie ich allein unterwegs ist und beweisen will, dass man tatsächlich vor Ort war 😉
- Stirnlampe, seit ich mal nach Sonnenuntergang ohne Taschenlampe und Mondschein im Wald stand, ist sie immer dabei.
Tipp bei Verspannungen: Wenn du wie ich ganz gerne unter Verspannungen leidest, kann ich dir die Mitnahme eines Tennisballs empfehlen. Das Gewicht ist überschaubar und du kannst damit durch Druck und langsames Rollen Verspannungen effektiv lockern (für Rücken/Schultern am besten an einer Wand, für Beine am Boden)
Verpflegung für unterwegs
Nachdem ich mich in den vergangenen Jahren immer darüber geärgert hatte, dass ich irgendwelche Plastikflaschen mit Wasser mit mir herumtrug, die sich über den Tag an die Außentemperatur anpassten, musste etwas Besserer her.
Ich wollte möglichst auf Kunststoff verzichten und entschied mich für Thermoflaschen aus Edelstahl*… trotz des Gewichts. Aber ich muss sagen, dass es mir das wert ist und ich auch am Ende eines heißen Tages noch kühles Wasser in den Flaschen habe. Im Winter kommt dann Tee rein.
Für unterwegs sind Müsli- und Schokoriegel bzw. Nüsse praktisch, die ich entweder in einer Box verstaue oder mit einem Gummi zusammenhalte. Die Menge hängt stark von den Einkehrmöglichkeiten während der Wanderung ab. Aber es ist trotzdem immer eine gute Idee, noch einen Snack für alle Fälle dabei zu haben. Schließlich kann ein Gasthof mal geschlossen haben oder die Muskeln verlangen spontan nach Input.
An besonders heißen Tagen nehme ich Müsliriegel mit gesalzener Schokolade mit. Die Schokolade ist zweifellos eine Sauerei, aber das Salz ist wichtig, um den Elektrolytverlust durch das Schwitzen halbwegs auszugleichen. Möglich wären natürlich auch gesalzene Nüsse… die kleckern weniger 😉
Die Kamera immer griffbereit
Handys machen inzwischen zwar immer bessere Bilder, aber mit einer richtigen Kamera können sie trotzdem nicht mithalten. Gute Bilder sind mir wichtig und mach unterwegs erfahrungsgemäß sehr viele. Also muss die Kamera griffbereit sein, damit ich sie nicht jedes Mal aus dem Rucksack holen muss… unter Umständen alle paar Meter 😉
Daher suchte ich eine Kameratasche, die ich in den Beckengurt des Rucksacks fädeln konnte. Ich mag Bauchtaschen zwar gar nicht, aber leider sind sie sehr praktisch.
Wichtig war, dass die Tasche wasserfest sein musste, schließlich macht das Wetter nicht immer, was man möchte.
Meine Wahl fiel auf eine Peak Design Pouch*, in die meine Kamera mit einem Standardobjektiv plus ein paar Kleinigkeiten passen. Da ich aber auch die Kameragute von Peak Design* mit dem vielseitig einsetzbaren Befestigungssystem nutze, kann ich die Tasche auch als Handtasche nutzen und ihre Größe dank des Klettverschlusses je nach Umfang des Inhalts variieren. Sie steht übrigens auch Männern da unisex 😉
So, das waren meine Tipps und eine Packliste für eine mehrtägige Wanderung – vorausgesetzt, dass du nachts in einem Bett schläfst und somit keine Campingausrüstung benötigst.
Bist du der Meinung, dass ich etwas vergessen habe? Dann hinterlasse gerne einen Kommentar.
Dieser Artikel basiert auf meinen Erfahrungen und meiner eigenen, ehrlichen Meinung. Es bestanden keine bezahlten Kooperationen.
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