Kaum etwas besitzt einen nostalgischeren Charme als eine Dampflok, die schnaubend einen Zug mit alten Waggons in Bewegung setzt. Also, zumindest mir geht es so. Und offensichtlich auch den vielen anderen, die an einem sonnigen Septembersonntag die Dampfbahn durch die Fränkische Schweiz begleiteten: entweder als glückliche Passagiere oder als begeistert winkelnde Passanten entlang der Strecke.
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Fahrt mit der Dampfbahn durch die Fränkische Schweiz – mit anschließender Bierprobe
Es war schon lange ein Traum von mir, einmal mit einem Dampfzug zu fahren. Ich wollte den pfeifenden und schnaubenden Atem der mächtigen Lok hören, das Stampfen, wenn sich der Zug in Bewegung setzt und natürlich das unverkennbare Signal der Dampfpfeife an einem Bahnübergang.
Ebenso wollte ich den Rauch der Lok riechen, den ich bisher nur als lange dunkle Wolke über der Strecke kannte. Und ich wollte erleben, wie es sich früher anfühlte, mit dem Zug zu reisen. Aber irgendwie hatte es sich nie ergeben.
Dann stolperte ich bei einer Wanderung im Wiesenttal über die Fahrten mit der Museumsbahn ab Ebermannstadt und langsam nahm das Projekt Formen an. Endlich buchte ich bei dampfbahn.net die Tickets für eine Fahrt mit der Dampfbahn durch die Fränkische Schweiz – inklusive einer Bierprobe, um dem Event noch das Krönchen aufzusetzen 😉
Doch dann wurde der Termin wegen der Pandemie um ein ganzes Jahr verschoben. Naja, ich hatte so lange darauf gewartet… was bedeutete da schon ein zusätzliches Jahr?
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Kurzer Einblick in die Geschichte der Dampfloks
Im Oktober 1977 endete eine Ära, als der letzte deutsche Dampfzug im regulären Fahrbetrieb sein Reiseziel erreichte. Der technische Fortschritt hatte die einst kraftvollsten Zugpferde der Deutschen Bahn aufs Abstellgleis verwiesen und das einstige Symbol für die Eisenbahn wurde ausrangiert. Teilweise übernahmen vorübergehend die kostengünstigeren Dieselloks ihren Platz, bis schließlich alle deutschen Strecken auf elektrische Lokomotiven umgestellt waren.
Zu diesem Zeitpunkt blickten die tonnenschweren Kolosse auf eine erfolgreiche Geschichte zurück, die Anfang des 19. Jahrhunderts mit der ersten auf Schienen fahrenden Dampflokomotive begann. Damals war die Höchstgeschwindigkeit von 8km/h ein bahnbrechender Erfolg. Aus heutiger Sicht unglaublich, da jede Bummelbahn mit einem Vielfachen unterwegs ist.
In den folgenden 1 1/2 Jahrhunderten waren die Dampfloks eine Erfolgsgeschichte, die um die Welt ging. Sie fuhren unter anderem in Europa, Neuseeland, Russland und durchquerten den Wilden Westen der USA. Die Herausforderungen aus teils riesigen Distanzen und dem enormen Gewicht, das während einer Fahrt transportiert werden sollte, förderten die Entwicklung immer stärkerer Loks.
Ihren Höhepunkt hatten die Züge in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als die leistungsstärksten und schnellsten Dampfzüge im Regelbetrieb Waren und Personen beförderten. Doch die Betriebs- und Wartungskosten waren hoch und die günstigere Konkurrenz auf der Straße und in der Luft nahm zu. Daher wurden die mächtigen Dampfloks zunehmend unrentabel.
Aber die Fangemeinde blieb und findet auch bei den jüngeren Generationen immer wieder neue begeisterte Anhänger. Daher wurden nach dem Ende der offiziellen Ära viele eingemottete und rostige Loks wieder aufwendig restauriert und erfreuen heute als Sonderzüge und Museumsbahnen wieder Passagiere, Passanten und Hobbyfotografen entlang der Gleise.
Mit der Dampfbahn durch das Wiesenttal zur Bierprobe
Begeisterte Schaulustige und Mitreisende vor der Abfahrt
Die Sonne schien und es war angenehm warm… perfektes Wetter für die lang ersehnte Fahrt mit dem Dampfzug. Wir waren etwas früher in Ebermannstadt und tranken auf dem Marktplatz noch einen Kaffee. Aber mit jeder Minute nahm die Vorfreude zu. Und als dann vom Bahnhof das Signal des Zugs herüberschallte, der von der Morgenfahrt zurückkam, stieg die Aufregung ins Unermessliche.
Am Gleis hatten sich bereits viele Dampfzug-Fan versammelt. Die alten Waggons standen schon bereit, nur die Lok musste noch am anderen Zugende ankoppeln, um wieder in Richtung Behringersmühle zu fahren. Als wir ankamen, verstecke sich der mächtige Koloss einige Gleise weiter hinter den Waggons. Doch es war zu jedem Zeitpunkt offensichtlich, wo sich die Lok befand, denn die aufgeregt fotografierende Menschentraube folgte ihr auf Schritt und Tritt.
Ich ließ die Traube mal machen und schaute mir währenddessen in Ruhe die Waggons an.
Dann entfernte sich die Lok gute 100m und wechselte unter den aufmerksamen Augen der Zuschauer auf das richtige Gleis. Leider koppelte sie verkehrtherum an die Waggons an, da ein Drehen auf den Gleisen des Bahnhofs vermutlich aufwendig ist. Also ratterten wir quasi rückwärts durch das Tal und der Zugführer musste mit permanentem Schulterblick fahren 😉
Mit der Dampfbahn von Ebermannstadt nach Behringersmühle
Unter herrlichem Tuten, Rattern und Schnauben setzte sich der Zug langsam in Bewegung und die Fahrt mit der Dampfbahn durch die Fränkische Schweiz begann. Da das Fenster an den reservierten Sitzplätzen und die Tür zwischen den Waggons geöffnet waren, zog gleich zu Beginn eine ordentliche Rußwolke herein.
Ich fand sie aber nicht unangenehm, sondern sah sie als Teil des authentischen Reiseerlebnisses. Während der weiteren Fahrt ist mir das aber kaum noch aufgefallen. Entweder weil ich mich schnell daran gewöhnt hatte oder weil der Luftzug die Wolke möglicherweise woandershin trieb.
Wo der Zug vorbeikam, winkten aufgeregte Passanten und wartende Autofahrer. An einigen Stellen hatten sich Fotografen mit Stativen positioniert. Sie winkten nur selten, da sie eilig damit beschäftigt waren, den kurzen Moment der Vorbeifahrt festzuhalten.
Die traumhafte Landschaft des Wiesenttals zog vorbei, über dem sich ein weiß-blauer Himmel ausbreitete. Umgeben von bewaldeten Hügelflanken mit felsigen Abschnitten und sehenswerten Felsensäulen ratterte der Zug die Gleise entlang.
Als nach einigen Minuten Streitberg erreicht war, tauchte die Ruine der Burg Neideck auf der rechten Seite auf. Ich war hier zwar schon wandern, aber ein Besuch der Ruine steht noch auf der To-Do-Liste.
Die Fahrt bis zum Bahnhof in Behringersmühle dauerte etwa 45 Minuten und das Gleis war bereits gefüllt mit Schaulustigen und Passagieren für die Rückfahrt. Wir stiegen hier jedoch aus, denn vor der Rückfahrt hatten wir noch einen kulinarischen Termin auf der Tagesordnung stehen: die Bierprobe.
Bierprobe im alten Bahnhof von Behringersmühle
Eigentlich trägt die Genussfahrt mit dem Dampfzug den Namen „Rollende Bierprobe“. Wie genau eine Bierprobe im Zug stattfinden sollte, weiß ich jedoch nicht. Schließlich gab es zumindest bei uns in der Holzklasse keine Tische. Wir wurden aber vorab schon informiert, dass es wegen Corona ein paar Änderungen im üblichen Ablauf geben würde.
Offensichtlich hatte der Verein, der mehrere alte Loks betreibt, das alte Bahnhofsgebäude in Behringersmühle erworben. Und genau dort fand nun auch die Bierprobe statt.
Als wir das zum Gleis offene Gebäude betraten, erwarteten uns gedeckte Tische mit Blick auf den noch stehenden Zug. Doch bald setze er sich in Bewegung und diesmal waren wir es, die dem Zug hinterherwinkten.
Es folgte eine informative Probe von 5 ausgewählten Biersorten mit allem, was man über Bier und seine Herstellung wissen sollte. Zu jedem Bier gab es jeweils passende Snacks, die tatsächlich perfekt mit dem jeweiligen Bier harmonierten. Zum Beispiel bin ich kein Fan von Rauchbier, aber der hervorragende Schinken machte sogar dieses Bier zu einem Erlebnis.
Rückfahrt mit der Diesellok
Da wir uns immer eine Flasche Bier zu dritt geteilt hatten, waren wir nach der Bierprobe noch im Vollbesitz unserer geistigen und motorischen Fähigkeiten 😉 Der Zug traf pünktlich ein, doch bei der Rückfahrt war den Waggons eine Diesellok vorgespannt. Das tat dem Erlebnis aber keinen Abbruch. Vor allem da ich jetzt behaupten kann, bereits mit beiden nostalgischen Lokomotiven gefahren zu sein 😉
Der Zug wand sich erneut durch das anfangs enge Tal in Richtung Ebermannstadt und passierte dabei wieder die schöne Landschaft des Wiesenttals. Nach 45 Minuten war es dann leider vorbei und wir erreichten wieder den Bahnhof. Es war das Erlebnis, das ich ich mir lange vorgestellt hatte. Und ich kann es nur empfehlen (ohne dass mich mich jemand für diese Aussage bezahlt 🙂 )
Es gibt in Deutschland einige Strecken, die von nostalgischen Dampfzügen befahren werden wie der Rasende Roland auf Rügen oder die Brockenbahn im Harz. Bist du schon einmal mit einem solchen Zug gefahren?
Dieser Artikel enthält keine bezahlte Werbung und es bestanden keine Kooperationen. Es handelt sich um einen Erfahrungsbericht, der auf meiner eigenen, ehrlichen Meinung beruht.