Grönland – Kurztrip zu den Eisbergen Ilulissats

Nach unserem 14-tägigen Roadtrip durch Island flogen wir am Vormittag mit einer kleinen Air Iceland-Propellermaschine von Reykjavík nach Ilulissat in Westgrönland. Schon beim Landeanflug auf den 250km nördlich des Polarkreises liegenden Flughafen staunten wir über die Massen übergroßer Eiswürfen unter uns. Dank eines besonderen Naturschauspiels war die ganze Bucht voller Eisberge… mit teils gigantischen Ausmaßen.

Kurztrip nach Ilulissat in Westgrönland

Tag 1 Anreise nach Ilulissat und die ersten Eisberge

Die Kombination einer Island-Grönland Reise bietet sich an, da Ilulissat in Westgrönland nur über Kopenhagen oder eben das isländische Reyjkavík angeflogen werden kann. Den 4-tägigen Reisebaustein Grönland hatten wir als pauschale Kleingruppenreise gebucht und nach dem 14-tägigen Roadtrip durch Island war es ganz nett, sich einmal um nichts selbst kümmern zu müssen.

Doch ursprünglich war eigentlich keine Kombination der beiden Länder geplant. Es war eher eine Folge ausufernder Internetrecherche. Mehr dazu findest du in der Reiseplanung.

Strudel mit Eisbergen im Meer
Kleine Eisberge unter uns schwimmen in der Strömung wie in einem Strudel übers Meer.

Der Flug von Reykjavík nach Ilulissat dauerte 3,5 Stunden und war vor allem eines: verdammt hell. Hätte ich meine Sonnenbrille griffbereit gehabt, dann hätte ich sie aufgesetzt. Denn das endlose Eisschild Grönlands blendete extrem.

Der Ilulissat-Eisfjord

Dann setzten wir zum Landeanflug an und schon von oben begeisterten uns die zahllosen Eisberge vor der Küste und der Blick auf den Ilulissat-Eisfjord (UNESCO-Weltnaturerbe seit 2004). Und auch das Wetter in Grönland zeigte sich von seiner schönsten Seite: strahlend blauer Himmel.

Luftaufnahme Eisberge vor der Küsten
Land in Sicht
Luftaufnahme über Ilulissat
Ein Teil Ilulissats von oben und der kleine Flughafen im Hintergrund

Der Gletscher Sermeq Kujalleq ist einer der produktivsten Gletscher überhaupt. Seine Fließgeschwindigkeit liegt bei unglaublichen 20m/Tag und wenn er kalbt, brechen oft riesige Eisberge ab. Ein Eisberg des Gletschers soll auch für das berühmteste Wrack der Geschichte verantwortlich sein: die Titanic.

Die Eisberge des Sermeq Kujalleq-Gletschers ragen bis zu 70m aus dem Meer heraus. Unvorstellbar, dass etwa 90% von so einem Eisberg unter Wasser verborgen bleiben!

Naturschauspiel am Ilulissat-Eisfjord

Die Aussicht auf die Diskobucht war spektakulär. Vor allem weil es am Ilulissat-Eisfjord immer wieder zu einem ganz besonderen Ereignis kommt, das glücklicherweise genau vor unserer Anreise stattgefunden hat.

Wenn vom Gletscher Eisberge abbrechen, haben diese noch einen langen Weg bis zum offenen Meer vor sich. Und hier kommt es dann auch noch zu „Verkehrsbehinderungen“. Der Eisfjord ist zwar bis zu 1,2km tief, aber an dessen Ausgang werden die ganz großen Eisberge von einer unter Wasser liegenden Endmoräne gestoppt. Da von hinten aber kontinuierlich neue Eisberge nachkommen, entsteht ein Stau und der Druck auf den festsitzenden Eisberg wird mit jedem nachschiebenden Eisberg erhöht.

Irgendwann wird der Druck so groß, dass der riesige Eisberg wie ein Sektkorken über die Endmoräne hinaus schießt und sich dann quasi der ganze Inhalt des Eisfjords in die Diskobucht vor Ilulissat ergießt.

Luftaufnahme Eisberge im Hafenbecken
Als sich in der Nacht der feststeckende Eisberg im Ilulissat-Eisfjord gelöst hatte und sich die angestauten Eisberge in der Bucht verteilten, hat es sie bis in das Hafenbecken Ilulissats gedrückt. Die kleineren Boote wurden auf diese Weise im Hafen eingeschlossen und konnten ihn daher nur im Kielwasser großer Schiffe mit verstärktem Rumpf verlassen.

Schon vor der Reise war klar: so eine Reise macht man vermutlich nur einmal im Leben. Daher haben wir uns im Hotel Arctic ein sogenanntes Umiag-Zimmer mit Eisfjord-Blick gegönnt.

Aussicht vom Zimmer - Eisberge in der Bucht
Die gigantische Aussicht von unserem Zimmer im Arctic Hotel in Ilulissat.

Ausflug zum Ilulissat-Eisfjord und den Siedlungsruinen von Sermermiut

Am Nachmittag wanderten wir vom alten Heliport aus zu den Siedlungsruinen von Sermermiut. Hierbei lernten wir den Rest unserer kleinen Reisegruppe kennen: insgesamt waren wir 8 Deutsche und 4 Chinesen.

bunten Häuser vor karger Landschaft
Die bunten Häuser Ilulissats. Während bei uns weiß dominiert, findet man es hier nur vereinzelt.

Zuerst sahen wir den Friedhof. Wir fanden es ein bisschen makaber, dass man im Sommer abschätzt, wie viele Einwohner den Winter wohl nicht überleben werden und entsprechend viele Gräber aushebt. Aber die Erklärung machte durchaus Sinn: nur im Sommer kann man in den sonst hart gefrorenen Boden überhaupt flache Gräber graben. Man muss also vorausplanen.

Die Blumen auf den Gräbern waren ausnahmslos aus Plastik. Frische Blumen müssen importiert werden und sind entsprechend teuer. Außerdem halten sich die Plastikblumen viel länger…

Friedhof am Meer

Grablicht Friedhof Ilulissat

Über Holzstege, welche die Vegetation schützen sollen, liefen wir zu den Ruinen von Sermermiut, die von einer über 4000 Jahre langen Besiedelung der Region zeugen. Sie bestanden aus leichten Senken im Boden, die aus meiner Sicht alle möglichen Ursprünge hätten haben können. Mich hat viel mehr die Aussicht begeistert.

Eisberge vor der Küste

Eisberge vor der Küste

Anschließend gingen wir weiter zum Eisfjord, in dem noch immer Massen an Eisbergen schwammen.

Kangia-Eisfjord

Unterkunft: Hotel Arctic in Ilulissat

Das Hotel ist das beste am Platz und liegt etwas außerhalb auf einer Anhöhe mit einer spektakulären Aussicht auf die Eisberge in der Diskobucht. Unser großes Zimmer mit Eisfjord-Blick war modern eingerichtet und hatte ein sehr schönes Bad. Mit den dichten Vorhängen konnte man perfekt die Mitternachtssonne aussperren und das Zimmer abdunkeln. Während unseres Aufenthalts gab es einen grönländischen Grillabend und ein grönländisches Abendbuffet. Beides war furchtbar lecker und perfekt, um ein paar exotische Sache wir Rentierbratwurst und Moschusochsenfilet zu probieren. Ein paar „Köstlichkeiten“ gingen mir dann aber doch zu weit: Robbensuppe (Geruchstest nicht bestanden) und Mink-Wal (da habe ich mich schlicht geweigert).

Tag 2 Tagesausflug zum Eqi-Gletscher

Am nächsten Morgen wurden wir früh abgeholt und zum Hafen gebracht. Dort starteten wir zusammen mit einer anderen Gruppe und ein paar individuellen Reisenden eine 12-stündige Bootstour zum Eqi-Gletscher. Dort sollte man gute Chancen haben, kleine Abbrüche zu beobachten.

Fahrt durch das Eisfeld vor Ilulissat

Der ganze Hafen war voller Eisberge. Unser Kapitän suchte sich seinen Weg hindurch und musste in der Hafeneinfahrt den ein oder anderen Eisberg vorsichtig aus dem Weg schieben, um überhaupt aus dem Hafen herausfahren zu können. Kleinere Boote mit weniger stabilem Rumpf, nutzten die Chance und folgten uns in unserem Kielwasser.

Eisfeld vor dem Hafen Ilulissats

anderes Schiff kämpft sich durch Eisfeld
Wir waren nicht die einzigen, die sich durch das Eisfeld kämpfen mussten.

Eisberge auf spiegelglattem Meer

Es dauerte lange, bis wir das Eisfeld hinter uns gelassen hatten und endlich Fahrt aufnehmen konnten. Dann verließen uns auch unsere kleinen Verfolger und unser Schiff war allein mit den gigantischen Eisbergen, deren Größe, Formen und Farbschattierungen uns komplett in ihren Bann zogen.

Großer Eisberg mit Möwe

Eisberg spiegel sich im glatten Meer
Strahlend blauer Himmel, ein absolut glatt-gebügeltes Meer und die strahlenden Eisgiganten.

Eisberg Spiegelung

Einfahrt zum Fjord des Eqi-Gletschers

In der Einfahrt zum Fjord des Eqi-Gletschers trafen wir auf einen Buckelwal. Er ließ sich von uns überhaupt nicht stören und schwamm eher gelangweilt vor sich hin.

Rückeflosse eines Buckelwals in Grönland

winkender Buckelwal
Nach einem Fotostopp verließen wir den Buckelwal und es war, als würde er uns zum Abschied zuwinken.
Kleiner Eisberg mit black ice
Black ice wird von Seeleuten gefürchtet, weil es klar ist. Denn wenn es nicht so schön in der Sonne leuchtet wie in diesem Fall, erscheint es so dunkel wie das Meer. Deshalb wird es leichter übersehen und kann bei Kollisionen verheerende Schäden verursachen.
Möwe auf Eisscholle
Eine kurzbeinige Polarmöwe treibt auf ihrem Eistaxi in Richtung offenes Meer.

Fahrt zum Eqi-Gletscher

Der Eqi-Gletscher in Grönland

Dann erreichten wir den 5km breiten, blau-türkisen Eqi-Gletscher. Erst fuhren wir an der Abbruchkante entlang und blieben schließlich ein paar hundert Meter vor den Gletscher stehen.

ganze Front des Eqi-Gletschers

türkiser Gletscher

Unbeschreiblich war das gewaltige Knacken und Krachen in der Gletscherfront und wie es sich teilweise im Gletscher fortsetzte. Man konnte durch die Geräusche die offensichtliche Bewegung im Eis nachverfolgenden. Gegenüber solchen Naturgewalten fühle ich mich immer furchtbar klein und unbedeutend.

kleiner Abbruch an der Gletscherfront
Ein Abbruch am Eqi-Gletscher in Grönland. Aber auch wenn es nur ein ganz kleiner Abbruch war, folgte ein lautes, donnerndes Rauschen, als die Eisbrocken ins Meer stürzten.

Das ganze Boot lauschte in andächtiger Stille und beobachtete angestrengt die Gletscherkante, um keinen noch so kleinen Abbruch zu verpassen.

Abbruch am Eqi-Gletscher
Unser Guide erklärte uns, dass der Eqi-Gletscher einer der aktivsten Gletscher Grönlands ist, aber viel besser angefahren werden kann als beispielsweise der Sermeq Kujalleq bei Ilulissat. Statt einzelner großer Eisberge produziert der Eqi-Gletscher wohl mehr kleinere Abbrüche oder „Abbröseln“ wie auf diesem Bild.

Die Nervosität des Kapitäns und seiner Besatzung war unübersehbar, denn vor uns konnte man einen bläulichen Riss im Eis erkennen, der einen bevorstehenden, größeren Abbruch vermuten ließ. Wir waren zwar einige hundert Meter entfernt, aber die Welle hätte das Boot trotzdem mit voller Wucht getroffen… mit kaum absehbaren Folgen.

Riss in der Gletscherfront
Rechts in der Mitte ist der Riss in der Gletscherfront erkennbar, der einen bevorstehenden, größeren Abbruch ankündigte.

Tag 3 Küstenwanderung nahe Ilulissat und Mitternachtsbootfahrt

Der Tag stand zur freien Verfügung und wir fuhren mit dem Shuttle-Service in die Stadt. Von hieraus liefen wir zum alten Heliport, wo unsere Wanderung beginnen sollte.

Rasenpfelge am Fußballplatz in Ilulissat
Die grönländische Antwort auf Rasenpflege – der Fußballplatz der Stadt. Mangels Gras wird hier einfach die Erde mit einer Palette geglättet.
Schlittenhund in Ilulissat
Einer der ca. 700 Schlittenhunde, die größtenteils nur noch für die Wintertouristen gehalten werden.

Wanderung entlang der Küste

Wir starteten am alten Heliport und folgten der gelben Markierung. Der Wanderweg führt entlang der Küste und ist etwa 3km lang. Er umrundet den steinigen Hügel südlich von Ilulissat und endet schließlich am südwestlichen Stadtrand.

Eisberge des Kangia-Eisfjords
Der Holzsteg, über den wir am Ankunftstag gegangen sind. Der Eisberg im Hintergrund ist gigantisch, wie die kleinen Menschen auf den Hügeln verdeutlichen.
Eisberge in Grönland
Der rechte Eisberg hat sich vermutlich noch nicht gedreht, da er noch die schroffe Oberfläche des Gletschers zeigt. Wenn sich Eisberge dieser Größe drehen, erzeugen hohe Wellen, die noch in vielen Kilometern Entfernung messbar sind. Die Wellen stellen auch eine enorme Gefahr für die kleineren Fischerboote dar.
Küstenwanderung Ilulissat
Der leichte Wind auf dem Hügel war mehr als willkommen, denn er vertrieb die extrem lästigen Mücken. Ich frage mich bis heute, wen oder was die Plagegeister wohl stechen würde, wenn nicht so schmackhafte Reisende wie wir „importiert“ werden würden…

Eisberge an der Küste Gönlands

Eisberge Grönlands

250km nördlich des Polarkreises überraschte die Blütenpracht mit einer erstaunlichen Vielfalt.

Schneeammern in Grönland
Vögel sahen wir nur wenige, beispielsweise diese Schneeammern.

junge Schneeammer

Dann erreichten wir langsam wieder Ilulissat mit seinen bunten Häusern.

Ilulissar mit bunten Häusern

Ilulissats bunte Häuser

Ilulissats bunte Häuser

Die Innenstadt von Ilulissat

Nach der Wanderung spazierten wir durch Grönlands drittgrößte Stadt mit ihren ca. 4500 Einwohnern.

schwarze Kirche in Ilulissat Grönland
Grönlands meistfotografierte Kirche: die Zionkirche in Ilulissat

In der Innenstadt gönnten wir uns Kaffee und Kuchen in einem netten Café und schlenderten dann am Hafen entlang zurück zum Hotel.

Mitternachtsbootfahrt zwischen Eisbergen

Nach dem Abendessen fuhren wir mit dem Boot raus zu einer Mitternachtsbootsfahrt. Die stundenlange Abendstimmung der Mitternachtssonne zauberte spannende Schatten und Strukturen auf die riesigen Eisberge.

Boot vor großem Eisberg in Grönland

Eisberg im Licht der Mitternachtssonne

Eisberg im Licht der Mitternachtssonne

kleines Boot vor großem Eisberg

Eisberge in der Mitternachtssonne

Tag 4 Rückflug nach Reykjavík

Während unseres Aufenthalts in Ilulissat hatten wir strahlendstes Wetter. Als wir an unserem Abreisetag aufstanden, war der Himmel komplett zugezogen und erschuf eine ganz andere Stimmung, als wir sie in den letzten Tagen erlebt hatten.

Ilulissat unter Wolken

Gegen Mittag flogen wir wieder mit einer kleinen Propellermaschine von Air Iceland nach Reykjavík zurück. Diesmal saßen wir im Flieger in der 5er-Reihe ganz hinten… das kannte ich bisher nur aus dem Bus.

 


Dieser Artikel enthält keine bezahlte Werbung und es bestanden keine Kooperationen. Es handelt sich um einen Erfahrungsbericht, der auf meiner eigenen, ehrlichen Meinung beruht.


 

2 Gedanken zu „Grönland – Kurztrip zu den Eisbergen Ilulissats“

  1. Ganz tolle Fotos und an Insekten kann ich da überhaupt nicht denken. Schade, dass die Schlittenhunde nicht wirklich Abwechslung haben und nur auf Touristen warten müssen…sind doch Arbeitshunde und dafür gezüchtet worden.

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    • Vielen Dank für deinen Kommentar, Sybille. Ja, die Schlittenhunde können einem wirklich leid tun. Die Ketten sind extrem kurz und das, obwohl die Tiere einen ziemlichen Bewegungsdrang haben. Erst wenn die Wintertouristen kommen, haben sie wieder richtig Auslauf.

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