Mit dem Wort „Urwald“ verbinden wir einen unberührten, meist tropischen Wald mit undurchdringlichem Unterholz und riesigen Baumgiganten. Doch auch bei uns gibt es Urwälder, wenn auch nur wenige. Keiner ist tatsächlich unberührt, doch werden die Flächen inzwischen weitgehend sich selbst überlassen. Einer dieser Wälder befindet sich im nordhessischen Naturpark Reinhardswald: der Urwald Sababurg.
Inhaltsverzeichnis
Der Urwald Sababurg
Der Reinhardswald liegt im Norden Hessens und hat eine Fläche von ca. 20.000ha. Er besteht aus einem Mix verschiedener Baumarten mit unterschiedlichen Altersklassen. Doch geradezu berühmt ist der Reinhardswald wegen des Urwalds nahe dem Dornröschenschloss Sababurg, in dem sich ein ganz besonders alter Baumbestand befindet.
Es handelt sich um alte Hutebäume, die bis zu 600 Jahre alt sein sollen. Sie dienten früher der Hute, also der Waldweide für Nutztiere. Damals wurde der Wert eines Waldes an der Menge der Tiere bemessen, die er ernähren konnte. Daher wurde eine Auslese beim Baumbestand vorgenommen und vor allen Eichen und Buchen gefördert. Bäume mit wenigen oder keinen essbaren Früchten wurden hingegen zurückgedrängt.
Gleichzeitig hinderten die Tiere durch den Verzehr zarter Triebe die Jungbäume am Wachsen und verschafften den Hutebäumen den nötigen Platz, um eine stattliche Größe zu erreichen. Doch nicht nur die Größe und das Alter machen diese Bäume einzigartig, sondern auch ihre teils bizarre Wuchsform und ihre mächtigen Stämme.
Um diesen Naturschatz zu erhalten, wurde der Urwald Sababurg bereits 1907 unter Schutz gestellt und lockt bis heute Naturliebhaber und Fotografen an, die fasziniert durch diesen märchenhaften Wald spazieren.
Verhalten im Naturschutzgebiet
Wie in jedem Naturschutzgebiet gilt auch im Urwald Sababurg, dass die Wege nicht verlassen werden dürfen. Das ist aber auch gar nicht notwendig, da die durchdachte Wegführung direkt an den sehenswerten Baumriesen vorbeiführt. Besonders empfindliche Stellen werden mit Stegen geschützt.
Grundsätzlich gilt: nur Gucken, nicht anfassen. Okay, mal über die raue Rinde eines Baumriesen streichen, ist natürlich erlaubt. Aber das Abbrechen von Ästen, das Klettern auf dem Bäumen, das Sammeln von Pilzen und das sonstige Anrichten eines Schadens ist untersagt. Darunter fällt auch das Rauchen, das im schlimmsten Fall einen Brand auslösen könnte.
Es versteht sich wohl von selbst, dass Müll jeder Art wieder mitzunehmen ist.
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Wandern im Urwald Sababurg
Nur knapp 2km westlich des Eingangs zum Tierpark Sababurg liegt der Wanderparkplatz Drecktor (ja, der heißt tatsächlich so). Von dort musst du nur noch die Straße überqueren und betrittst auch schon den Urwald Sababurg. Pass auf, wenn du über die Straße gehst. Da es sich um eine Kurve handelt, sieht man schnell heranfahrende Autos erst sehr spät.
Infotafeln zeigen drei mögliche Rundwanderwege:
- gelb/Hirschkäfer
Länge ca. 1km
Führt in einer kleinen Runde an ein paar wenigen Hutebäumen vorbei - orange/Eichenblatt
Länge ca. 3km
Führt an einer Vielzahl der Baumriesen vorbei und nach einer großen Schleife zurück zum Startpunkt - rot/Specht
Länge ca. 4km
Führt an einigen sehenswerten Hutebäumen vorbei und verläuft in einer großen Runde im „normalen“ Wald weiter bis zum ursprünglichen Startpunkt
Wir sind zwei Touren im Urwald Sababurg gelaufen: die längere rote Runde und eine Kombination aus gelbem und rotem Rundweg als Fototour. Beide Wanderungen möchte ich dir nachfolgend vorstellen.
Große Runde durch den Urwald Sababurg (roter Rundweg)
„Groß“ ist natürlich relativ. Doch da alle Wanderwege im Urwald vergleichsweise kurz sind, handelt es sich beim roten Rundweg mit 4km zumindest um den längsten der drei.
Eckdaten der Tour
- Länge: 4km
- Gehzeit: 1 Stunde
- Schwierigkeit: leicht
- Wegmarkierung: rot/Specht
Der Startpunkt ist wie bei allen Wanderwegen der Parkplatz Drecktor. Auf der anderen Straßenseite begrüßen dich bereits die ersten Baumriesen und du tauchst sofort in das einzigartige Waldreich ein.
Entlang des Weges reihen sich einige der schönsten Hutebäume auf, die wegen ihrer mächtigen Stämme, knorrigen Rinde und verwachsenen Wurzeln und Ästen nicht zu übersehen sind. Aber auch der riesige Adlerfarn sticht ins Auge, da er mit einer Größe von bis zu 2m die meisten Besucher überragt.
Dann biegt der Weg in Richtung des Tierparks Sababurg ab und der Hutewald wird wieder zu einem ganz normalen Wald. Deswegen ist es nicht weniger schön, wie sich der schmale Pfad durch die Bäume schlängelt.
Rechts taucht eine hohe Mauer auf und der Tierpark ist erreicht. Sehen kann man leider nur die Wildschweine, deren Gehege nur durch einen hohen Zaun begrenzt wird.
Ab hier verlaufen bis zum nächsten Abzweig zwei Wege nebeneinander, wobei der linke meiner Meinung nach der schönere ist. Es macht aber keinen Unterschied, wenn dir der breitere, rechte Weg lieber ist.
Bald ist die Straße erreicht und der Waldweg verläuft in einigem Abstand parallel dazu bis zum Endpunkt gegenüber dem Parkplatz.
Diese Wanderung auf Komoot
Wie immer findest du die getrackte Tour auf Komoot. Aber eigentlich kannst du dich nicht verlaufen, da die Ausschilderung ausreichend ist.
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Weitere InformationenFotorunde im Urwald Sababurg
Wie bereits erwähnt, ist der Urwald Sababurg ein Eldorado für Fotografen. Dabei ist es nebensächlich, ob Profi oder ambitionierter Hobbyfotograf. Dafür empfiehlt es sich aber, den Urwald früh morgens zu besuchen, um andere Besucher und unerlaubt herumkletternde Kinder auf den Bilder zu vermeiden.
Die nachfolgenden Fotos habe ich mit einem eher künstlerischen Anspruch nachbearbeitet und sie sehen daher anders aus, als die oberen Bilder.
Eckdaten der Tour
- Länge: ca. 3km
- Gehzeit: eigentlich unter einer Stunde, aber wegen der unzähligen Fotomotive solltest du auf jeden Fall viel mehr Zeit einplanen
- Schwierigkeit: leicht
- Wegmarkierung: es ist eine Kombi aus dem orangen und dem gelben Rundweg
Gleich zu Beginn ragen drei Baumriesen auf und bilden einen würdigen Einstieg in die Fototour. Der Streckenverlauf führt an all den beeindruckenden Hutebäumen vorbei, die an das Wegnetz angebunden sind. Und das sind nicht nur viele, sondern auch absolut beeindruckende Vertreter ihrer selten gewordenen Art.
Zunächst folgst du der orangen Wegmarkierung. Neben der großen Rapp-Eiche mit ihrem mächtigen Stamm (nachfolgende Bilder) und fotogenem Totholz finden sich entlang des Weges auch eine Rotbuche mit weit ausladenden, teils bis zum Boden reichenden Ästen und riesige Nadelbäume, die in diesem Wald eher eine Seltenheit sind.
Bizarr geformte Rinde fasziniert ebenso wie mächtige hohle Baumstümpfe, die wie Monumente der Vergangenheit am Wegrand stehen. Waldwege und Stege wechseln sich ab und nach einer weiten Schleife, trittst du den Rückweg in Richtung Parkplatz an.
Anstatt auf direktem Weg zurückzulaufen, biegst du aber nach rechts auf den gelben Weg ab, wo dich zum Beispiel eine Kamineiche mit einem zyklopenartigen Loch im Stamm erwartet. Und auch der Feuerstumpf eines ehemals mächtigen Baums gibt ein lohnenswertes Fotomotiv ab.
Dann ist der Entpunkt der Fototour erreicht und du hast sicher Unmengen toller Fotos auf deiner Speicherkarte.
Diese Wanderung auf Komoot
Eigentlich könntest du dich von Baumriese zu Baumriese treiben lassen… verlaufen ist nur schwer möglich. Wenn du aber zur Sicherheit gerne die GPX-Daten hättest, findest du sie natürlich auf Komoot.
Werfe gerne auch einen Blick auf die anderen Wanderung in meinem Komoot-Profil. Vielleicht findest du ja noch andere interessante Touren 😉
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Weitere InformationenIch war von der Region total begeistert und das Highlight war für mich ganz klar der Urwald. Auch wenn die Touren recht kurz sind, gibt es auf der kurzen Strecke unglaublich viel zu entdecken.
Dieser Artikel enthält keine bezahlte Werbung und es bestanden keine Kooperationen. Es handelt sich um einen Erfahrungsbericht, der auf meiner eigenen, ehrlichen Meinung beruht.