Mit Schneeschuhen durch die weiße Landschaft stapfen und dabei ein bisschen wie Big Foot fühlen… irgendwie hatte sich diese Erfahrung bisher nie ergeben. Doch als Julia von Berggeflüster eine Schneeschuhwanderung im Allgäu veranstaltete, war das meine Chance. Was für ein Spaß!
Wintersport… damit konnte ich bisher gar nichts anfangen. Vor allem verband ich damit in erster Linie, auf ein oder zwei Brettern durch den Schnee zu fahren. Schneeschuhwandern hatte ich hingegen gar nicht auf dem Schirm.
Warum eigentlich nicht? Schließlich wandere ich doch gerne. Vielleicht liegt es daran, dass ich in Franken lebe und wir den Schnee meist in Richtung Alpen durchwinken. Und die paar Flocken, welche die fränkische Landschaft manchmal einpudern, sind einfach nur lächerlich für Schneeschuhe.
Das Allgäu hingegen bietet perfekte Bedingungen und ich bin froh, dass ich in Sachen Wintersport eines Besseren belehrt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Winterwandern mit Schneeschuhen
Als Julia von Berggeflüster auf Instagram zusammen mit Saskia von Herzallgäuerliebst eine Schneeschuhwanderung im Allgäu ankündigte, war ich sofort Feuer und Flamme. Denn den Ort der Wanderung kenne ich nur zu gut: Steibis bei Oberstaufen. Normalerweise wandere ich dort im Sommer entlang des Hochgrats oder zu den Buchenegger Wasserfällen. Allerdings war ich noch nie im Winter dort. Also warum nicht das Bekannte mit dem Unbekannten verbinden und etwas Neues ausprobieren?
Schneeschuhwandern auf dem Imberg
Julia hatte eine stattliche Gruppe von 21 Leuten zusammengetrommelt. Für diejenigen ohne eigene Schneeschuhe hatte Julia eine Reservierung vorgenommen (unten mehr dazu) und wir holten die Schuhe gleich neben der Imbergbahn ab. Anschließend fuhren wir zusammen hoch auf den Imberg.
Dieser etwa 1200m hohe Berg liegt zwischen Oberstaufen und der Nagelfluhkette und ist mit der Bergbahn innerhalb weniger Minuten zu erreichen. Oben angekommen merkte ich schnell, dass ich mich hier zwar prinzipiell auskannte und auch wusste, wo die Wanderwege verliefen. Doch die Landschaft sah in ihrem weißen Winterkleid vollkommen anders aus.
Auf ins Abenteuer
Nachdem ich die großen Treter an meine Schuhe geschnallt hatte und meine ersten wackeligen Gehversuche heil überstanden hatte, blickte ich schon einmal gespannt in Richtung eines perfekt präparierten Wanderwegs, der von der Bergstation zum Waldrand verlief. Doch Julia dachte gar nicht daran, diesen glattgebügelten Weg zu nehmen… sie führte die Gruppe in Richtung Tiefschnee.
Wie jetzt? Keine Trockenübungen? Kein Idiotenhügel?! Okay, einmal durchatmen und auf ins Abenteuer.
Der Rhythmus von 21 Schneeschuhpaaren
Um mich herum knirschte der Schnee im Rhythmus von 21 Schneeschuhpaaren, als sich die Gruppe in Bewegung setzte. Die ersten Schritte im tiefen Schnee waren schon etwas ungewohnt. Trotz der großen Fläche der Schneeschuhe sank ich ein ganzes Stück ein. Aber eindeutig nicht so tief wie mit normalen Schuhen.
Auf jeden Fall war schnell klar: das wird kein Spaziergang. Man kommt zwar relativ gut voran, aber es ist schon deutlich anstrengender, als auf einem präparierten Wanderweg zu laufen.
Wir ließen die Geräusche der Bergbahn und der vielen Wintergäste hinter uns und überquerten eine baumfreie Fläche. In meiner sommerlichen Erinnerung handelte es sich um eine weite grüne Wiese, die heute aber mit einer glatten Schneedecke überzogen war. Die schöne Aussicht auf das Panorama der Nagelfluhkette mit dem Gipfel des Hochgrats versteckte sich leider hinter einer grauen Wolkendecke. Trotzdem machen wir alle ein paar (Action-)Bilder und bogen dann in den Wald ab.
Neben den Gesprächen in der Gruppe und dem rhythmischen Knirschen des Schnees waren die Mini-Lawinen von den Nadelbäumen die einzigen Geräusche, die unsere Gruppe begleiteten.
Inzwischen hatte ich mich auch an die Schneeschuhe gewöhnt und stakste nicht mehr herum wie ein Storch im Salat.
Schweißtreibender Aufstieg
In Sichtweite des Berggasthofs Hochbühl kehrten wir in die Zivilisation zurück und stapften am Gasthof vorbei ins Tal. Nachdem wir den kaum erkennbaren Lanzenbach über eine vollkommen zugeschneite Brücke überquert hatten, folgte ein längerer Aufstieg zur Alpe Hochwies. Spätestens hier konnte die Funktionskleidung beweisen, was sie kann. Dummerweise hatte ich über mein Microfaser-T-Shirt einen Strickpulli gezogen. Ein typischer Anfängerfehler, der mich später am Abend vermutlich als ahnungslose Wintertouristin outete. Mit mehreren Schichten Funktionskleidung wäre ich definitiv weniger aufgefallen und meine Kleidung wäre auch deutlich schneller getrocknet.
Wir wanderten weiter in Richtung Alpe Glutschwanden kurz vor der österreichischen Grenze, als es anfing zu schneien. In Kombination mit Wind von vorne war das schon etwas unangenehm. Doch bei schönem Wetter kann ja jeder… 😉
Selbst wenige Kilometer sind viel für Ungeübte
Nach der Alpe begann wieder ein Aufstieg. Der war zwar längst nicht so steil wie nach dem Lanzenbach, aber das ungewohnte Laufen mit den Schneeschuhen hatte meine Muskeln schon ziemlich ausgepowert. Also verlagerte ich die Belastung mehr auf die Wanderstöcke, um meine müden Beine zu schonen. Am nächsten Tag sollte ich deswegen übrigens Muskelkater im Rücken bekommen. Mit den Beinen war natürlich auch nicht viel anzufangen…
Die verbrannten Kalorien müssen wieder drauf – yeah: Käsespätzle
Wir beendeten unsere 6km lange Schneeschuhwanderung im Allgäu schließlich am Imberghaus, in dem das Team Julia-Saskia für die Gruppe nicht nur Plätze reserviert, sondern auch wahre Berge an Käsespätzle vorbestellt hatte. Die hatten wir uns verdient!!!
Abfahrt mit Adrenalin-Kick – Nachtrodeln
Nach einem gemütlichen Beisammensitzen holten wir unsere ebenfalls reservierten Rodel ab und es folgte ein weiteres Highlight dieses Tages: Nachtrodeln. Ich gebe zu, dass ich das letzte Mal als Zwerg auf einem Schlitten saß. Mein Mann Michael würde mich jetzt vermutlich darauf hinweisen, dass ich seitdem nicht viel gewachsen wäre 🙂 Aber auf jeden Fall war es verdammt lang her, dass ich gerodelt bin. Und dann auch noch bei Nacht!
Aber es war ein riesen Spaß, auch wenn ich die Huckel auf der Piste immer zu spät entdeckte und mein Adrenalin-Spiegel in einer 90°-Kurve schier durch die Decke ging. Es war klasse, über die lange beleuchtete Piste hinunter zu rasen und am liebsten wäre ich für eine zweite Runde noch einmal mit der Bahn nach oben gefahren.
Vielen Dank für die super Organisation!
Auf diesem Weg möchte ich mich noch einmal bei Julia und Saskia für die tolle Organisation und einen tollen Tag bedanken. Es hat total Spaß gemacht und die Truppe war super!
Nützliche Infos für dein Wintererlebnis in Steibis
Schneeschuhe leihen für eine Winterwanderung
Wäre eine Schneeschuhwanderung im Allgäu auch etwas für dich? Doch du hast keine Schneeschuhe? Das kein Problem: du kannst die übergroßen Big-Foot-Treter problemlos vor Ort mieten.
Bei Sport Hauber direkt an der Talstation der Imbergbahn bekommst du Schneeschuhe inkl. Wanderstöcken für 10€/Tag (Stand 2019). Lass dich am besten bezüglich Streckenverlauf und -länge beraten… hinsichtlich der machbaren Entfernungen kann man sich leicht verschätzen.
Tipp 1: Wenn du die Schneeschuhwanderung an einem Wochenende machen möchtest, solltest du die Schuhe eventuell vorher reservieren.
Tipp 2: Zieh bei der Schneeschuhwanderung auf jeden Fall wasserdichte, warme Wanderschuhe an. Du wirst mit den Schneeschuhen zwar nicht so tief einsinken wie mit normalen Wanderschuhen, aber zumindest tief genug, dass von oben Schnee auf deine Schuhe fällt. Wenn deine Wanderschuhe nicht dicht sind, bekommst du schnell eiskalte und nasse Füße.
Nachtrodeln in Steibis
Nächtliches Rodeln auf einer beleuchteten Piste? Hört sich klasse an, oder? Es hat solchen Spaß gemacht und ich kann es dir nur empfehlen.
In Steibis kannst du im Winter bei geeigneter Witterung jeden Samstag von 18:00 bis 21:00 Uhr mit einem Rodel die Piste hinunterheizen.
Den passenden Schlitten kannst du dir ebenfalls bei Sport Hauber für 6€/Tag leihen.
So kommst du auf den Imberg
Egal ob Schneeschuhwanderung oder Nachtrodeln: irgendwie musst du auf dem Imberg kommen. Mit der Touristenkarte Oberstaufen Plus ist eine Bergfahrt kostenlos. Nähere Infos habe ich schon einmal in meinem Artikel über den Luftigen Grat zusammengefasst.
Ansonsten findest du die aktuellen Preise auf der Seite der Imbergbahn.
Mein Fazit
Wintersport ist mehr als Skifahren und Snowdoarden. Die Möglichkeiten sind umfangreicher als mir bisher bewusst war und die Schneeschuhwanderung im Allgäu wird sicher nicht die letzte Wanderung dieser Art gewesen sein 🙂
Dieser Artikel enthält keine bezahlte Werbung und es bestanden keine Kooperationen. Es handelt sich um einen Erfahrungsbericht, der auf meiner eigenen, ehrlichen Meinung beruht.