Tansania – Besuch in einem Massai-Dorf

Die halbnomadische Volksgruppe der Massai lebt im Norden Tansanias und in Kenia und ist trotz ihres kleinen Anteils an der Gesamtbevölkerung der beiden Länder auch bei uns vielen ein Begriff. Während unserer Tansania-Reise hatten wir die Gelegenheit, ein Massai-Dorf zu besuchen und einen Blick in eine vollkommen andere Welt zu werfen.

Massai in Tansania

Mit den Massai verbinden wir meist großgewachsene Männer, die sich in leuchtend bunte Tücher kleiden und Frauen mit Halsringen aus kleinen Perlen und auffälligem Ohrschmuck. Darüber hinaus denken wir bei den Massai meist an ein Volk stolzer Krieger und deren wertvollsten Besitz: ihre Rinder.

Dem Glauben nach hat Engai, der Hauptgott der Massai, ihnen alle Rinder der Erde überlassen. Daher betrachteten sie andere Besitzer von Rindern als Viehdiebe, denen sie die Tiere – notfalls mit Gewalt – abnehmen können. Das führte in der Vergangenheit immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen.

Leben zwischen Tradition und Merchandising

Das Dorf, von dem wir bei der Ankunft zunächst nur den Palisaden-ähnlichen Dornenwall sahen, wird wohl des Öfteren von Touristen besucht, denn noch bevor wir die Geländewägen verlassen konnten, strömten die in orangene, rote und blaue Tücher gehüllten Massai aus dem Dorf und begannen mit einem Willkommenstanz.

Dorf versammelt sich zum Tanz

Bisher kannte ich das nur aus dem Fernsehen und es war aufregend, so einen Tanz einmal live zu erleben.

Sprungtanz, Tanz der Frauen und Feuermachen

Wir wurden ins Dorf eingeladen und man zeigte uns den Sprungtanz, für den die Massai berühmt sind. Hierbei beweisen sich die jungen Männer ihre Stärke. Michael war der einzige aus unserer Gruppe, der der Einladung zur Teilnahme am Tanz folgte und sich mit ihnen im Sprungtanz maß. Eine Chance hatte er aber nicht, da sich der kleinere Massai wie auf Sprungfedern nach oben katapultierte.

Auf der anderen Seite des Platzes tanzen die Frauen, wobei sie die kunstvollen Ringe um ihre Hälse immer wieder im Rhythmus des Gesangs hüpfen ließen.

Massai-Frauen

Anschließend zeigten uns die Männer das Feuermachen mit Stöckchen & Co.

Glut anpusten

Die Massai-Schule

Unser nächster Stopp war die Schule, in der Jungen unterschiedlichen Alters unterrichtet wurden. Die Kinder spulten sofort ihr Programm ab, was den Eindruck verstärkte, dass sich das Dorf längst auf den regenmäßigen Besuch von Touristen eingestellt hatte. Erst sangen sie für uns und dann las einer der Jungen die Zahlen an der Tafel ab.

junger Massai an der Tafel

Etwas übertrieben bei ihrer Vorstellung war, dass die Kinder die mitgebrachten Bonbons inkl. der Verpackung lutschten. An den überall herumliegenden Bonbon-Papierchen konnte man nur zu gut erkennen, dass die Kinder durchaus wussten, wie man an den leckeren Inhalt kommt.

Aber das gehörte wohl zum Programm und sollte die Geldbeutel für eine Spende öffnen, die man dann auch gleich in die unübersehbare Spendenbox in der Mitte des Raums werfen konnte.

Die Wohnhütten der Massai

Wir wurden zu den Wohnhütten weitergeführt, die aus Ästen und getrocknetem Rinderdung bestehen. Immer zu zweit konnten wir eine der Hütten besichtigen, die nur über ein winziges Loch in der Wand beleuchtet wurde. Wir hätten in der Hütte zwar Bilder machen können, aber wegen der schlechten Beleuchtung war das fast unmöglich.

In der Hütte waren eine Feuerstelle und zwei Betten. Das eine Bett beansprucht der Mann für sich und alle anderen (die Frau inkl. aller Kinder) quetschen sich in das zweite Bett.

Massai Hütten
Das Bild stammt von meinem Bruder Clemens Mog.

Massai-Männer leben polygam, das heißt sie können sich so viele Frauen nehmen, wie es die Anzahl ihrer Rinder erlaubt. Jeden Abend entscheidet er dann, in welcher Hütte bzw. bei welcher Frau er die Nacht verbringen möchte. Frauen haben bei den Massai kein Mitspracherecht.

Merchandising

Nachdem wir die einfache Hütte besichtigt hatten, wurden wir zum „Merchandising-Bereich“ derjenigen Frau gebracht, die in der Hütte lebt. Das erinnerte schon sehr an eine Kaffeefahrt. Da das Geld aber vermutlich dem ganzen Dorf zugutekommt, kauften wir Armbänder und einen Holzelefanten.

Merchandising-Stände
Auch dieses Bild stammt von meinem Bruder Clemens Mog.

Wir wurden zwar schon ziemlich gedrängt, Geld im Dorf zu lassen, aber das empfand ich nicht unbedingt als schlimm. Es ist sicher nicht einfach, als sehr ursprüngliches Volk in unserer modernen Welt zu leben. Doch sie tun, was alle in der Geschäftswelt tun: sie bedienen sich dem einfachen Prinzip von Angebot und Nachfrage. Wenn die Touristen also einen Blick in die Kultur und Lebensweise der Massai werfen wollen, können sie das für eine Gegenleistung tun.

Dieser Ausflug in eine vollkommen fremde Welt war einerseits interessant, aber andererseits auch erschütternd. Denn einmal davon abgesehen, dass wir uns solch ein einfaches Leben gar nicht vorstellen können, hat mich die Stellung der Frau in dieser Welt tief bestürzt.

 


Dieser Artikel enthält keine bezahlte Werbung und es bestanden keine Kooperationen. Es handelt sich um einen Erfahrungsbericht, der auf meiner eigenen, ehrlichen Meinung beruht.


 

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