Auf 60km durch den weiten Wald des Spessarts wandern – das wäre wohl die Kurzbeschreibung der drei Spessartwege. Was hier jedoch keineswegs gilt, ist das „Vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen“, denn dafür sind die Wege viel zu abwechslungsreich. Und so bot auch die zweite Etappe des Spessartweg 3 neben vielen herbstlich gefärbten Bäumen wieder kleine Seenlandschaften und einen schönen Abstecher in die Zivilisation… perfekte für die Mittags- oder Kaffeepause.
Los ging es am Vortag in Heigenbrücken mit Etappe 1. Und wer sich bereits ein bisschen mit dem Spessartweg 3 beschäftigt hat, weiß, dass der Luftkurort offiziell das Ziel des Wanderwegs ist. Doch aus ÖPNV-technischen Gründen rollte ich den Weg von hinten auf und wanderte von Heigenbrücken nach Bad Soden/Salmünster. Prinzipiell ist es ohnehin egal, da die Ausschilderung in beide Richtungen hervorragend ist.
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Da mir zudem nicht genügend freie Tage für die offiziellen 4 Etappen zur Verfügung standen, zog ich die 60km in zwei Tagen durch und beendete meine erste Etappe ziemlich exakt auf halber Strecke in Lettgenbrunn. Und von hieraus sollte es am zweiten Tag weitergehen.
Inhaltsverzeichnis
Der Spessartweg 3 von Lettgenbrunn bis Bad Soden
Meine Wanderung auf der zweiten Etappe des Spessartweg 3
Meine Aufteilung der insgesamt 60km in 2x 30km ist sicher nichts für jeden Wanderer. Daher empfehle ich, die Gesamtstecke lieber in 3 oder die offiziellen 4 Etappen zu splitten:
- Bad Soden/Salmünster bis in den Kurort Bad Orb (16km)
- Bad Orb bis Lettgenbrunn (14km)
- Lettgenbrunn bis Habichtsthal (19km)
- Habichtsthal bis Heigenbrücken (11km)
Meine getrackten Tour-Daten kannst du übrigens trotzdem problemlos verwenden, auch wenn du meine 30km-Etappen in zwei Einzel-Etappen teilst 😉 Du findest sie wie immer ganz unten.
Eckdaten der Tour
- Länge: 30 km
- reine Gehzeit: ca. 8 Stunden
- Schwierigkeit: anspruchsvoll, wegen langer Distanz
- Wegmarkierung: Spessartweg mit Specht und Nummer 3
Schlechter Start in den Tag
Meine Unterkunft in Lettgenbrunn entsprach leider nicht meinen Vorstellungen. Denn ich wollte am Sonntagmorgen nicht erst um 8:00 Uhr frühstücken, sondern wegen der langen Distanz bereits um 7:30 Uhr loswandern. Doch mein Wunsch nach einem einfachen belegten Brötchen togo wurde abgelehnt.
Zitat der Chefin: „Wenn wir auf alle Wünsche unserer Gäste eingehen würden, dann würden wir rund um die Uhr arbeiten“.
Um 7:30 Uhr war längst jemand beim Vorbereiten des Frühstücks. Ein lieblos geschmiertes Brötchen ist wohl nicht zu viel verlangt! Bezahlen durfte ich das Frühstück übrigens trotzdem, obwohl ich hungrig losmarschierte… ich hatte ehrlichgesagt keine Lust zu diskutieren.
Den Namen der Unterkunft werde ich nicht nennen. Aber es gibt meines Wissens ohnehin nur diese eine in Lettgenbrunn… und das ist vermutlich das Problem. Also Achtung bei einem Aufenthalt: der Kunde ist keineswegs König.
So, genug davon. Weiter geht es mit Spessartweg 3 Etappe 2.
Durch den kühlen Morgen bis Bad Orb
Da ich kurz vor der Zeitumstellung im Oktober unterwegs war, schien beim Verlassen der Unterkunft noch der Mond über mir. Über allem lag glitzernder Raureif und so wunderte es mich auch nicht, dass ich bei einem leichten Anstieg am Ortsrand kleine Wölkchen atmete.
Über der Landschaft lag eine auffallende Stille, während sich der Horizont langsam von Blau-Lila in ein warmes Orange färbte. Das weckte dann auch die Krähen in einem nahegelegenen Waldstück, die lautstark zu ihrem Morgenflug starteten.
Kurz vor dem Beilstein, einem markanten Fels kurz hinter dem Waldrand, schickte die Sonne dann ihre ersten, flachen Strahlen über den Horizont. Das brachte den Raureif kurzzeitig noch mehr zum Glitzern.
Ein Flatterband zwang mich, den Trampelpfad rechts um den Beilstein herum zu nehmen. Der Weg war zwar nur wage zu erkennen, aber auf den letzten Metern war bereits der breite Forstweg in Sicht. Ebenso auch der Grund für die Sperrung: Holzfällarbeiten. Aber sonntags arbeitete hier niemand.
Die nächste Überraschung ließ nicht lange auf sich warten und präsentierte sich in Form eines Warnhinweises: „Betreten auf eigene Gefahr. Vorsicht – fliegende Golfbälle.“ Echt jetzt! Der Wanderweg führte direkt an Loch 17 vorbei, doch ich war optimistisch, dass ich sonntags um 8:30 Uhr bei gerade einmal 4°C die einzige Verrückte auf dem Golfplatz sein würde. Und tatsächlich versuchte niemand mit zitternden Fingern den Schläger zu schwingen.
Anschließend verschwand ich vorübergehend im Wald. Vor Bad Orb öffnete sich dann das Tal und der Weg verlief oberhalb am Waldrand. Während ich durch einen Tunnel aus leuchtend-bunten Blättern ging, zeigte sich auch die andere Talseite von ihrer herbstlich-farbenfrohen Seite.
Ein kurzer Abstecher ins Tal führte wenig später entlang eines Wildgeheges wieder bergauf. Bereits am Vortag war ich an einem Gehege entlanggelaufen und hatte Bekanntschaft mit einem kommunikativen, kleinen Wildschwein gemacht. Die Kommunikation der Rehe in diesem Gehege beschränkte sich dagegen auf distanzierten Blickkontakt.
Dann erreichte ich den Kurort Bad Orb.
Bad Orb und der Corona-Schilderwald
Vor der Wanderung hatte ich online gesehen, dass der Wanderweg wegen der Pandemie um das Kurgelände herumgeleitet wird. Das macht zum Schutz der Kurgäste durchaus Sinn. Aber als ich dort ankam, dachte ich gar nicht mehr daran und folgte wie gewohnt den Schildern. Bald meldete sich mein Orientierungssinn: laufe ich nicht gerade in einer Schleife zu dem Punkt zurück, an dem ich Bad Orb betreten hatte?
Ein Blick aufs Handy bestätigte meine Vermutung: ich lief im Kreis. Schuld waren die Wegmarkierungen, denn sowohl der normale Weg als auch die Umleitung waren gleichzeitig ausgeschildert. Und während ich mitten durch das angeblich gesperrte Kurgelände marschiert war, lief ich jetzt auf der Umleitungstrecke wieder zurück. Hinweisschilder oder ähnliches hatte ich nicht gesehen, aber ich kann nicht ausschließen, dass ich sie vielleicht übersehen hatte.
Ich entschied, den normalen Streckenverlauf zu tracken und marschierte daher wieder ein Stück auf meinem Weg zurück. Ein Trampelpfad führte dann an einer Baumreihe entlang zum Kurpark.
Direkt daneben zog das mächtige Gradierwerk meine Aufmerksamkeit auf sich. Und nach einem Kaffee schaute ich mir das ungewöhnliche Gebäude einmal genauer an.
Ich kann zwar nicht behaupten, dass sich mir der Prozess des Gradierwerks wirklich erschlossen hätte, aber die riesigen Wände aus Reisigbündeln, an denen die Bad Orber Sole entlangläuft, waren beeindruckend. Ein rund 150m langer Gang führt an den Reisigwänden entlang und wirkt für Besucher wie ein übergroßer Inhalator. Doch so gut das Einatmen der salzigen Luft auch für die Atemwege sein soll: zwischen den Wänden war es im Oktober unangenehm feucht-kalt. Und so suchte ich recht schnell wieder den Ausgang.
Endgegner und Tal-Idylle
Es war gut, dass ich mich im Café gestärkt hatte, denn vor mir lag mein persönlicher Endgegner. Manch einer mag lachen, aber die angekündigte Steigung von 37% zauberte mir schon vor Erreichen der steilen Straße die ersten Schweißperlen auf die Stirn.
Zum Glück ließ sich die Aussicht auf Bad Orb hervorragend als Ausrede nutzen, um bei einer (Foto-)Pause zu verschnaufen. Einer? Okay, es waren mehr 😉 Allerdings fühlte ich mich beobachtet, denn eine Herde monoton kauender Schafe ließ mich bei meinem mühevollen Aufstieg auf den kleinen Hügel nicht aus den Augen. Und so verschwand ich möglichst schnell wieder in der Geborgenheit des Walds.
Hier waren erstaunlich viele Wanderer unterwegs und da wir alle in dieselbe Richtung marschierten, musste sich vor uns irgendein Highlight befinden. Der Weg führte hinunter ins Tal, wo mich der Haselweiher sofort magisch anzog. Denn während die Spiegelungen am Vortag wegen des dunstigen Wetters eher unspektakulär waren, leuchteten heute die bunten Bäume und ihr Spiegelbild um die Wette.
Ich reihte mich wieder zwischen den weit verteilten Wanderern ein. Und bei einem kleinen Plausch mit ein paar Ausflüglern war dann auch klar, was vor uns lag: das schöne Haseltal endet am Jagdhaus Haselruh, das gerade um die Mittagszeit viele Wanderer anzieht. Die beiden erzählten mir, dass sie jedes Jahr nach Bad Orb kommen und das Jagdhaus fester Bestandteil ihrer Planung sei.
Leider musste ich den Zug im Bad Soden erreichen und hatte mich zudem bereits in Bad Orb gestärkt. So konnte ich mich leider nicht durch die Karte des Jagdhauses schlemmen. Stattdessen erwartete mich hundert Meter weiter ein querliegender Baum, der sicher auf das Konto des ersten Herbststurms des Jahres ging. Während meiner gesamten Wanderung entdeckte ich zwar nur wenig Spuren des Sturms, aber dafür verlangte dieser Baum gleich das ganze Repertoire an Klettern, Kriechen und Akrobatik.
Dem Ziel entgegen
Ab dem Jagdhaus war ich wieder allein im Wald und lauschte dem Blätterrauschen und vereinzelten Vogelstimmen. Kleine Seenlandschaften sorgten für Ablenkung und hier traf ich auch wieder auf andere Wanderer. Doch kaum hatte ich die Gewässer hinter mir gelassen, blieben auch die Wanderer wieder hinter mir zurück.
Rund 5km vor Bad Soden/Salmünster kam ich zu den Hirschbornteichen. Einige Bänke am Wasser luden zu einer Pause ein, doch ich musste bis zum nahegelegenen Kneippbecken weiterlaufen, bis ich endlich eine freie Bank ergattern konnte.
Ein letztes Waldstück trennte mich von meinem Ziel. Dann erreichte ich erst die Ausläufer der Wohngebiete und durchquerte schließlich das Gewerbegebiet. Dann lag das Ziel vor mir: der Bahnhof von Bad Soden/Salmünster mit einer Wandertafel zum Spessartweg 3, die der Tafel an meinem Startpunkt in Heigenbrücken entsprach.
Fazit zum Spessartweg 3
Die Wanderung auf dem Spessartweg 3 hat mir ausgesprochen gut gefallen und war erstaunlich vielfältig und abwechslungsreich. Wenn ich den Weg mit dem Spessartweg 1 vergleiche, den ich im Frühjahr gewandert bin, dann hat mir der Spessartweg 3 sogar noch ein bisschen besser gefallen. Empfehlenswert sind sie aber beide.
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Die Tourdaten des Spessartweg 3 Etappe 2 auf Komoot
Die GPX-Daten des Spessartweg 3 Etappe 2 findest du wie immer auf Komoot (ohne meinen unfreiwilligen Umweg in Bad Orb ). Ich empfehle dir aber, nicht ganz so verrückt zu sein wie ich und die Etappen der Gesamtstrecke in mehr Teiletappen aufzuteilen… 30km waren schon ein bisschen viel 😉
Auf meinem Komoot-Profil findest du viele weitere Wanderungen. Schau doch mal vorbei und lass dich inspirieren.
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Weitere InformationenBei diesem Artikel handelt es sich um einen Erfahrungsbericht, der auf meiner eigenen, ehrlichen Meinung beruht. Es bestanden keine bezahlten Kooperationen.