Die erste Reise nach Island war bereits 2011. Und die Insel am nördlichen Polarkreis hat uns damals so begeistert, dass eine erneute Reise quasi unausweichlich war. Im Gegensatz zu der damals fertigen Selbstfahrertour wollten wir die Route diesmal selbst bestimmen und neben ein paar bekannten Highlights diejenigen Orte und Regionen besuchen, die uns beim ersten Mal gefehlt hatten: die Westfjorde und das Hochland.
Selbstfahrerreise durch Island
Tag 1 Anreise nach Island
Von Frankfurt sind wir mit Icelandair nach Keflavík geflogen, das etwa 40km südwestlich von Reykjavík liegt.
Am Flughafen wurden wir direkt von Reykjavik rent a car abgeholt und zu deren Stützpunkt am Flughafen gebracht. Die Formalitäten für den Mietwagen waren schnell erledigt und es konnte losgehen.
Höchstgeschwindigkeit in Island
Die Höchstgeschwindigkeit auf Asphaltstraßen beträgt 90km/h. Asphalt gibt es aber nur rund um Reykjavík, entlang der Hauptrouten und auf ein paar Nebenstrecken. Biegt man von diesen Straße ab, wechselt der Straßenbelag meist recht schnell in Schotter. Dann liegt die Höchstgeschwindigkeit nur noch bei 80km/h. Und um diese Auflistung zu vervollständigen: in Ortschaften sind 50km/h erlaubt, in Wohngebieten manchmal auch nur 30km/h.
Supermarkt in Island
Wir machten uns auf den Weg zu unserem ersten Stopp: dem Bonus-Supermarkt, der etwa 5km vom Flughafen entfernt in Richtung Reykjavík liegt. Bei Bonus kaufen wir am liebsten ein, denn der Discounter ist für isländische Verhältnisse einigermaßen günstig und hat viele Filialen. Hier findest du die Standorte.
Beim Einkaufen trafen wir einige, die wir schon auf unserem Flug gesehen hatten. Und wir alle deckten uns erst einmal mit allem ein, was wir die nächsten Tage – oder zumindest bis zum nächsten Bonus – brauchen würden.
Auf dem Weg nach Snæfellsnes
Es herrschte die übliche Rollenverteilung, die wir immer in und um Städte pflegen: Michael fährt und ich spiele Navigator (ich hasse Stadtverkehr ;-)) Dabei nutze ich gerne Straßenkarten – ganz altmodisch, aber meiner Meinung nach viel übersichtlicher als das Mäusekino auf einem Handy.
In diesem Fall war es eine Island-Karte 1:400 000 von Freytag & Berndt, die auch interessante Punkte wie Wasserfälle, Geysire, Leuchttürme etc. enthält. Bist du auch ein Freund von Papierkarten? Dann findest du hier die Straßenkarte*, die uns schon zwei Mal zuverlässig über die Insel geführt hat.
Zunächst fuhren wir in Richtung der Ringstraße 1 und bogen dann in Richtung Akureyri ab. Ein paar Kilometer nach Reykjavík erreichten wir den Fjord Hvalfjorður, unter dem der mautpflichtige Tunnel Hvalfjarðargöng hindurch führt. Mit dem fast 6km langen Tunnel spart man sich einen Umweg von fast 50km zum Preis von 1000 Isländischen Kronen (ca. 8,-€).
Bei Borganes verließen wir die 1 und fuhren in Richtung Snæfellsnes weiter. Die Halbinsel wird wegen ihrer unterschiedlichen Landschaften gerne als Island im Kleinformat bezeichnet und begeistert mit Gletschern, Wasserfällen, Lavafeldern und Dünenlandschaften.
Unterkunft: Fosshotel Hellnar in Hellnar
Das Hotel liegt auf der Südseite der Halbinsel Snæfellsnes direkt oberhalb der Küste und erinnert von außen etwas an ein Motel. Die Rezeption ist gleichzeitig die Bar und in dem netten Empfangsbereich stehen bequeme Sessel, die zum Verweilen einladen. Auf einem langen Gang lag unser kleines, aber zweckmäßiges Zimmer mit Blick auf den Snæfellsnesjökull. Etwas unglücklich gelöst waren die lauten, selbstschließenden Türen, die jeden spät Heimkehrenden unüberhörbar verrieten. Der Frühstücksraum war unser persönliches Highlight des Hotels, weil man einen schönen Blick auf das Meer hat. Entsprechend begehrt waren die Fensterplätze.
Tag 2 Wandern auf Snæfellsnes und die Kirche von Buðir
Wir begannen den Tag mit einigen Fotos der Kirche von Hellnar und dem vergletscherten Vulkan Snæfellsnesjökull. Für Jules Verne befindet sich dort der Eingang zum Mittelpunkt der Erde.
Wanderung nach Arnarstapi
Die anschließende Wanderung nach Arnarstapi hatte ich bereits vorher im Wanderführer* „Island – Die schönsten Küsten- und Bergwanderungen“ herausgesucht und sie war auch ein Grund für die Wahl der Unterkunft: der Pfad beginnt direkt unterhalb des Hotels. Die Wanderung ist etwa 6km lang und hat nur einen geringen Höhenunterschied von 120m.
Der Pfad war gut zu erkennen und führte anfangs ein Stück von der Küste entfernt durch ein Lavafeld. Die Landschaft wurde von Grau- und Grüntönen dominiert, so dass etwas Buntes auffällig herausstach. Neben dicken Mooskissen wuchsen hier auch zahlreiche Pflanzen, die gerade ihre ganze Blütenpracht zeigten.
Wir näherten uns wieder der steilen Küste, die zum Teil bizarre Formationen aufweist.
Dann trat das Lavafeld zurück und machte einer Wiesenlandschaft Platz, in der wir einige Küstenseeschwalben entdeckten. Wir wussten noch, dass sich auf einer dieser Wiesen eine Brutkolonie der Vögel befand. Mit den brütenden Seeschwalben hatten wir 2011 schon versehentlich Erfahrungen gemacht: beängstigende Scheinangriffe von teils mehreren Vögel auf einmal. Und angeblich wird es schmerzhaft, wenn das allein den Eindringling nicht in die Flucht schlägt. Wir hielten vorsichtshalber etwas Abstand.
Die Küstenlinie entlang der Ortschaft Arnarstapi ist geprägt von dem Basaltbogen Gatklettur und anderen Formationen.
Wir drehten wieder in Richtung Hellnar um und obwohl wir den Pfad bereits entlang gegangen waren, erschien er auf dem Rückweg nicht weniger spannend. Durch die Änderung der Richtung kann man den Weg noch einmal neu erleben und andere Blickwinkel entdecken.
Die reine Gehzeit wird mit 2 Stunde 40 Minuten angeben. Wenn man wie wir aber an jedem Moosbüschel stoppt, braucht man fast die doppelte Zeit.
Pause im Café Fjöruhúsið
Zurück in Hellnar, kehrten wir in das Café Fjöruhúsið ein, das direkt unterhalb unsere Hotels lag. Hier fanden wir beide etwas nach unserem Geschmack: Michael einen leckeren Kuchen und ich – weil ich nicht so die Süße bin – eine schmackhafte Fischsuppe.
Schwarze Kirche von Buðir
Am Nachmittag fuhren wir nach Búðir in der Bucht Búðdavík. Hier befindet sich eine kleine, schwarze Holzkirche, die vermutlich zu den meistfotografierten Kirchen Islands gehört.
Es gibt in der Umgebung einige Wanderwege. Uns zogen aber mehr die bewachsenen Dünen, die Lavaformationen und der Blick zum Snæfellsnesjökull an. Leider war das Wetter nicht mehr so schön wie am Morgen, so dass sich der Gletscher kaum vom grauen Himmel abhob.
Tag 3 Dritvík und der Wasserfall Kirjufellsfoss
Heute zogen wir auf die Nordseite der Halbinsel um. Nicht ganz freiwillig, denn eigentlich wollten wir 3 Nächte im Fosshotel Hellnar verbringen. Doch bereits 7 Monate vor der Reise waren dort nur noch 2 Nächte zu bekommen.
Stranderkundung und Steine nahe Dritvík
Wir hatten während der Reise Wanderkarten des Verlags Mal Og Menning dabei. Neben einer Übersichtskarte 1:100 000 und einer detaillierten Karte 1:50 000 auf der Rückseite verfügen die Wanderkarten über zusätzliche, bebilderte Informationen zu sehenswerten Orten in der Region. Ohne diese Infos wären wir an dem schwarzen Strand von Dritvík einfach vorbeigefahren. Hier findest du die Wanderkarte* der Halbinsel Snæfellsnes.
Wir parkten auf dem Parkplatz vom Djúpalónssandur und liefen zunächst hinunter zum schwarzen Strand. Hier stehen phantastische Lavaformationen und die Wellen des Meeres erzeugen ein lautes, fast unangenehmes Rauschen auf dem Kiesstrand. Unten gibt es auch eine Hörprobe.
In der Nähe liegen die Kraftprobensteine, die früher darüber entschieden, ob jemand für die Arbeit auf einem Schiff taugt.
Wanderung auf dem Lavawall
Wir stiegen hoch auf den Lavawall oberhalb der Bucht und wanderten auf einem Pfad mit zahlreichen Stolpersteinen wenige hundert Meter in Richtung der Bucht von Dritvík.
Angriff der Küstenseeschwalben
Wir fuhren weiter um den Snæfellsnesjökull Nationalpark herum und sahen im äußersten Westen der Halbinsel eine schöne Kirche. Um sie zu fotografieren, bogen wir dorthin ab und standen plötzlich inmitten einer Brutkolonie von Küstenseeschwalben. Die Vögel flogen sofort Scheinangriffe auf das Auto, setzten sich auf das Dach und die Spiegel und versuchten den übergroßen Blech-Eindringling durch Picken zu vertreiben.
Wir schauten uns das unerwartete Schauspiel kurze Zeit fasziniert an und rollten dann aber wieder vorsichtig zurück, um die Tiere nicht noch mehr Stress auszusetzen.
Kirkjufell: Berg und Wasserfall
Am Abend besuchten wir den Wasserfall Kirkjufellsfoss, der vor dem Berg Kirkjufell eines der schönsten Motive Islands darstellt.
Unterkunft: Hotel Framnes in Grundarfjörður
Der Ort Grundafjörður hat mich leider nicht angesprochen und das Hotel liegt umgeben von irgendwelchen Tanks und anderen Teilen der Hafenanlage direkt am Meer. Unser recht großes Zimmer war in Ordnung. Abendessen und Frühstück wurden unten im Restaurant serviert und waren sehr lecker.
Tag 4 Islands Westfjorde
Die heutige Tagesetappe führte um den riesigen Fjord Breiðafjörður herum bis zum westlichsten Zipfel Europas. Wir hätten mit der Fähre ab Stykkishólmur ein Stück abzukürzen können. Doch wir wollten die Landschaft sehen und entschieden uns bewusst für die 370km lange Strecke.
Lange Fahrt in die Westfjorde
Vor Stykkishólmur entdeckten wir eine eingezäunte Fläche mit Alaska-Lupinen, die auf Island zum Schutz vor weiterer Bodenerosion gepflanzt wurden. Sie gehören eigentlich nicht zu Island, sind aber wunderschöne Farbtupfer.
Dann folgte die wunderschöne, aber verdammt lange Strecke um den Breiðafjörður herum.
Vogelklippe Latrabjarg
Kurz vor unserer Unterkunft führte die Straße abenteuerlich am Rand der Klippe entlang – Abgrundblick für den Beifahrer inklusive und Gegenverkehr absolut unerwünscht.
Nach dem Check-in fuhren wir direkt weiter zur Steilküste von Latrabjarg. An der bis zu 440m hohen Klippe liegt der westlichste Punkt Europas und ein Highlight unserer Reise. Wir hatten uns sehr auf die drolligen Papageitaucher gefreut, die hier sehr zahlreich vorkommen sollten.
Und kaum dass wir ankamen, entdeckten wir tatsächlich die ersten Papageitaucher mit ihrem großen leuchtend-bunten Schnäbeln und dem stets traurig wirkenden Gesichtsausdruck. Sie haben sich inzwischen an den Publikumsverkehr an der Steilküste gewöhnt und gucken nur etwas treu-doof, wenn man sich ihnen nähert.
Aber gerade was das „sich nähern“ angeht, muss man extrem vorsichtig sein, denn die Vögel nisten im Penthouse der Steilküste: ganz oben an der Klippe und auf den vorderen Grasflächen auf der Klippe. Hier graben sie mit ihren Schnäbeln Nisthöhlen und unterhöhlen so den ganzen Untergrund. Wer „nur“ einbricht, hatte Glück, denn im schlimmsten Fall besteht Absturzgefahr und hier fällt man verdammt tief! Man sollte sich den Vögeln also am besten auf dem Bauch nähern und lieber auf ein Bild verzichten, als zu viel zu riskieren.
Natürlich leben hier nicht nur die possierlichen Papageitaucher. Auch Dreizehenmöwen, Tordalke, Trottellummen und vermutlich noch einige mehr kommen jedes Jahr nach Latrabjarg, um zu nisten und von dem Fischreichtum der Region zu profitieren.
Am Abend picknickten wir nahe dem Parkplatz. So saßen wir auf einer Wiese hoch oben auf der Steilküste, ganz im Westen Europas… und genossen die Aussicht.
Unterkunft: Hotel Latrabjarg nahe Breiðavík
Das familiengeführte Hotel liegt etwas abseits der kleineren Ansiedelungen nahe dem Fjord. In dieser Einsamkeit fernab der Zivilisation hatten wir so eine tolle Unterkunft nicht erwartet. Unser Zimmer war geräumig und modern eingerichtet. Im Restaurant kann man abends essen, wenn man nicht wie wir auf der 25km entfernten Steilküste Latrabjarg picknickt. Das Frühstück wird im Restaurant serviert und ist vielfältig und reichhaltig.
Tag 5 Islands Westfjorde und der Wasserfall Dynjandi
Heute fuhren wir weiter hinein in die einsamen Westfjorde. Unser Ziel war die Hauptstadt der Westfjorde Isafjörður, das Luftlinie gerade einmal 80km entfernt gewesen wäre. Wegen der vielen Fjorde verlief unsere Strecke aber in einem 200km langen Zick-Zack-Kurs.
Der Wasserfall Dynjandi
Unser erster Stopp galt dem Dynjandi, einem spektakulären Wasserfall, der übersetzt „der Donnernde“ heißt.
Der Wasserfall stürzt über 186m in 6 Einzelwasserfällen in die Tiefe. Der erste und beeindruckendste ist der Fjallfoss, der über fächerförmige Kaskaden 100m hinabfließt. Die anderen, kleineren Wasserfälle wären für sich allein durchaus sehenswert, aber sie verblassen neben dem großen Fjallfoss. Ihre Namen sind typisch isländisch und unaussprechlich. Der mit dem schönsten Buchstabensalat ist der Hrísvaðsfoss.
Anschließend machten wir das, was ich gerne als Fjordgegurke bezeichne: man fährt viele Kilometer, ohne auf der Landkarte merklich weiterzukommen.
Dann kamen wir kurz vor Isafjörður an einen ganz besonderen Tunnel: ein einspuriger Tunnel mit Ausweichbuchten für den Gegenverkehr. Keine Ahnung, was unser TÜV dazu sagen würde. Ich will es lieber auch gar nicht wissen.
Unterkunft: Hotel Isafjörður in Isafjörður
Das moderne Hotel liegt zentral in dem kleinen Städtchen und verfügt über ausreichend Parkplätze. Unser großes Zimmer war nett eingerichtet und hatte eine Aussicht zum Fjord. Die Auswahl beim Frühstück war umfangreich, aber der große Raum wirkte etwas steril. Alternativ befindet sich wenige Meter entfernt eine Bäckerei mit einer leckeren und großen Auswahl.
Tag 6 Strúður – kleinster Botanischer Garten Islands und Fjorderkundungen
Auf dem Weg zum Botanischen Garten querten zwei Fußgänger die Straße, die wir fast übersehen hätten. Keine Ahnung, was für Federbällchen das sind. Ich tippe auf kleine Goldregenpfeifer.
Botanischer Garten in den entlegenen Westfjorden
Wir fuhren zum Fjord Dýrafjörður und besuchten den kleinen Botanischen Garten Strúður bei Núpur. Er wurde 1909 vom damaligen Pfarrer angelegt und ist nur 30x70m groß. Trotz der kleinen Fläche bietet er eine erstaunliche Vielfalt unterschiedlicher Pflanzen. Sehr schön fand ich auch die Bäume, von denen es auf Island grundsätzlich nur wenige gibt.
Der Botanische Garten Strúður hat noch einen weiteren Eingang, dessen Torbogen von zwei großen Walknochen gebildet wird.
Ziellose Fjorderkundungen
Unser Auto sah dank der unbefestigten Straßen furchtbar aus und da Auto waschen in Island nichts kostet (Wasser haben sie schließlich genug), zauberte Michael unter der Dreckschicht wieder glänzenden Lack hervor.
Nach einem Stopp im Café Simbahöllin in þingeyri, in dem es leckere Waffeln mit Rhabarber-Konfitüre gab, erkundeten wir die Südseite des Fjords.
Neben landwirtschaftlich genutzten Flächen sahen wir auch hübsche Trockenhäuser, in denen zur Fangsaison die Fische getrocknet werden.
Wir fuhren noch ein Stück weiter und der schöne Asphalt ging wieder einmal in Schotter über. An einer interessant aussehenden Stelle stoppten wir und entdeckten beim Herumspazieren die Ruinen alter Gebäude.
Auf dem Rückweg kamen wir wieder durch þingeyri und wir schämten uns so sehr für unser schon wieder dreckiges Auto, dass wir es gleich noch einmal wuschen…
Tag 7 Naturkundemuseum, Skálavík und Food Tasting Tour
Das Wetter wurde zusehends schlechter und so verlegten wir unsere Vormittagsaktivität nach drinnen.
Naturkundemuseum Bolungarvík
Nicht weit von Isafjörður entfernt, liegt der Ort Bolungarvík. Normalerweise bin ich nicht so der Museumsbesucher, doch das Naturkundemuseum fand ich super. Es hat eine umfangreiche Sammlung an Steinen, beschreibt den Walfang und zeigt 160 Vogelarten, die entweder hier vorkommen oder sich offensichtlich verflogen haben (es war auch ein Flamingo).
Sehr interessant fand ich das ausgestellte Nest eines Kolkraben. Sie sind die größten europäischen Raben und haben folglich auch die größten Nester. Doch es war nicht die gigantische Größe, die mich verblüfft hat. Eher, was alles verbaut wurde: Teile von Fangnetzen, der Griff eines Küchenmessers, Knochen und sogar das vordere Stück eines Gartenrechens.
Kragenenten in der Bucht Skálavík
Für den Nachmittag hatten wir bei West Tours eine Local Food Tasting Tour gebucht. Die Zeit bis zum Beginn der Tour überbrückten wir mit einem Besuch der Bucht Skálavík. Sie stand im Dumont-Reiseführer als Ausflugstipp und so fuhren wir über die schlechte Schlaglochpiste bis zur Bucht.
Zum Wandern war uns das windige Wetter zu schlecht. Aber in einem wilden Bach und dessen Mündung ins Meer tummelten sich einige Enten, die ich noch nie gesehen hatte und deren Namen ich erst zu Hause herausfinden konnte: Kragenenten. Es waren auch noch ein paar professionellere Fotografen da, denen ich mich mit meiner „kleinen“ Kamera anschloss.
Unerwartete Begegnung
Auf dem Rückweg sahen wir einige hundert Meter vor uns plötzlich etwas über eine Eisfläche huschen. Größe und Körperbau deuteten auf einen Polarfuchs hin. Also stoppten wir und ließen das Tier langsam näher kommen. Mit den Kameras auf Anschlag warteten wir nur noch darauf, dass der Polarfuchs im Sucher größer wurde.
Er lief direkt in unsere Richtung, als plötzlich ein Auto an uns vorbeifuhr und den Polarfuchs offensichtlich auch entdeckte. Doch die Insassen hatten weniger Geduld als wir und fuhren näher heran. Die unausweichliche Folge: der Polarfuchs flüchtete. Geblieben ist nur ein unscharfes Foto, auf das ich aber trotzdem stolz bin!
Food Tasting Tour in Suðureyri
Während der anschließenden Food Tasting Tour „Fishing Village Food Trail“ in Suðureyri machten wir keine Fotos, weil wir die Kameras nicht im Nieselregen herumtragen wollten.
Die Tour war interessant und führte uns durch den Ort, zur Fischfabrik und an den Hafen. Überall warteten Stationen mit kleinen Kostproben auf uns, die hübsch dekoriert in kleinen Einmachgläsern serviert wurden. Sehr lecker fand ich den Trockenfisch (Schellfisch). Wenn man das trockene Stück erst einmal weichgekaut und –gelutscht hatte, war der Geschmack intensiv, ohne aber fischig zu schmecken.
Zum Abschluss machten wir isländisches Sushi: der Fisch wurde in einer Schüssel zerkleinert und mit dem Saft einiger Limetten übergossen. Durch die Säure der Limetten wurde der Fisch weiß, als wäre er gegart und schmeckte mit etwas Gemüse echt lecker.
Tag 8 Lost Place in Island: Djúpavík
Die Landschaft während unserer Weiterfahrt nach Holmavík war zwar super, aber das miese Wetter wollte einfach keine Fotostimmung aufkommen lassen. Die Strecke führte wieder zahlreiche Fjorde entlang, die alle komplett abgefahren werden mussten.
Alte Fischfabrik in Djúpavík
Wir fuhren bis zu unserer Unterkunft in der Nähe von Holmavík und von dort aus weiter entlang der Ostseite der Westfjorde bis nach Djúpavík.
Der Ort lebte bis Anfang der 1950er Jahre vor allem vom Heringsfang. Doch als die Bestände zurückgingen, musste der Fischfang aufgegeben werden und die alte Heringsfabrik, die ursprünglich die größte und modernste in Europa war, verfiel.
In dem alten Fabrikgebäude erwartete uns eine Fotoausstellung nationaler und internationaler Fotografen.
Drift Wood in Island
Auf dem Rückweg zum Hotel entdeckten wir Drift Wood, das vor allem in den Westfjorden und in Nordisland angeschwemmt wird. Das Holz stammt aus Sibirien! Es wird über die dortigen Flüsse ins Nordmeer getragen, wo es im Eis festfriert. Durch Strömungen schwimmt das Eis mit seiner wertvollen Fracht in Richtung Island. Im wärmer werdenden Meer taut das Eis und die langgereisten Stämme werden an Land gespült. Da Bäume in Island selten sind, ist das Holz aus dem Meer wertvoll und wird noch immer verwendet.
Entspannung und Entdeckung am Hotel
Im Hotel schwammen wir eine Runde im kuschelig-warmen Außenbecken und ließen uns nicht vom kühlen Nieselregen stören.
Anschließend schauten wir uns das „Hexenhaus“ an. Es ist der Nachbau eines typisch isländischen Torfhauses.
Unterkunft: Hotel Laugarhóll nahe Holmavík
Das Hotel wie auch die Zimmer sind schon etwas in die Jahre gekommen. Das fiel uns vor allem im Bad auf, das längst einmal eine Renovierung nötig hätte. Für eine Nacht war die Unterkunft in Ordnung. Sehr gut gefallen haben uns das Außenbecken mit 32° und der daneben liegende Hot Pot mit 42° gefallen.
Tag 9 Kolufossar und die Halbinsel Skagi
Wir verließen die einsamen Landschaften der Westfjorde und machten uns auf den Weg nach Nordisland. Das Wetter war noch immer schlecht und die Wolken hingen so tief, dass bei jeder Hügelüberquerung die Sichtweiten auf wenige Meter schrumpften.
Dann tauchte plötzlich auch noch eine Schaffamilie im Nebel auf und blickte gelassen unserer Stoßstange entgegen. Erst nach der erfolgreichen Vollbremsung schlenderten sie seelenruhig auf die andere Straßenseite weiter.
Dann wurde das Wetter langsam besser.
Eistaucherkolonie am See Hólmavatn
Im Reiseführer hatte ich gelesen, dass am See Hólmavatn eine Kolonie von Eistauchern sein sollte. Auch von der Jahreszeit her hätten dort eigentlich einige der Vögel sein müssen.
Doch nach einer furchtbaren Piste, die kein bisschen besser war als eine offroad-Strecke, mussten wir leider feststellen, dass die Kolonie nur aus einem einzigen Eistaucher bestand. Und der war dann auch noch so weit weg und lag so tief im Wasser, dass auf dem Bild nur wenig zu sehen ist.
Geheimtipp: Wasserfall Kolufossar
Das Wetter wurde langsam besser und der Himmel zog auf, als wir einen wenig bekannten Punkt auf unserer Karte ansteuerten. Der Wasserfall Kolufossar zählt noch zu den Geheimtipps unter den isländischen Wasserfällen. Südöstlich von Hvammstangi an der 715 stürzt der breite Fluss Víðidalsá hinab und fließt als Wildwasser durch die enge Schlucht Kolugljúfur weiter.
Halbinsel Skagi
Nach Blönduós bogen wir auf die Halbinsel Skagi ab und fuhren zum Leuchtturm Kalfshamarsvík. Zunächst fotografierten wir begeistert die Basaltformationen der Küstenlinie.
Dann gingen wir weiter zum Leuchtturm, der am Ende einer kleinen Landzunge stand.
Unterkunft: Hofsstaðir Guesthouse nördlich von Varmahlíð
Die familiengeführte Pension wurde unser persönliches Unterkunfts-Highlight während des Roadtrips. Es gibt ein Haupthaus mit dem Restaurant und der Rezeption, sowie 3 weitere Gebäude mit den Zimmern. Wir waren in dem abseits gelegenen Gebäudeteil untergebracht, in dem die Zimmer wie in einem Reihenhaus angeordnet waren. Die Zimmer sind sehr geräumig, haben ein großes Bad und eine Terrasse mit einem unglaublichen Blick zum Fjord Skagafjörður. Etwas gewöhnungsbedürftig war der Geruch des Wassers, das mit einem leichten Schwefelduft aus der Leitung kam. Das liegt vermutlich an der Quelle, die hierfür angezapft wurde. Man gewöhnt sich aber daran.
Tag 10 Über den Kjölur durch Islands Hochland
Mit dem Hochland war es ein bisschen wie mit den Westfjorden. Beides hatte bei der ersten Reise gefehlt und von beidem versprachen wir uns tolle Eindrücke und Erlebnisse. Bei den Westfjorden hatte das geklappt, beim Hochland hatten wir weniger Glück. Denn das Wetter war so wenig einladend, dass wir das Hochland mit wenig Begeisterung durchfuhren. Es regnete den ganzen Tag, der Horizont verschwamm meist in den Wolken und apropos Wolken: je südlicher wir kamen umso dicker und grauer hingen sie über uns.
Das erste Stück des Kjölurs
Der Kjölur war die Hochlandstraße unserer Wahl, denn sie begann nur ein paar Kilometer entfernt von unserer Unterkunft und endet direkt am Wasserfall Gullfoss. Es ist eine sogenannte F-Straße, das heißt man sollte hier nur mit Allradfahrzeugen fahren. Mit einem normalen Auto verliert man hier den Versicherungsschutz.
Wir hatten mit einem furchtbaren Zustand der etwa 160km langen Straße gerechnet, denn der Winter hatte in diesem Jahr recht lange gedauert. Viele Straßen, vor allem die Hochlandstraßen wurden erst sehr spät für den Verkehr freigegeben. Der Kjölur wurde erst 2 Wochen vor unserer Reise für den Verkehr geöffnet und dieses ungewisse Warten hatte uns ganz schön Nerven gekostet. Denn die Alternative wäre ein enormer Umweg über Reykjavík gewesen.
Hier ist eine Grafik, auf der man aktuelle Baustellen, Wetter, Temperaturen und Sperrungen sehen kann. Einfach auf die gewünschte Region klicken.
Die F-Straßen werden normalerweise etwa zwischen Mitte Juni und Anfang Juli geöffnet werden. Das ist aber immer abhängig von der Dauer des Winters und dem Zustand der Straße.
Wir waren positiv überrascht, als uns eine glatte Schotterpiste in bestem Zustand erwartete. Das galt aber nur für die ersten etwa 50km. Dann wurde es zunehmend interessanter. Es begann harmlos damit, dass die Straße unebener wurde. Bis zum Geothermalgebiet Hveravellir, das etwa 100km vor dem Wasserfall Gullfoss liegt, war es einfach nur eine typische unbefestigte Straße.
Das Geothermalgebiet Hveravellir
Das Geothermalgebiet Hveravellir liegt inmitten eines 170ha großen Naturschutzgebiets. Hier gibt es zahlreiche heiße Quellen und überall faucht und blubbert es. Man merkt, dass die natürlichen Urgewalten hier viel präsenter sind, als wir es bisher während unserer Reise erlebt haben.
Schaute man etwas genauer hin, konnte man schöne Mineralienablagerungen sehen.
Nachdem wir schnell die Stege des Geothermalgebiet abgelaufen sind und ordentlich nass waren, haben wir uns im Besucherzentrum bei einer leckeren Blumenkohlsuppe aufgewärmt.
Das unerfreuliche, zweite Stück des Kjölurs
Die Weiterfahrt gestaltete sich zunehmend unerfreulicher und man sah, dass die Straße hastig und schlecht präpariert wurde, um sie endlich öffnen zu können. Die Strecke war noch nicht ganz eisfrei. Man hatte die Straße zwar freigeräumt, aber wir mussten teils riesige Pfützen durchfahren, die sich durch das Schmelzwasser gebildet hatten.
Hinzu kamen Schlaglöcher, in denen man schon fast eines der praktisch überall herumlaufenden Schafe hätte verstecken können. Und die Menge und Größe der herumliegenden Steine zwang uns streckenweise bis auf Schrittgeschwindigkeit herunter.
Der Wasserfall Gullfoss
Endlich erreichten wir den Wasserfall Gullfoss (Goldener Wasserfall), der auch bei schlechtem Wetter Massen an Touristen anlockt.
Der Gletscherfluss Hvítá wird vom Gletscher Langjökull gespeist, der ein Stück westlich der Hochlandstraße Kjölur liegt. Der Wasserfall stürzt in zwei Stufen jeweils im 90°-Winkel insgesamt 32m in die Tiefe. Über die zweite Stufe ergießt sich das Wasser in die Schlucht Hvítárgljúfur, die der Fluss auf einer Länge von etwa 3,5km in das Hochplateau gegraben hat.
Ankunft am Thermalfeld Haukadalur
Unser Hotel lag direkt gegenüber dem Thermalgebiet rund um die große Springquelle Geysir. Doch bei dem Regen hatten wir keine Lust, unsere gerade getrockneten Jacken wieder vollregnen zu lassen.
Als Abendessen gab es Pizza im Geysir Center nebenan, in dem auch ein Museum untergebracht ist. Spannend fand ich eine Bodenplatte, auf der man die Erschütterungen eines Erdbebens erleben konnte. Wer sich für die zahlreichen Erdbeben in Island interessiert, dem kann ich die Seite des Isländischen Meteorologischen Instituts ans Herz legen.
Unterkunft: Hotel Geysir am Thermalfeld Haukadalur
Wir hatten ein nettes Cottage etwas abseits des Trubels, das großzügig und nett eingerichtet war. Interessant war, dass wir das Wasser in der Dusche etwa 20 Minuten lang laufen lassen sollten, damit warmes Wasser kommt. Und das direkt gegenüber einem Thermalgebiet mit zahlreichen kochenden Quellen? Die Dame an der Rezeption hatte dafür auch keine Erklärung und zuckte nur entschuldigend die Schultern.
Tag 11 Islands Südküste
Springquellen von Haukadalur
Am Morgen hatte ich gerade meine Kamera etwas wetterfester gemacht, als der Regen vorübergehend nachließ und wir für ein paar Fotos zu den Springquellen gehen konnten.
Stóri-Geysir ist der Namensgeber für Springquellen dieser Art, aber er selbst schweigt sein langem beharrlich. 1915 endete zunächst seine Aktivität und wurde 20 Jahre später durch einen unterirdischen Kanal zur Verringerung des Drucks wieder reaktiviert… zumindest bis 1964. Seitdem funktioniert er nach dem Zufallsprinzip.
Dagegen glänzt der einige Meter entfernte Strokkur (Butterfass) mit einer verlässlichen Wasserfontäne. Um ihn herum stehen die Touristen aufgereiht und warten mit den Kameras auf Anschlag auf den entscheidenden Moment. Da das schon ein paar Minuten dauern kann, werden die Arme ganz schön schwer. Daher macht ein Stativ hier durchaus Sinn.
Wenn der Strokkur dann ausbricht, zeigt sich, wer vorher auf den Wind geachtet hat. Denn es werden immer ein paar Unaufmerksame in die Gischtwolke eingehüllt.
Die nachfolgende Bilderserie ist aus 2011, weil hier das Wetter erheblich bessere Bilder zuließ. Es ist eine Auswahl aus einer schnellen Serienbildaufnahme.
Der Wasserfall Seljalandsfoss
Etwas angefeuchtet vom wieder einsetzenden Regen fuhren wir an die Küste. Als wir meinen Lieblingswasserfall Seljalandsfoss erreichten, waren wir wieder getrocknet.
Das Schöne am Seljalandsfoss ist ein Weg, der hinter den Wasserfall führt. Diese Möglichkeit bieten nur wenige Wasserfälle und entsprechend kann der Andrang an Touristen sein. Irgendwann will ich den Wasserfall einmal nachts besuchen, wenn die Mitternachtssonne für stundenlange Sonnenuntergangsstimmung sorgt und keine Menschenseele mehr hier herumläuft.
Es nieselte nur ganz leicht, als wir die Treppe hochstiegen, die hinter den Wasserfall führte. Tja, dann kam eine Böe und die Gischtwolke traf uns unerwartet. In Sekunden waren wir teilweise nass bis auf die Haut. Die normalerweise wasserabweisende Wanderhose hat bei den plötzlichen Wassermassen einfach kapituliert. Super, schon wieder nass!
Gut, dass wir unsere Kameras außerhalb der Kamerarucksäcke inzwischen in schicken Plastiktüten vom Supermarkt mit uns herumtrugen. Ich sage nur Bonus-Supermarkt: gelbe Tüten mit rosa Schweinchen! Was für ein optisches Highlight!
Vor der Weiterfahrt folgte das inzwischen gut eingespielte Ritual: Jacken zum Trocknen über der Rückbank aufhängen, Temperatur hoch und Lüftung auf. Wenigstens trocknet Funktionskleidung schnell.
Der Strand Reynisfjara bei Vík
Kurz vor Vík bogen wir auf die leicht zu übersehende 215 ab und erreichen wenig später den schwarzen Strand von Reynisfjara. Neben dem Strand selbst und dem Blick auf die Felszinnen von Reynisdrangar, lockt vor allem die Basalthöhle Hálsanefshellir.
Die Brandung wurde schon von einigen unterschätzt und sie wurden von den kalten Wellen erfasst. Auch eine Frau neben mir lief viel zu nah an die Uferlinie und wurde plötzlich von einer Welle umgerissen. Glücklicherweise stürzte sie nur und wurde nicht weiter ins Meer gerissen.
Sehenswürdigkeiten in Kirkjubæarklaustur
Wir fuhren weiter bis – Achtung, Buchstabensalat – Kirkjubæarklaustur, kurz Klaustur und checkten in unserem Hotel ein. Von hieraus starteten wir zu einer kleinen, 4km langen Wanderung zu den beiden Sehenswürdigkeiten des Ortes: dem Wasserfall Systrafoss und dem Kirkjugólfið, dem Kirchenboden.
Diese Wanderung stand in unserem Wanderführer* „Island – Die schönsten Küsten- und Bergwanderungen“ und war – wie gewohnt – sehr gut beschrieben.
Erst stiegen wir über ziemlich matschige Stufen zum See Systravatn hoch und konnten von der Treppe aus einen Blick auf den Wasserfall Systrafoss werfen.
Oben angekommen suchten wir uns einen Weg über die völlig durchweichte Wiese und scheuchten dabei versehentlich eine Schneehuhn-Familie auf.
Wir folgten dem Weg weiter über den Bergrücken. Dann führte er einen Hang hinunter und wir erreichten schließlich den Kirchenboden Kirkjugólfið.
Unterkunft: Icelandair Hotel Klaustur in Kirkjubæarklaustur
Ein sehr schickes und somit auch nicht unbedingt günstiges Hotel. Hier hatten wir uns als Abwechslung zu den bisherigen Hotels ein Superior Zimmer gegönnt, das etwas größer war. Das Zimmer war hell und modern eingerichtet. Das Beste an dem Hotel war das Frühstück: eine riesige Auswahl und super lecker. Perfekt, dass wir hier gleich 3 Nächte hatten…!
Tag 12 Wandern im Skaftafell-Nationalpark
Endlich hat es aufgehört zu regnen! Am Morgen fuhren wir zum Skaftafell-Nationalpark, der ein Teil des riesigen Vatnajökull-Nationalparks ist und den wir schon während unserer ersten Reise besucht hatten.
Wanderung zum Kristínartindar
Im Skaftafell-Nationalpark gibt es zahlreiche Wanderwege durch die grüne Skaftafellsheiði und zum Berg Kristínartindar, die meist auch miteinander verbunden sind. Die Wegmarkierungen sind gut, wobei aber meist nur markante Punkte im Park angegeben werden wie beispielsweise Aussichtspunkte oder der Wasserfall Svartifoss. Hier findest du eine gute Wanderkarte* mit Zusatzinformationen für Skaftafell.
Wir hatten uns bereits im Vorfeld für die Wanderung zum Kristínartindar entschieden, die ich in meinem Wanderführer* gefunden hatte. Wenn man bis zum Gipfel wandern möchte, wird die Wanderung als schwer eingestuft. Doch so hoch hinaus wollten wir gar nicht. Uns reichte es, knapp unterhalb des Gipfels entlang zu gehen und dann wieder abzusteigen. Leicht war die ca. 15 – 16km lange Wanderung aber dennoch nicht.
Hier findest du einen ausführlichen Bericht der Wanderung.
Der Svínafellsjökull
Das nächste Ziel war der Svínafellsjökull, der gleich neben dem Skaftafellsjökull liegt. Einen übermäßigen Bewegungsdrang hatten wir heute nicht mehr. Aber trotzdem ganz nah an einen Gletscher heran? Das klang verlockend. Keine 5 Fahrminuten vom Visitor-Center entfernt parkten wir am Svinafellsjökull und kamen tatsächlich bis wenige Meter an den Gletscher heran.
Das Denkmal zum Gletscherlauf von 1996
Der Vulkanismus Islands ist sehr aktiv. Grund ist der mittelatlantische Rücken, auf dem Island liegt. Hier treffen die euroasiche und die nordamerikanische Platte aufeinander und verursachen jedes Jahr unzählige Erdbeben. Entlang der tektonischen Platten verlaufen auch Islands Vulkane, von denen 31 aktiv sind.
Die letzten spektakulären Ausbrüche waren der Eyjafjallajökull 2010, der Grímsvötn 2011 und der Bárðarbunga von 2014-2015. Ersteren bekam ganz Europa zu spüren, als der Flugverkehr infolge der Aschewolke komplett lahmgelegt wurde.
Aber Asche ist nicht das einzige Problem bei Vulkanausbrüchen in Island. Die meisten Vulkane liegen unter Gletschern und die enorme Hitze bringt das Eis zum Schmelzen. Die Folge sind zerstörerische Gletscherläufe, die auf ihrem Weg zum Meer alles mitreisen.
Das Bild zeigt ein Denkmal zum Gletscherlauf 1996, der die Folge einer 6km langen Eruptionsspalte zwischen Grímsvötn und Bárðarbunga war. Unglaubliche 50.000m³ Wasser pro Sekunde spülten alles weg, selbst Brücken. Das Denkmal ist ein ehemaliger Brückenpfeiler.
Tag 13 Gletscherwanderung in Skaftafell
Unser Weg führte uns erneut zum Skaftafell-Nationalpark, wo wir bei Glacier Guides eine Gletscherwanderung buchten. Mit einem alten Ami-Schulbus wurden wir zum Falljökull gebracht und bekamen eine Einweisung in Steigeisen und Eispickel.
Wir stapften mit unserem Guide rüber zum Gletscher und durften uns als Anfänger auf dem Idiotenhügel austoben. Mit den Steigeisen zu laufen war etwas ungewohnt, funktionierte aber nach einigen Minuten ganz gut.
Wir sahen Löcher im Eis, durch die das Schmelzwasser in die Tiefe schießt, ein paar kleine Spalten und erhielten Erklärungen zum Gletscher wie Fließgeschwindigkeit, Rückgang etc.
Unser Guide erklärte uns, dass Steine auf dem Gletscher mitwandern. Und wenn sie dies lange Zeit unbewegt tun, dann wächst auf ihnen in Jahrzehnten Gletscher-Moos.
Gletscherlagune Fjallsárlón
Bedingt durch das zunehmende Abschmelzen der Gletscher, wird die Zahl der Gletscherlagunen in Island steigen. Lange war nur die Lagune Jökulsárlón bekannt, doch inzwischen nimmt auch die Bedeutung der einige Kilometer westlich gelegenen Lagune Fjallsárlón zu.
Sie war bei unserem Besuch noch nicht so touristisch ausgebaut und für uns daher interessanter, aber solange noch Gletscher da sind, werden sie und die Zeugnisse ihres Sterbens vermarktet werden.
Die Lagunen sind einerseits wunderschön und beeindruckend, aber im Hinblick auf den fortschreitenden Klimawandel leider auch erschreckend. Das Wasser der abschmelzenden Gletscher fließt über Löcher und Spalten nach unten und wirkt wie ein Gleitmittel, auf dem der Gletscher noch schneller ins Tal rutscht. Hier bricht er und die schmelzenden Eisbrocken schwimmen in der immer größer werdenden Lagune.
Skuas – Raubmöwen am Breiðamerkursandur
Auf dem Rückweg zum Hotel hielten wir Ausschau nach fliegenden Skuas entlang des Sanders Breiðamerkursandur. Diese Raubmöwen haben eine beachtliche Größe mit einer Flügelspannweite von bis zu 140cm, den Schnabel eines Raubvogels und – was so gar nicht zum Gesamtbild passt – Entenfüße. Als wir eine entdeckten, parkten wir das Auto am Straßenrand und liefen in ihre Richtung.
Bei unserer ersten Reise waren wir etwas früher im Jahr dran und die Skuas brüteten gerade. Da sind die Chancen, sie zu sehen und zu fotografieren recht groß. Man sollte aber unbedingt Abstand zu ihren Nestern halten, da Ihre Scheinangriffe schon ziemlich einschüchternd sind und man lieber keinen richtigen Angriff riskieren sollte.
Diesmal waren wir jedoch zu spät dran und die Brutzeit war bereits vorüber. Nur noch wenige Vögel waren zu sehen. Wir verfolgten die erstbeste Skua, um überhaupt eine Chance für ein paar Bilder zu haben.
Dann kam noch eine zweite dazu… vielleicht ein Pärchen.
Tag 14 Vorbei an Lupinenfelder in Richtung Reykjavík
Heute hieß es: zurück in Richtung Reykjavík. Denn am nächsten Tag würden wir von dort nach Grönland fliegen.
Die dicken Mooskissen von Eldhraun
Bald erreichten wir die graugrüne Landschaft von Eldhraun. Sie entstand durch den Laki-Ausbruch im Jahr 1783/84, der weitaus verehrender war, als der Ausbruch des Eyjafjallajökull 2010.
Die schwefelhaltige Aschewolke des Laki-Ausbruchs breitete sich über die Nordhemisphäre aus und führte zu einem Temperatursturz. Die Sterberaten in Europa stiegen in Folge des Ausbruchs wegen Lungenerkrankungen, Hunger durch Ernteausfälle und wegen der extrem kalten Winter.
In den folgenden Jahrhunderten wurde das Lavafeld von Eldhraun mit dickem, aber auch sehr empfindlichem Moos überzogen. Gucken ja, drauftreten nein!
Kilometerlange Lupinenfelder
Island hat ein Problem: der fruchtbare Mutterboden wird vom Wind davongetragen. Ohne den Boden droht aber die Bildung von Wüsten. Um dies zu verhindern wurden vor allem im Süden Islands Alaska-Lupinen gepflanzt, die mit den vorherrschenden Bedingungen wunderbar zurechtkommen und den Boden festhalten.
Sie verdrängen aber leider die natürliche Flora Islands, so dass zwischen Kirkjubæarklaustur und Vík í Mýrdal kilometerlange Lupinenfelder liegen, die bis zum Horizont reichen. Das sieht zwar wirklich toll aus, aber wenn man genauer hinschaut, bemerkt man die geringe Vielfalt an Pflanzen.
Sehenswürdigkeiten in Vík í Mýrdal
In Vík ist eine Tankstelle mit einem Restaurantbereich. Es gibt zwar nur Fast Food, aber das ist preislich wie geschmacklich in Ordnung. Hier oder im gegenüberliegenden Laden von Icewear und Vík Wool kann man wunderbar schlechtes Wetter überbrücken.
Direkt hinter dem Felsplateau Reynisfjall bei Vík bogen wir auf die 218 ab und in Richtung Halbinsel Dyrhólaey.
Am Ende der Straße erwartete uns ein Parkplatz oberhalb des schwarzen Strandes Reynisfjara mit einem fantastischen Blick auf die Felsnadeln von Reynisdrangar.
An den Felsen nisteten einige Seevögel, so dass ständiger Flugbetrieb herrschte.
Der Wasserfall Skógafoss
Der Wasserfall Skógafoss hat eine Höhe von 60m und gehört damit zu den höchsten Wasserfällen Islands. Er sieht zwar sehr wasserreich aus, aber ich vermute, dass die Gischtwolke und die Breite täuschen. Denn der Skógafoss ergießt sich nur in ein ruhiges, breiteres Bächlein.
Hveragerði – Schlammlöcher und Fußbodenheizung
Hveragerði liegt inmitten eines Thermalgebiets. Hier und da kann man dampfende Quelle sehen und der Ort ist wegen seiner Gewächshäuser bekannt, in denen Blumen, Obst und Gemüse angepflanzt werden. Angeblich gibt es hier auch isländische Bananen.
Wir kamen leider etwas zu spät an, so dass der Geothermalpark im Ort bereits geschlossen hatte. Ich hätte gerne miterlebt, wie Eier in einer heißen Quelle gekocht werden oder Brot mit Hilfe der Erdwärme gebacken wird.
Stattdessen liefen wir über die Brücke vom Hotel auf die andere Seite des Flusses Varmá, der übrigens warm genug für ein Bad ist; vor allem weiter flussaufwärts. Auf der anderen Seite des Flusses liegt ein Feld mit spuckenden Schlammlöchern. Legt man die Hand auf den Boden, dann bemerkt man die natürliche Fußbodenheizung.
Unterkunft: Gästehouse Frost og Funi in Hveragerði
Das Gästehaus liegt – wie eigentlich der ganze Ort – inmitten des Thermalgebiets. Die Zimmer befinden sich in nebeneinanderliegenden Containern, die ein bisschen an Baracken erinnern. Das Äußere täuscht aber vollkommen, denn sie Zimmer sind sehr nett eingerichtet, haben ein großes Bad und eine Veranda mit Blick auf den direkt unterhalb liegenden Fluss Varmá und das gegenüberliegende Gebiet mit spuckenden Schlammtöpfen. Für den richtigen Wellness-Faktor sorgen der Pool, kuschelig-warme Hot Pots, das Kneipp-Bad und der Ruheraum. Das Frühstück konnten wir leider nur in Form eines Frühstückspakets testen, da wir das Gästehaus zeitig verlassen mussten.
Tag 15 Flug nach Ilulissat in Grönland
Wir checkten schon früh aus und fuhren zum Domestic Airport in Reykjavík. Dann folgte eine typisch isländische Mietwagenrückgabe: Mietwagen auf dem Parkplatz parken, den Schlüssel ins Handschuhfach werfen und das Auto einfach unverschlossen stehen lassen. Fertig! So etwas funktioniert vermutlich nur im sicheren Island.
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Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Erfahrungsbericht, der auf meiner eigenen, ehrlichen Meinung beruht. Es bestanden keine bezahlten Kooperationen.
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