Kissinger Runde – Wandern mit Welterbe-Blick

Bad Kissingen ist ein zauberhafter Kurort am Südrand der Rhön, der nicht ohne Grund zur Riege der UNESO-Welterbestätten gehört. Die Stadt ist absolut sehenswert, doch wer den Blickwinkel einmal ändern möchte, findet auf der Kissinger Runde viele neue Perspektiven. Der Höhenweg führt rund um die Stadt herum und ist dabei sowohl abwechslungsreich als auch überraschend. Die Kilometer verfliegen regelrecht – trotz der langen Gesamtstrecke der Wanderung.

Die Kissinger Runde – Wandern um Bad Kissingen

Das UNESCO-Welterbe Bad Kissingen

Der unterfränkische Kurort Bad Kissingen ist seit 2021 UNESCO-Welterbe und zählt zu den elf Great Spa Towns of Europe. Absolut verdient! Das Heilwasser mag eine Mischung aus Geschmackssache, Glaubensfrage und Leidensfähigkeit sein, aber bei den wunderschönen Gebäuden wie dem Regenten- oder dem Arkadenbau herrscht begeisterte Einigkeit.

Die Wanderung führt als Höhenweg um den Ort herum. Den kulturellen Schatz kann man also nur aus der Entfernung erahnen. Daher ist die Kissinger Runde eher für diejenigen geeignet, die Bad Kissingen bereits kennen oder bei einem Aufenthalt auch die Umgebung aktiv erleben möchten.

Wandern auf der Kissinger Runde

Eckdaten der Tour

Kissinger-Runde
  • Länge: 28 oder 30 km
  • reine Gehzeit: ca. 7,5 Stunden
  • Schwierigkeit: anspruchsvoll wegen der Länge
  • Wegmarkierung: KR

Anreise und Streckenkürzung

Der offizielle Startpunkt der Wanderung ist der Parkplatz an der Unteren Saline, nördlich des Kurorts. Wer lieber den öffentlichen Nahverkehr nutzen möchte, kann aber auch am Bahnhof starten. Der Zuweg bis zur Kissinger Runde beträgt dann rund 1km einfach.

Da der Wanderweg mit 28km (oder 30km ab dem Bahnhof) recht lang ist, sei noch die Verfügbarkeit der Stadtbusse erwähnt. Ich hatte mich damit nicht beschäftigt, da ich die ganze Strecke wandern wollte. Doch nach der Wanderung hat mir dann ein Bewohner der Stadt auf Instagram von den Bussen erzählt, mit denen man die Kissinger Runde in Etappen teilen oder bei Bedarf vorzeitig aus der Tour aussteigen kann.

Vom Bahnhof bis zum Bismarckturm

Ich startete meine Wanderung am Bahnhof und folgte zunächst der Wegmarkierung BT (Bismarckturm). Da die Kissinger Runde ein Höhenweg ist, warteten gleich zu Beginn ein paar Höhenmeter auf mich, die ich über eine sanft ansteigende Straße und eine längere Treppen bewältigte.

Am Ende der Treppe entdeckte ich dann auch meine eigentliche Wegmarkierung: ein weißes KR auf rotem Untergrund. Doch bis zum Bismarckturm ist es egal, welcher der beiden Markierungen man folgt, da sie auf derselben Strecke verlaufen.

Kissinger Runde

Bis zum Turm ging es durch den Wald, dessen blattlose Baumkronen die wärmende Frühlingssonne durchscheinen ließen. Der Weg ist in Jahreszeiten mit einem geschlossenen Blätterdach sicher auch wunderschön und vielleicht werde ich zu einer anderen Zeit wiederkommen. Doch diesmal genoss ist die kahlen Bäume, durch deren Stämme ich immer wieder einen Blick auf Bad Kissingen erhaschen könnte.

Schon auf den ersten Kilometern bemerkte ich die vielen Bänke und Schutzhütten, in deren Nähe oft auch Mülleimer zu finden waren. Es ist eigentlich traurig, aber es ist mir richtig aufgefallen, dass der Wanderweg sauberer war als viele andere. Aber das liegt natürlich auch an der Nähe zur Stadt, da das Leeren der zahlreichen Mülleimer nur rund um Ortschaften wirtschaftlich ist.

Direkt neben dem Weg stehen gelegentlich auch Kreuze und anfangs hat mich das etwas irritiert. Doch nach gut 6km erreichte ich erst ein Gefallenendenkmal und dann eine Infotafel, die von Gefechten zwischen bayerischen und preußischen Truppen im Sommer 1866 berichtete. Die toten Soldaten wurden meist in Sammelgräbern bestattet. Da es aber sehr heiß war, fanden einige ihre letzte Ruhe an dem Ort, an dem sie gefallen waren. Also unter Umständen direkt neben dem Waldweg.

Kissinger Runde

Der Weg stieg ein wenig an und endete am Waldrand neben dem wuchtigen Bismarckturm. Ich hatte schon ein paar dieser Türme gesehen, die zu Ehren von Otto von Bismarcks erbaut worden sind. Meist trugen sie eine Feuerschale, aber dieser ist von einem Glasdach gekrönt. Und überhaupt ist der Koloss von Bad Kissingen ganz anders – vor allem anders dimensioniert. Er könnte wohl auch bestiegen werden und ich hätte gerne von oben die Sicht auf Bad Kissingen genossen. Doch die Tür war leider verschlossen.

Kissinger Runde

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Sturmius- und Sodenberg bei Hammelburg

Die Untere Saline und das Gradierwerk

Ich ließ den Wald hinter mir und setzte meinen Weg entlang der Felder fort. Inzwischen folgte ich nur noch dem KR der Kissinger Runde.

Ein paar Rehe knabberten am kargen Grün eines langgestreckten Felds. Sie ließen sich von mir nicht stören. Warum auch? Schließlich lagen gute 150m Acker zwischen uns. Selbst mit dem vollen Zoom meines Wanderobjektivs konnte ich nicht mehr als ein schlechtes Suchbild einfangen.

Ich folgte meiner Wegmarkierung und umrundete das große Areal. Erneut entdeckte ich die Tiere, diesmal von der anderen Seite. Sie hatten sich kaum weiterbewegt, doch meine Entfernung zu ihnen hatte sich leider kaum verändert. Also heute keine Bilder von Rehen…

Wenig später erreichte ich die Untere Saline, einen sehenswerten historischen Industriekomplex, in dem zusammen mit dem nebenstehenden Gradierwerk Salz gefördert wurde.

Obwohl noch immer mit Nachtfrost gerechnet werden musst, rieselte das Wasser an den Schwarzdornbündeln entlang, um durch Verdunstung den Salzgehalt zu erhöhen. Dafür gibt es inzwischen zweifellos modernere Verfahren, aber das alte Gradierwerk kann so auch für einen Inhalationsrundgang genutzt werden. Eine mitunter feuchte Angelegenheit, aber sehr interessant… und gut für die Atemwege.

Kissinger Runde

Kaskadenbachtal und weite Waldwege

Der Weg führte über die Fränkische Saale und unerwartet stand ich am Ende des Rollfeld des lokalen Flugplatzes. Selbst wenn kein Flugbetrieb ist, finde ich die direkte Nähe zu Flugplätzen ebenso unangenehm wie das Überquere von Golfplätzen. Letzteres sollte mir noch bevorstehen. Aber jetzt beschleunigte ich erst einmal meine Schritte, um schnell aus der Gefahrenzone zu kommen, die eigentlich gar keine war.

Wenige Minuten später betrat ich das Kaskadenbachtal und erkannte ich es sofort wieder. Vor ein paar Jahren war ich einmal hier gewesen, doch daran hatte ich mich bei der Tourplanung überhaupt nicht erinnert. Der Bach schlängelte sich wie damals in seinem Bett an den Bäumen vorbei und plätscherte lustig über flache Kaskaden hinweg.

Kissinger Runde

Viel zu schnell erreichte ich das Ende des Tals. Am liebsten wäre ich einfach wieder zurückgegangen, anstatt die vor mir liegende Straße zu queren. Doch dann erkannte ich auch den nächsten Abschnitt wieder: der Wald für die Seele. Vom Hauptweg gehen immer wieder Pfade ab, die zum Chakrenweg, den Liebesbäumen und anderen Themenarealen führen. Da ich sie bereits alle kannte, folgte ich dem Hauptweg.

Vorbei an einem recht unbequemen Steinsofa und einer Schutzhütte, stieg der Weg an und führte im weiteren Verlauf wieder näher an die Stadt heran. In Sichtweite der Häuser führte der Weg am Waldrand entlang.

Begegnung mit Skulpturen und Wichteln

Ich kreuzte wieder einmal eine Straße und verschwand anschließend wieder schnell im Wald. Dort begann der Weg der Besinnung, der mit Weisheiten und teils minimalistischen Skulpturen für Abwechslung sorgte. Zudem führte der Weg erneut hinter der ersten Baumreihe entlang, so dass sich Bad Kissingen und die umliegenden Hügel vor mir ausbreiteten.

Da ich bereits ein ordentliches Stück gewandert war (ca. 20km), kam mir plötzlich in den Sinn, dass ich einen großen Teil dieser Hügel heute bereits begangen habe. Im Lauf der Wanderung hatte sich der Blick auf die Stadt immer wieder verändert und erneut stellte ich fest, dass ich bei dieser neuen Perspektive nichts wiedererkannte. Der Weg führte einfach zu weit um die Stadt herum und der Hügel inmitten der Stadt versperrte die Sicht auf möglicherweise Bekanntes. Und obwohl ich den ganzen Tag um denselben Ort herummarschierte, wurde es auf diese Weise nicht langweilig. Im Gegenteil: ich entdeckte immer wieder Neues.

Auf den Weg der Besinnung folgte der Weg der Zeit, der mich aber ehrlichgesagt nicht so richtig interessierte. Ich bemerkte nicht einmal, als er endete. Stattdessen staunte ich, als ich stattdessen die Wichtelhöhlen vor mir entdeckte. Schon seit einigen Kilometern standen sie auf den Wegweisern angeschrieben, doch ich hatte mir bisher nichts unter dem Namen vorstellen können.

Jetzt lag ein Felsenmeer aus großen Steinblöcken vor mir, die viele Nischen boten. Und genau diese Höhlen beherbergten überraschende Bewohner: Gartenzwerge und Wichtel. Der Weg entlang der Felsen wurde zur lustigen Entdeckungstour. Dafür muss man ganz offenbar kein Kind sein, denn ich hatte trotzdem einen kindlichen Spaß daran, die heimlichen Bewohner der Felsformationen aufzuspüren.

Kissinger Runde
Kissinger runde

Anschließend ging es in weiten Serpentinen hinunter ins Tal und anfangs begleiteten noch ein paar markante Felsen den Weg. Dann stand ich plötzlich knöcheltief im Schlamm. Vermutlich staut der Boden hier die Nässe, denn auf dem bisherigen Weg war ich kaum einer matschigen Stelle begegnet. Mit Hilfe meiner Wanderstöcken balancierte und rutschte ich durch den Schlamm – einen Ausweg gab es leider nicht. Es ist eigentlich erstaunlich, dass ich hinterher nicht wie ein Schlammmonster aussah.

Golfbälle und Ruinen

Hinter einem leichten Abhang wartete der Golfplatz auf mich. Er liegt sehr schön und wenn man Golfer ist, macht es sicher Spaß hier zu spielen. Naja, zumindest wenn man von den unzähligen Maulwurfhügeln absieht, die den Schwierigkeitsgrad vermutlich ziemlich erhöhen können 😉

Aber ich mag Golfplätze nicht. Oder besser: ich marschiere nicht gerne über das Green. Wer weiß, von wo möglicherweise ich weißes Geschoss angeflogen kommt. Natürlich liegen Wege wie dieser nicht in der Nähe eines Abschlags, wo die Fluggeschwindigkeit eines Balls durchaus gefährlich sein könnte. Und natürlich geben die Golfer acht, ob etwas durch ihre gewählte Flugbahn spaziert. Aber trotzdem fühle ich mich dort nicht wohl. Entsprechend schnell erreichte ich über die Fränkische Saale den gegenüberliegenden Wald.

Ich umrundete den Eyringsberg, auf dem früher die Eiringsburg stand und lief dann erst an Arnshausen vorbei und anschließend oberhalb von Reiterswiesen entlang. Durch die Bäume entdeckte ich auf dem Hügel über dem Ort die Burgruine Botenlauben. Sie ist das älteste Wahrzeichen Bad Kissingens und stammt aus dem 12. Jahrhundert.

Kissinger Runde

Der Weg führte hinunter ins Tal und dann in Serpentinen hinauf zur Ruine. Ich hätte sie mir gerne näher angeschaut, doch ich musste mich beeilen, um meinen Zug zu erreichen. Zwar hatte ich für die Rückfahrt wie immer ein Flexticket gebucht, mit dem ich nahezu freie Zugwahl hatte. Aber dies war bereits der späteste Zug, den ich vorher rausgesucht hatte.

Zum Glück war es nicht mehr weit. Im Gegenteil war ich schon fast an der Stelle, an der ich zu Beginn der Wanderung auf die Kissinger Runde gestoßen war. Also musste ich nur wieder die Treppe und die Straße hinunter und stand rechtzeitig auf meinem Gleis.

So eine schöne Runde… da werde ich bestimmt zum Wiederholungstäter!

Tourdaten auf Komoot

Wenn du die Kissinger Runde nachwandern möchtest, kannst du dir gerne meine GPX-Daten bei Komoot herunterladen. Du werden aber nur als Backup dienen, da die Ausschilderung während meiner Wanderung ausgezeichnet war.

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Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Erfahrungsbericht, der auf meiner eigenen, ehrlichen Meinung beruht. Es bestanden keine bezahlten Kooperationen.


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