Fünf Schlösser auf einem 10 km Wanderweg in der Nähe von Würzburg? Ja, der noch relativ neue Kulturwanderweg „Weiß der Geyer“ führt von Giebelstadt aus zu unglaublichen fünf Schlössern unterschiedlichsten Zustands… und einer ganz besonderen Burg: einer Biber-Burg.
Inhaltsverzeichnis
Der Kulturwanderweg „Weiß der Geyer“
Denk man in Würzburg an Schlösser und Burgen, fallen einem meistens die Festung Marienberg, die Steinburg und das Schloss Veitshhöchheim ein. Doch nur wenige Kilometer entfernt finden sich auf engstem Raum fünf Herrschaftssitze: und zwar in Giebelstadt, Sulzdorf und Ingolstadt.
Der bekannteste Sohn der Region ist der adelige Florian Geyer, der während des Bauernkriegs im 16. Jahrhundert auf der Seite des Bauernheeres gekämpft hatte. Ihm zu Ehren werden bereits die Geyer-Festspiele in Giebelstadt veranstaltet und neuerdings gibt es auch den Kulturwanderweg „Weiß der Geyer“.
Der 10km lange, fast ebene Weg führt zu den Schlössern und Burgen der beiden Adelsfamilien Geyer und Zobel. Und zu einem Burgenbauer, der erst vor wenigen Jahren in die Region gezogen ist: ein Biber hat sich ein nettes Wasserschloss an den Wanderweg gebaut. Man könnte ihm fast die Absicht unterstellen, sich heimlich in die Reihe der sehenswerten Herrschaftssitze schummeln zu wollen. Aber auf diese Weise ist der Wanderweg um eine Attraktion reicher.
Schlösser und Burgen… das klingt immer gut. Also haben wir den lückenlos markierten Wanderweg „Weiß der Geyer“ an einem schönen Februar-Wochenende ausprobiert. Es war eine nette, kurzweilige Kombination aus Kultur und Wandern, die sich perfekt für einen Wochenendausflug eignet.
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Das prachtvolle Zobel-Schloss
Der Weg beginnt am Parkplatz hinter dem Friesenhäuser Schloss in Giebelstadt, das heute das Rathaus beherbergt. Direkt nebenan liegt das Zobelschloss, das eines meiner persönlichen Highlights der Strecke ist. Der hübsche Renaissancebau hat zwar einen neuen Anstrich nötig und man kann auch sonst sicher ein ganzes Vermögen in dem Gebäude versenken. Aber irgendwie gefällt mir das Schloss gerade deshalb so gut.
Vor allem, wenn man einen Blick durch den Zaun in den Garten und das dahinter liegende Schloss wirft, kann man sich in längst vergangene Zeiten zurück träumen. Fast könnte man sich vorstellen, dass die Dame des Hauses in ihrer schönsten Robe an einen der Fenster vorbeigeht und ganz in der Nähe die Schwerter von einem Übungskamp klirren.
Die Ruine des Geyer-Schlosses
Der Markierung folgend führt der Weg durch die Gassen Giebelstadts zur Ruine des Geyer-Schlosses. Nachdem die Familie Geyer im 18. Jahrhundert ausstarb, ging das Schloss durch viele Hände. Irgendwann verfiel es und wurde als Steinbruch missbraucht.
Von dem ursprünglichen Schloss ist nur wenig geblieben und die ewigen Reste sind für eine Besichtigung kaum einen Besuch wert. Denn hier finden die Geyer-Festspiele statt und die Mauerreste sind von außen mit Kabelsalat, Gerüsten und Strahlern verschandelt. Das ist leider sehr schade, aber ich vermute, dass dafür das Erlebnis während der Festspiele im Innern unbeschreiblich ist.
Kulturlandschaft zwischen Giebelstadt und Sulzdorf
Der Weg führt weiter durch die äußeren Wohngebiete Giebelstadts, bis die Felder erreicht sind. Hier spaziert man am Bach entlang, der immer wieder lustig plätschert.
Einige Baumreihen und kleine Mini-Waldstücke lockern den Weg auf, bis man rechts Schilder entdeckt, die man vielleicht noch nie gesehen hat. Zumindest ging es mir so, als ich das erste Mal irritiert auf das Biber-Burg-Warnschild geschaut habe. Von dieser Seite des Bachs hat man leider eine schlechte Sicht, aber der Weg führt später auch direkt am Herrschaftssitz des Herrn Biber vorbei.
Man nähert sich dem kleinen Ort Sulzdorf und läuft am Ortsrand vermutlich aus Versehen an der Sulzdorfer Mühle vorbei. Wen wundert’s? Wurde sie sich doch 1979 bei einer Bundeswehrübung abgerissen und durch ein Freizeitgelände mit Beachvolleyball-Feld und Fußballplatz ersetzt. Nur ein paar wenige Steine und eine Infotafel erinnern noch daran, dass hier einst ein Gebäude stand.
Urige, schmale Gässchen, in denen keine zwei Personen nebeneinander gehen können, schlängeln sich zwischen Häusern und Gärten hindurch. Im Ortskern stößt man dann aber wieder auf ein sehenswertes Plätzchen: den Dorfplatz mit seiner hübschen Kirche und dem Brunnen „Zusammenspiel“. Er soll die Zusammenarbeit beim Fangen von Goldfischen zeigen. Ein paar der goldenen Fischchen schwimmen hier tatsächlich herum.
Man dreht eine Runde durch das Dorf und kommt auch an einer kleinen Kapelle vorbei, bevor man sich zwischen den Felder wiederfindet.
Das ganz besondere Wasserschloss
Der Weg führt wieder an einem Bach entlang und nach ein paar Minuten entdeckt man sie: fachmännisch angenagte Bäume, neben deren Stamm zahllose Holzstückchen liegen. Oft sehen diese noch so hell und frisch aus, als hätte der Nager sein Werk nur kurz unterbrochen und paddelt gerade wenige Meter weiter im Bach.
Folgt man der Spur an bearbeiteten Bäumen, erreicht man den angestauten Teich, den sich Herr Biber um seine Interpretation eines Wasserschlosses angelegt hat. Der Damm des Landschaftsgestalters hält eine ordentliche Menge Wasser zurück. Aber man hat sein Werk ein bisschen sabotiert und über ein eingezäuntes Rohr für einen Ablauf gesorgt.
Die Chancen, den unter Schutz stehenden Nager zu Gesicht zu bekommen, stehen grundsätzlich eher schlecht. Zum einen sind Biber dämmerungs- und nachktaktiv. Und außerdem sind sie nicht begeistert von ungebetenen Besuchern und ziehen sie sich lieber in ihre Burg zurück.
Die Wasserburg und das Schloss von Ingolstadt
Eine Infotafel am Wegesrand verweist auf eine Wasserburg, die hier gestanden hat. Leider wurde sie bereits während des Bauernkriegs zerstört und ihre Ruinen dienten der etwas entfernt stehenden Kautzenmühle als Baumaterial.
Dafür wartet im nahegelegenen Ingolstadt ein Schloss, das ähnlich wie das Geyer-Schloss in Giebelstadt die Phantasie beflügelt. Gerade im Winter, als wir diese Tour gemacht haben, verleihen die laublosen Bäume und die wilde Hecke am Garten der Szenerie etwas Märchenhaftes. Das grüne Moos auf dem Dach trägt noch zum Gesamteindruck bei.
Wie schon in Sulzdorf schlängeln sich schmale Gässchen zwischen der hohen Mauer des Schlosses und einigen Gärten hindurch. Man erreicht die Hauptstraße und den Dorfplatz mit Gedenktafeln der Familie Geyer, einem Brunnen sowie der alten Schmiede.
Der Straße folgend kommt man zur Dorfkirche, die kein Geringerer als Balthasar Neumann gebaut hat (kurze Nachhilfe: der hat auch die Würzburger Residenz gebaut).
Zurück nach Giebelstadt
Es geht entlang der Felder zurück nach Giebelstadt. Hier führt der Weg zunächst zwischen Baum- und Häuserreihen hindurch und biegt dann in Richtung Ortskern ab. Hier kommt man noch an der Josefskirche vorbei, die aber neben den anderen, schönen Gebäuden entlang der Strecke etwas schmucklos wirkt.
Kurz darauf ist wieder der Parkplatz am schönen Zobelschloss erreicht.
Weitere Infos zur Wanderung Weiß der Geyer
Tipp für eine Einkehr
Der Gasthof Lutz liegt direkt am Weg (gegenüber der Josefskirche) und hat eine sehr leckere Küche. Als Nachspeise empfehle ich die Karthäuserklöße.
Charakter der Tour
- Einfache Wanderung ohne nennenswerte Steigung
- Länge 10km
- Von Asphalt bis Feldweg ist alles dabei
Diese Wanderung bei Komoot
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