Lost Places in Polen – Lokschuppen

Lost Places haben etwas Faszinierendes. Doch bei den deutschen „verlassenen Orten“ stört mich, dass sie meist so furchtbar sauber aussehen… als würde jemand den authentischen Dreck entfernen. Also haben wir uns nach einiger Recherche für Lost Places in Polen entschieden. Mein Highlight: der Lokschuppen bei Bytom.

Verlassene Orte – Lost Places

Lost Places sind gerade total angesagt. Und ich muss zugeben, dass mich dieser Virus auch gepackt hat. Wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass leerstehende Gebäude und heruntergekommene Industriegelände einmal erfolgreich in Bildbänden verewigt werden würden? Und tatsächlich werden bei meinem Lieblingsbuchhändler gerade drei solcher Sammelwerke prominent im Regal angepriesen.

Werkstatt Maschine

Keine perfekten Lost Places in Deutschland

Auf der Suche nach spannenden Locations habe ich mir so manchen deutschen Lost Place im Internet angeschaut. Doch ich finde fast immer einen Haken.

  • Zu sauber und aufgeräumt
    Oft sind mir die Orte zu sauber und sie machen nicht den Eindruck, als wären sie seit Jahren verlassen. Manche sogenannten Lost Places sehen aus, als würde man dort regelmäßig feucht durchwischen (z. B. das alte Stadtbad Leipzig). Laaaangweilig!
  • Nicht legal zugänglich
    Oder die Locations sind nicht legal zugänglich. Es gibt natürlich die Möglichkeit, den Besitzer ausfindig zu machen und um Erlaubnis zu bitten. Aber so ambitioniert möchte ich das Ganze nicht betreiben. Und Hausfriedensbruch kommt für mich nicht in Frage.
  • Zu weite Anreise
    Manchmal ist das Problem aber auch schlicht, dass die Anreise für einen einzigen verlassenen Ort einfach zu weit ist. Ich möchte nicht ein paar hundert Kilometer fahren, um dann zwei Stunden zu fotografieren.

Steckdose mit ablätternder Farbe

Schön heruntergekommene Lost Places in Polen

Da mir die verlassenen Orte in Deutschland nicht zusagten, erweiterte ich meinen Suchradius. Und wurde in Polen fündig. Dort gibt es unglaublich viel Leerstand und vielen Gebäuden sieht man an, dass sie schon seit Jahren nicht mehr genutzt werden.

Das Berliner Unternehmen Urbexplorer bot ein sehr interessantes, fotografisches Wochenende zu ein paar verlassenen Orten rund um Katowice an. Also auf zu den Lost Places in Polen!

staubige Wodka-Flaschen

Der Lokschuppen

Auf einem stillgelegten Bahnbetriebsgelände in Bytom findet der Lost Place-Begeisterte alles, was zu einem richtigen, verlassenen Ort gehört: Staub, Rost, morsche Holzdielen, abblätternde Farbe und etwas, das bei uns nicht lange herumstehen würde… alte Waggons und eine ausgeblichene, rosa Lok. In Deutschland würde man das ganze Altmetall sofort zu Geld machen.

Der zugängliche Bereich des Geländes teilt sich in die Werkstätten mit zahlreichen Maschinen und die Haupthalle mit den Güter- und Personenwaggons sowie der Lok.

Wir hatten drei Stunden Zeit, um all den herrlichen Schmutz und Rost auf unsere Speicherkarten zu bannen. Da das Licht nicht immer perfekt war und ich trotzdem jedes Detail festhalten wollte, habe ich mich hauptsächlich für Belichtungsreihen für HDR-Bilder entschieden.

Die Werkstätten

Werkstatt

Die Haupthalle

Haupthalle des Lokschuppens

Tipps und Wissenswertes

… nicht nur für die Lost Places in Polen, sondern für alle verlassenen Orte.

Die richtige Kleidung

Was macht einen richtigen Lost Place aus? Der Schmutz der vergangenen Jahre. Also empfehle ich Kleidung, die dreckig und ggf. auch beschädigt werden dürfen. Außerdem ist festes Schuhwerk ratsam, da man nie wirklich weiß, wo man hintritt. Ich bin beispielsweise in eine Holzdiele eingebrochen… war zum Glück nicht weiter schlimm. Aber es warten in der Regel auch Glasscherben, hervorstehende Nägel und andere Überraschungen.

Ausrüstung

Kamera-Equipment

  • Objektiv
    Bei der Wahl des Objektivs empfehle ich ein Weitwinkel- und für Einzelfälle ggf. noch ein Standardobjektiv.
  • Stativ und Fernauslöser
    Wer auf hohe ISO-Werte verzichten oder wie ich mit Belichtungsreihen arbeiten möchte, kommt um ein Stativ und einen Fernauslöser nicht herum.
  • Ersatzakkus und Speicherkarten
    Gerade bei Belichtungsreihen sind Ersatzakkus und zusätzliche Speicherkarten empfehlenswert. Aber auch sonst sind ein leerer Akku oder eine volle Speicherkarte echte Spaßverderber. Also lieber vorsorgen.
  • Putztuch
    Wie schon bei der Kleidung erwähnt, macht man sich in Lost Places dreckig. Das gilt auch für die Kamera. Mit einem Tuch kann man beispielsweise aufgewirbelten Staub von der Linse entfernen.

Taschenlampe

Mit elektrischem Licht ist in einem Lost Place nicht zu rechnen. Um auch dunkle Winkel erkunden zu können, ist eine Taschenlampe von Vorteil.

Sicherheit

Auf eigene Gefahr

Das Betreten von Lost Places erfolgt grundsätzlich auf eigene Gefahr. Touranbieter und Eigentümer lassen sich das immer schriftlich bestätigen. Man sollte sich bewusst sein, dass ein verlassener Ort immer auch Gefahren birgt. In meinem Fall war es eine morsche Holzdiele. Es kann aber theoretisch auch das Dach einstürzen oder die Treppe unter einem wegbrechen (um einmal zwei krasse Beispiele zu nennen).

Nur in der Gruppe

Niemals einen Lost Place allein aufsuchen… dafür ist die Unfallgefahr viel zu hoch und die Chance, dass zufällig jemand vorbeikommt, viel zu niedrig. Daher ist eine Gruppe von mindestens drei Personen empfehlenswert. Sollte ein Unfall passieren, kann eine Person bei dem Verletzen bleiben, während die dritte Person Hilfe holt.

Handy für Notfälle

Wenn man einen Lost Place nicht gerade wie wir im Rahmen einer organisierten Tour besucht, sollte man immer ein Handy für eventuelle Notfälle dabei haben. Man weiß ja nie…

Sonstiges

Essen und Trinken

Vor dem Besuch eines Lost Place sollte man sich mit Snacks und etwas zum Trinken eindecken. Denn vor Ort besteht in der Regel keine Gelegenheit, etwas zu kaufen.

Toiletten

Die sucht man meist vergebens. Also unbedingt vorher noch einmal das stille Örtchen aufsuchen.

Zu guter Letzt: nichts verändern!

Lost Places sind Orte, die in der Vergangenheit gefangen zu sein scheinen. Was sie ausmacht, ist die Authentizität. Etwas zu verändern ist daher tabu. Es darf weder etwas verrückt, noch hinzugefügt und schon gar nicht entfernt werden.


Offenlegung,… denn dein Vertrauen ist mir wichtig

Die Lost Places Polen Tour fand mit dem Berliner Unternehmen Urbexplorer statt, die diese Tour inzwischen nicht mehr anbieten. Es bestand aber keine bezahlte Kooperation. Es handelt sich um einen Erfahrungsbericht, der auf meiner eigenen, ehrlichen Meinung beruht.


6 Gedanken zu „Lost Places in Polen – Lokschuppen“

  1. Sehr cool. Tolle Entdeckung dieser Lost Place. Mich faszinieren solche verlassenen Orte die noch ihre eignen Geschichte erzählen. Besonders dieser alte Bahnwagen ist toll. In Sachsen im Erzgebirge findest du etwas ähnliches.

    Antworten
    • Hallo Chris,
      ich finde solche Lost Places auch total spannend. Bei uns sind die öffentlich zugänglichen Lost Places alle aufgeräumt und nicht mehr wirklich authentisch. Das habe ich in Polen anders erlebt 🙂
      Liebe Grüße
      Verena

      Antworten
  2. Hi Verena!
    Bin grad in Polen und würde gern nach Bytom! Hast du ne Adresse oder ist es einfach zu finden? Jemand hat mir gesagt dass es ein Museum sei und Eintritt zu zahlen wäre??
    Danke schön im Voraus für deine Antwort.
    Gruß Mischa

    Antworten
    • Hallo Mischa,
      sorry, ich war leider nur Mitfahrer, da es sich um eine geführte Tour von Urbexplorer handelte. Vielleicht kannst du bei ihnen eine Tour buchen 😉 Ohne Voranmeldung kann man das Gelände vermutlich ohnehin nicht betreten.
      Liebe Grüße
      Verena

      Antworten
    • Vielen Dank, Sybille. Ich arbeite eigentlich eher selten mit HDR, weil ich nicht unbedingt ein Fan von Belichtungsreihen bin. Aber in Situationen wie in dem Lokschuppen kann man auf diese Weise auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen viel mehr aus den Bilder herausholen.

      Antworten

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