Island Roadtrip im Winter – die perfekte Route

Island ist ein wunderschönes Reiseziel für alle, die wilde und ursprüngliche Natur suchen. Wer die Insel schon einmal im Sommer besucht hat, findet sich im Winter in einer vollkommen veränderten, eisigen Welt wieder. Ein Island Roadtrip im Winter ist daher vollkommen anders und die Umrundung der Insel würde ich in dieser Jahreszeit zum Beispiel nicht unbedingt empfehlen. Das ist aber auch nicht unbedingt notwendig: wenn du vereiste Wasserfälle, schneebedeckte Berge und dampfende Thermalfelder inmitten winterlicher Kälte erleben möchtest, dann ist das deine Route.

8 Tage Winter-Roadtrip in Island

Für manche mag es vollkommen abwegig erscheinen, für andere ist es ein Winter-Abenteuer. Wir zählen ganz klar zur zweiten Gruppe, denn wir wollten schon lange einmal die raue Insel im Winter erleben, in die wir uns bereits im Sommer 2011 verliebt hatten.

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Island im Winter – das musst du beachten

Wir konnten es kaum erwarten, unsere Lieblingswasserfälle umgeben von Eis zu sehen und auch der Besuch einer blau schimmernden Gletscherhöhle stand gang oben auf unserer Liste. Nordlichter wären auch toll gewesen, aber dann hätten wir bei der Planung den Vollmond berücksichtigen müssen. Das haben wir schlicht vergessen…

Die perfekte Route für einen 8 tägigen Island Roadtrip im Winter

Da der Golfstrom die Insel im Süden und Westen streift, herrschen dort vergleichsweise angenehme Temperaturen. Wir hatten immer um die 0°C, was etwa derselben Temperatur entsprach wie zu Hause. Allerdings fühlt es sich in Island wegen des ständigen Winds immer deutlich kühler an.

Island Roadtrip im winter

Richtig kalt wird es im Norden und Osten der Insel, wo der wärmende Golfstrom fehlt. Hier ist zu dieser Zeit auch mit schlechteren Straßenverhältnissen zu rechnen und die Wahrscheinlichkeit für Sperrungen der beliebten Ringstraße liegt etwas höher (Infos zu aktuellen Straßenverhältnissen findest du unter road.is). Ist man von so einer Sperrung betroffen, wirft das leicht die ganze Reiseplanung durcheinander. Daher würde ich persönlich von einer Inselumrundung eher abraten.

Das ist aber auch nicht notwendig. Wer einen Island Roadtrip im Winter unternehmen möchte, findet im Süden und Westen der Insel alles, was das Abenteuerherz begehrt. Wenn die Zeit begrenzt ist und man innerhalb einer Woche vor allem Gletscher, Gletscherlagunen, Wasserfälle und Thermalquellen sehen möchte, dann ist man an der Südküsten richtig. Daher führte unsere Route an der Küste entlang bis zur größten Eiskappe Europas: dem Vatnajökull.

Unterwegs erlebten wir zum Beispiel Wasserfälle wie Gullfoss, Faxifoss und Seljalandsfoss, die Springquelle Strokkur, die Gletscherlagune Jökulsárlón, den Diamond Beach mit gestrandeten Eisbergen und eine Wanderung auf dem Gletscher Falljökull.

Anreise Island

mit dem Flugzeug
Flugzeit 3-4 Stunden
zum Beispiel mit Icelandair, Wow Air oder SAS ab Kopenhagen

mit der Auto-Fähre MS Norröna
Fahrzeit ca. 4 Tage
ab Hirtshals Dänemark bis Seyðisfjörður Island
wöchentlich (Fahrplan)

Tag 1 Anreise nach Island

Wir reisten über Kopenhagen nach Island und holten unseren Mietwagen am Flughafen ab. Es konnte losgehen mit unserem Island Roadtrip im Winter. Zunächst fuhren wir auf direktem Weg zum Bonus, der wenige Kilometer vom Flughafen entfernt liegt. Bonus ist eine Supermarktkette mit Filialen vor allem im Westen Islands, die etwas verträglichere Preise hat. Günstig ist das Einkaufen in Island zwar trotzdem nicht, aber zumindest etwas schonender für den Geldbeutel.

Umgeben von einem Winter Wonderland ging es weiter in Richtung Süden, wo wir nahe Selfoss zwei Nächte in einem Hotel gebucht hatten.

Tag 2 Das goldene Dreieck

Als erstes stand das sog. goldene Dreieck auf dem Plan. Wir wollten schon lange einmal vereiste Wasserfälle und dampfende Quellen inmitten der winterlichen Landschaft erleben. Und in dieser Region hat man dafür die besten Bedingungen.

Der Wasserfall Faxi

Wenn man von Selfoss in Richtung Norden fährt, kommt man als erstes am Wasserfall Faxi vorbei. Dieser hat im Schatten des bekannten Gullfoss lange ein recht trauriges Dasein gefristet. Allerdings vollkommen zu Unrecht, denn auch der Faxi hat eine beeindruckende, breite Abbruchkante, über die gigantische Wassermassen rauschen.

Die Parkgebühr kostet 700 ISK (Stand 02/2020)

Faxifoss im winter, Island Roadtrip im winter

Springquellen Haukadalur

Sommer – Winter. Es scheint kaum einen Unterscheid zu machen: es stehen immer Menschenmassen an der Springquelle Strokkur, um die spektakuläre Fontäne zu erleben. Die lässt ein paar Minuten auf sich warten, in denen man mit der Kamera und schweren Armen dasteht und auf den kurzen Moment wartet. Wer zu spät auf den Auslöser drückt, hat noch eine Runde mit schweren Armen vor sich 😉 Aber es lohnt sich!

Strokkur im winter

Kleiner Tipp: achte darauf, von wo der Wind kommt. Sonst wirst unfreiwillig geduscht und das ist selbst im isländischen Sommer unangenehm.

Der Wasserfall Gullfoss

Der Wasserfall Gullfoss ist mit seinen beiden versetzten Abbruchkanten schon wirklich beeindruckend. Leider war an diesem Morgen der Wind extrem bzw. wir waren einfach noch nicht akklimatisiert und mussten unseren Zwiebellook noch optimieren. Also enterten wir nach kurzer Zeit den überteuerten Merchandising-Bereich und wärmten uns auf.

Gullfoss im Winter

Der Wasserfall Hlauptungufoss

Eine Wanderung am Nachmittag sollte uns eigentlich zum Bruarfoss bringen, doch der Weg war weiter als gedacht und die Sonne ging langsam unter. Also tobten wir uns zusammen mit einem Dutzend anderer Fotografen gleich am ersten Wasserfall auf dem Weg aus, dem Hlauptungufoss.

Hlauptungufoss im winter
Hlauptungufoss im winter

Tag 3 Die Südküste Islands

Heute war ein längerer Fahrtag (270km), der immer wieder von Stopps an sehenswerten Orten unterbrochen wurde.

Der Wasserfall Seljalandsfoss

Als ersten hielten wir an meinem persönlichen Lieblingswasserfall, dem Seljalandsfoss. Während normalerweise ein Weg hinter den Wasservorhang führt, hat man diesen vorsichtshalber wegen der dicken Eisschicht gesperrt.

Tipp: wenn du dir die 700 ISK Parkgebühren sparen möchtest, parke dein Auto am ersten Parkplatz und laufe ein kurzes Stück (Parkplatz direkt an der Abfahrt von der Ringstraße)

Island Roadtrip im Winter
Seljalandsfoss im Winter

Der Wasserfall Skogafoss

Es folgte Michaels Lieblingswasserfall, der Skogafoss, der über eine breite Kante 60m in die Tiefe stürzt. Je näher wir der Gischtwolke kamen, umso vereister wurde der Untergrund. Eine verdammt rutschige Angelegenheit!

Skogafoss im Winter
Island Roadtrip im Winter

Tipp: wenn du nah an den Wasserfall herangehen möchtest, solltest du dir bereits in Deutschland Eiskrallen* kaufen. Wir haben daraus gelernt…

Ausflug zum Flugzeugwrack

Im Winter 1973 stürzte ein amerikanisches Militärflugzeug über dem Sólheimasandur ab. Heute ist es eine Touristenattraktion, hat einen eigenen Parkplatz und sogar einen Shuttle-Service.

Der kostet übrigens 1800 ISK pro Richtung… verdammt teuer. Der Weg bis zum Wrack zieht sich aber ganz schön und wenn der Wind für kräftige Schneeverwehungen sorgt, ist es zumindest eine Alternative.

Island Roadtrip im Winter

Der schwarze Strand Reynisfjara

Ein schwarzer Strand mit wunderschönen, hohen Basaltsäulen… und mörderischen Wellen. Der Strand Reynisfjara ist der Touristenkiller Nr. 1 in Island, da viele die mächtigen Wellen unterschätzen. Wenn man aber zum Meer Abstand hält (am besten ein gutes Stück mehr, als man eigentlich für notwendig hält), ist es ein toller Ort zum Fotografieren.

Reynisfjara Island, Island Roadtrip im Winter

Tag 4 Vatnajökull Nationalpark

Der Wasserfall Svartifoss

Die erste Wanderung zum Svartifoss lag bereits 9 Jahre zurück. Damals hatten wir die Mitternachtssonne genutzt und sind erst gegen 21 Uhr losgelaufen. Diesmal starteten wir morgens, folgten den Hinweisschildern und kämpften uns den vereisten Wanderweg entlang. Viele Wanderschuhe hatten den Schnee zu einer unangenehmen Eisfläche poliert und auch hier wären Eiskrallen* Gold wert gewesen.

Auf der Strecke liegen noch weitere, weniger spektakuläre Wasserfälle. Zumindest schneiden sie im direkten Vergleich mit dem Svartifoss schlecht ab, denn der ist mit seinem Rahmen aus Basaltsäulen einmalig schön.

Island im Winter Svartifoss, Island Roadtrip im Winter

Die Parkgebühr kostet: 750 ISK (Stand 02/2020)

Tipp: wenn du Eiskrallen* hast, kannst du auf der anderen Seite der Brücke über die komplett vereisten Stufen weiterlaufen. Andernfalls gehe besser wieder auf demselben Weg zurück.

Mehr Informationen zu dieser Wanderung findest du bei Komoot (hier geht’s zu meinem Komoot-Profil):

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Glacier Walk nahe Skaftafell

Am Vortag hatten wir bei Arctic Adventures eine Gletscherwanderung mit Besuch einer Eishöhle gebucht und gegen Mittag ging es los. Unser Ziel war der wenige Minuten entfernte Falljökull, auf der wir 2015 unsere ersten Erfahrungen mit Steigeisen gemacht hatten. Seitdem hatte sich der Gletscher erschreckend weit zurückgezogen. Unseren damaligen Idiotenhügel gab es nicht mehr… erschreckend.

Unser Guide Jay führte uns durch regelrechte Eisschluchten und an tiefen Gletschermühlen vorbei. Es war anstrengend, aber es hat riesigen Spaß gemacht. Also dehnten wir die Wanderung noch etwas aus, so dass die Eishöhle am Ende fast etwas zu kurz kam. Doch da die Sonne inzwischen nicht mehr schien, war von dem leuchtend blauen Eis ohnehin nur wenig zu sehen. Schade, ich hatte mich sehr darauf gefreut. Aber die Tour war trotzdem klasse!

Gletscherwanderung Island
Gletscherwanderung Island
Gletscherwanderung Island
Gletscherwanderung Island

Tag 5 Gletscherlagune Jökulsárlón

Diamond Beach

Obwohl wir schon zwei Mal in der Nähe waren, besuchten wir zum ersten Mal den Diamond Beach. Rückblickend ist das unglaublich, denn wir hatten wirklich etwas verpasst. Denn die Eisberge treiben von der wenige hundert Meter entfernten Gletscherlagune Jökulsárlón hinaus aufs Meer und werden von den Wellen auf den schwarzen Strand zurückgeworfen. Es ist ein wunderschöner Strandabschnitt mit bizarren Eisskulpturen, die man einfach fotografieren muss. Uns ging es jedenfalls so, denn wir kamen vor lauter Fotos kaum voran 😉

Island Roadtrip im Winter, Diamond Beach

Gletscherlagune

Die Gletscherlagune ist zwar ein Touristenmagnet, doch im Winter verirren sich nicht ganz noch viele hierher wie im Sommer. Das liegt vor allem daran, dass die meisten nicht so weit in den Osten fahren. So verpassen sie aber ein absolutes Highlight.

Die Lagune ist voller großer und kleiner Eisberge, die am fernen Gletscher abgebrochen sind. Teilweise leuchten sie herrlich blau in der Sonne und manche haben schwarze Schichten von vergangenen Vulkanausbrüchen.

Jökulsarlon im Winter

Tag 6 Rückweg entlang der Südküste

Zeit für den Rückweg nach Westisland. Auf der bereits bekannten Strecke kann man nicht nur die Highlights von Tag 3 erneut besuchen, sondern auch weniger bekannte Orte entdecken.

Dverghamrar

An Dverghamrar sind wir bisher immer vorbeigefahren. Warum eigentlich? Der Name bedeutet quasi Zwergenklippe und tatsächlich haben wir nur etwa 5 Minuten für eine Umrundung der kleinen Basaltformation gebraucht.

Foss á Síðu

Direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite erwartete uns der Foss á Síðu. Im Sommer ist er recht unscheinbar, doch im Winter bildet sich unterhalb des Wasserfalls eine beeindruckende Eisformation.

Tag 7 Inmitten des Sturms

Nun, diesen Tag hatten wir uns anders vorgestellt. Aber Unwetter können in jedem Reiseland auftreten und man hat leider keinerlei Einfluss darauf.

Schon in den Tagen zuvor wurden wir von unserer Autovermietung vor dem Sturm der Stufe gelb gewarnt. Am Vortag wurde er dann auf rot hochgestuft und entpuppte sich letztendlich als Hurrikan der Kategorie 1.

Also saßen wir die meiste Zeit des Tages in unserem kleinen Cottage fest. Ich hätte mir gerne das Lava Center in Hvolsvöllur angeschaut, auch wenn es mit 3590ISK einen verdammt unverschämten Preis hat (das hatte in Folge des Sturms geschlossen). Und auch der Wasserfall Gljúfrabúi wäre noch nett gewesen. Aber das Wetter kann man halt nicht beeinflussen und in Island muss man diesbezüglich ohnehin eine gewisse Flexibilität mitbringen.

Eldsto Art Café in Hvolsvöllur

Als der Sturm nach Mittag eine Pause machte, fuhren wir ins nahegelegene Hvolsvöllur und tranken einen Kaffee im absolut empfehlenswerten Eldsto Art Café. Sie hatten dort zwar wegen des Sturm noch kein Warmwasser, doch der Strom funktionierte wieder… mehr brauchte es für den Kaffee nicht 😉

Tag 8 Rückreise

Zugegeben: der Island Roadtrip im Winter hätte länger sein dürfen. Aber ist das nicht immer so? Als Vollzeitbeschäftigte kann man sich das nicht immer raussuchen…

Nach dem Frühstück machten wir uns auf dem Weg zum Flughafen, gaben unseren Mietwagen ab und flogen über Oslo wieder nach Hause.


Island Roadtrip im Winter
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