Hamsterkäufe und die schlimmste Phase des Lockdowns haben wir zum Glück hinter uns und langsam kehren wir zu einer von Vorsicht und Abstand geprägten Normalität zurück. Es sind zwar noch immer viele Grenzen geschlossen und viele Orte sind noch immer nur auf einer virtuellen Reise erreichbar. Doch zumindest innerhalb Deutschlands und einigen angrenzenden Ländern können wir wieder reisen.
In Deutschlands ist jedoch von Einheitlichkeit wenig zu spüren. Die einzelnen Bundesländer kochen ihr eigenes Süppchen und wer wie ich in Bayern wohnt, bekommt immer eine schärfere Form der Corona-Regeln zu spüren.
Das Gastgewerbe war vom Lockdown und dessen Folgen besonders stark betroffen. Wen wundert es da, die Betreiber von Restaurants und Hotels bei der lang ersehnten Wiedereröffnung alles richtig machen wollen, um zu retten, was noch zu retten ist.
Doch nicht nur bei den Vorgaben und Regeln fehlt es an einer klaren Linie, sondern auch bei deren Umsetzung. Abstands- und Hygieneregeln müssen eingehalten werden und von den Gesundheitsämtern scheint es dafür kein genaues Wie zu geben. Und so entwickelt jeder sein eigenes Konzept. Was das bedeutet, habe ich in der vergangenen Woche erlebt. Denn zum Beispiel das Hotelfrühstück während Corona wird sehr unterschiedlich umgesetzt.
Direkt mit dem Startschuss für das Hotelgewerbe in Bayern am 31. Mai habe ich mich zu einer fünftägigen Wanderung auf dem Fränkischen Rotweinwanderweg aufgemacht und dabei in vier Hotels übernachtet. Das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes war natürlich bei allen gleich und er durfte erst im Zimmer bzw. am Tisch abgenommen werden. Doch beim Frühstück habe ich vier vollkommen unterschiedliche Hygienekonzepte kennengelernt.
Inhaltsverzeichnis
Hygienekonzepte beim Hotelfrühstück während Corona
Meine Meinung – steril ist auch keine Lösung
Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass ich selbst keine Angst vor einer Ansteckung mit Corona habe. Ich bin gesund, nicht vorbelastet und vertraue meinem Immunsystem, im Fall der Fälle mit den Viren fertig zu werden. Falls das eine gefährliche Fehleinschätzung sein sollte, dann ist das eben so. Meine Angst bezieht sich eher darauf, dass ich für andere Menschen zur Gefahr werden könnte.
Ich könnte mir deutlich öfter die Hände desinfizieren, doch ich bin der Meinung, dass wir uns mit dieser immer sterileren Umgebung zu sehr vor Keimen, Viren und Bakterien schützen und unser Immunsystem zu sehr schonen.
Als Kind habe ich beim Spielen von meinem Sandkuchen gekostet und den Autoschlüssel meiner Eltern abgeleckt. Und ich bin nicht daran gestorben, sondern habe ganz im Gegenteil mein Immunsystem damit trainiert.
Corona ist zweifellos eine andere Hausnummer und ich bin auch der Meinung, dass wir uns und andere schützen sollten. Mund-Nase-Schutz, Abstand und die Einhaltung der geltenden Hygieneregeln sind daher für mich selbstverständlich. Ebenso ein bisschen gesunder Menschenverstand. Doch ich möchte es mit der Sterilität nicht übertreiben.
Daher habe ich zum Beispiel kein Problem damit, mir am Buffet einen Saft aus einem Spender zu nehmen, den direkt vor mir ein niesender Gast betätigt hat. Deswegen renne ich nicht panisch zum Desinfektionsmittel. Der arme Kerl könnte auch nur Heuschnupfen haben – warum sollte ich ihn unter Generalverdacht stellen?
Wie du das ganze Thema siehst, ist natürlich dir selbst überlassen und ich möchte über niemanden urteilen. Ebenso wenig behaupte ich, alles richtig zu machen, und versuche auch niemanden von meiner Meinung zu überzeugen.
Nun aber zu den sehr unterschiedlichen Hygienekonzepten für ein Hotelfrühstück während Corona.
Hygienekonzept 1 – die Folientechnik
Meine erste Unterkunft war der Landgasthof Hock in Pflaumheim bei Großostheim. Zum Gasthof gehört ein Restaurant mit Biergarten und Räumen im Innenbereich. In einem Nebenraum findet morgens das Frühstück statt.
Ausgestattet mit Mund-Nasen-Schutz kann man sich frei am Buffet bedienen. Brot und Brötchen nimmt man sich wie gewohnt mit einer Zange. Und auch heißes Wasser für Tee und Kaffee kann man sich selbst aus Samowar und Vollautomat herauslassen.
An diesen Gegenständen sammeln sich zweifellos alle möglichen Krankheitserreger der Hotelgäste, wie lang auch immer sie auf den Oberflächen überleben mögen. Möglicherweise hat man sie erst an den Händen und schiebt sie dann mit dem Brötchen in den Mund. Man könnte sich nach dem Gang zum Buffet die Hände desinfizieren, doch das hat niemand gemacht – ich auch nicht.
Ganz anders verhält es sich mit offenen Lebensmitteln. Man kann sich nicht einzelne Scheiben Wurst und Käse nehmen, sondern muss sich für einen Teller mit einer fertigen Auswahl entscheiden. Diese sind mit Frischhaltefolie abgedeckt, wie übrigens auch alle anderen offenen Lebensmittel.
Das Problem: einmal von der gemeinsamen Nutzung von Besteck und Geräten abgesehen, musste ich wegen der fertigen Teller mit Wurst und Käse einen Kompromiss eingehen und mehr nehmen, als ich gebraucht hätte.
Hygienekonzept 2 – alles wie gewohnt
Meine zweite Unterkunft war das Hotel Zum Karpfen in Obernburg am Main. Auch hier wird ein Nebenraum des Restaurants für das Frühstück genutzt.
Bis auf den Mund-Nasen-Schutz ist hier alles wie immer: man geht zum Buffet und bedient sich bei allem, was man zum Frühstück essen möchte, mit Hilfe von Gabeln (Wurst, Käse etc.), Löffeln (geschnittenes Obst, Frischkäse etc.) und Zangen (Brot, Brötchen). Das mit dem möglichen Kontakt mit Krankheitserregern hatte ich ja bereits angesprochen. Nur dass das Problem in diesem Fall noch ausgeprägter sein könnte.
Das Problem: nun, ich selbst hatte keines. Wenn sich alle mit Sinn und Verstand am Buffet bedienen und dabei auf andere Gäste Rücksicht nehmen, ist es für mich in Ordnung. Wer sich aber daran stört, Besteck und Geräte am Buffet mit anderen zu teilen, wird mit dieser Lösung nur mit anschließendem Desinfektionsmittel glücklich.
Hygienekonzept 3 – nur in Begleitung
Meine dritte Unterkunft war das Hotel Bei Liebe’s in Erlenbach. Im Gegensatz zu den anderen Hotels gibt es hier kein Restaurant und der Gastraum wird nur für das Frühstück genutzt. Das Buffet befindet sich in einem kleinen Nebenraum und wird von einer großen Schiebetür verschlossen.
Normalerweise ist diese Tür zweifellos offen, doch aktuell darf kein Gast den Raum ohne Begleitung betreten. Und das ist nicht alles: man darf sich auch nicht überall selbst bedienen, sondern muss erklären und zeigen, was und wie viel man gerne hätte. Und die behandschuhte Begleitung füllt den Teller.
Das gilt zumindest für alle offenen Lebensmittel. Denn den Saft und das Wasser für den Tee darf man sich dann doch wieder selbst nehmen… wo wir wieder Krankheitserreger über den Kontakt mit Besteck & Co. aufnehmen könnten.
Wenn man erneut zum Buffet möchte, muss man sich die Begleitung dazurufen.
Das Problem: es ist zwar sehr persönlich, aber irgendwie fühlte ich mich gehemmt und kontrolliert. Dadurch aß ich an diesem Morgen weniger als sonst.
Hygienekonzept 4 – nur mit Handschuhen und vorgeschriebene Laufrichtung
Meine vierte und letzte Unterkunft war das Hotel Rosenbusch in Großheubach, das ebenfalls über ein eigenes Restaurant verfügt.
Der Gastraum wird von einem großen Kachelofen dominiert, der mitten im Raum steht. Markierungen auf dem Boden führen gegen den Uhrzeigersinn um den Ofen herum und vermeiden zu engen Kontakt zwischen den Gästen.
Vor dem Buffet nimmt man sich dünne Einmalhandschuhe und bedient sich damit wie gewohnt am Buffet.
Einmal von dem vielen Müll durch die Handschuhe abgesehen, schützt dieses Konzept vermutlich am besten vor einer Ansteckung mit Corona. Es erscheint mir am hygienischsten und schränkt trotzdem nicht ein.
Fazit zum Hotelfrühstück während Corona
Da es keine Erfahrungen mit einer Pandemie gibt, lässt die Umsetzung der Hygieneregeln viel Raum für Interpretationen. Daher finden sich viele unterschiedliche Konzepte und meine Erfahrungen sind vermutlich nur wenige Beispiele aus einer viel größeren Zahl unterschiedlicher Handhabungen.
Wenn du in der aktuellen Situation sehr viel Wert auf möglichst hohe Hygienestandards legst, kannst du vor der Buchung im Hotel anfragen, wie die Umsetzung der Regeln beim Essen und in anderen Bereichen erfolgt. Im Zweifelsfall kannst du aber auch einfach Desinfektionstücher in die Tasche stecken und zum Beispiel nach dem Besuch des Buffets verwenden.
Hast du schon Erfahrungen mit dem Hotelfrühstück während Corona gemacht? Wie ist es bei dir abgelaufen?
Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Erfahrungsbericht und spiegelt meine eigene, ehrliche Meinung wider.
Leider sind die Konzepte so zu sagen alle für die Katz. Fest steht, daß Corona ausschließlich über Aerosole übertragen wird. D.H. für den Hotelbereich:
das Aufhalten in einem Frühstücksraum kann nicht ohne Risiko stattfinden. Gute und vor allem verantwortungsvolle Hoteliers bieten daher kein Frühstück an´, bzw. liefern mit Maske das Frühstück dem Gast am Zimmer aus, das er dort dann zu sich nehmen kann. Das ich dann auf mein Avocado- Körner- weiss nicht was Frühstück mal verzichten muss, ohne gleich dem Hotelier eine schlechte Bewertung schreiben zu müssen, liegt auf der Hand. Hotels, die sich nicht daran orientieren, sondern sich lieber den Bewertungen andienen, als dem Schutz ihrer Mitmenschen, sollten gemieden werden. Auf meinen leider, auch zu Corona Zeiten zahlreichen systemrelevanten Reisen möchte ich das gerne besonders an die 5 Sterne Hotels weitergeben. Kleine Monteurhotels gehen da z.T. wesentlich sorgsamer vor. Eine gutes Hotel ist, das keine Frühstück anbietet, bzw. die neuen Klimaanlagen anbietet, die auch Corona Viren aus der Luft filtern. Diese sind aber so teuer, daß sie sicherlich das Budget einer jeden Kette sprengt. P.S. Auch der verantwortungsvolle GAst sollte die Angestellten des Hotels schützen, indem er einfach auf das Frühstück verzichtet und um Gotteswillen nicht noch Bewertungen schreibt!