Der Spessartweg 3 ist einer der drei 60km langen Qualitätswege, die quer durch den waldreichen Spessart führen. Nachdem ich im Frühjahr den riesigen Wald auf dem Spessartweg 1 von Aschaffenburg im Westen bis Gemünden im Osten durchquert hatte, entscheid ich im goldenen Oktober spontan die Nord-Süd-Route anzugehen.
Sie besteht aus
- dem Spessartweg 3, der von Bad Soden/Salmünster bis Heigenbrücken im Hochspessart führt
- und dem Spessartweg 2, der von Heigenbrücken bis Stadtprozelten am Main weiterführt
Da sich die Wege in Heigenbrücken treffen, könnte man sie eigentlich aneinanderhängen und die Nord-Süd-Route mit 120km durchwandern. Eigentlich war das mein Plan, wenn auch nicht in einem Rutsch. Doch leider erwies sich die Bahnverbindung von Würzburg nach Bad Soden/Salmünster als ziemlich unpraktisch, so dass ich den Spessartweg 3 entgegen der offiziellen Laufrichtung in Heigenbrücken startete.
Inhaltsverzeichnis
Der Spessartweg 3 von Heigenbrücken bis Lettgenbrunn
Von offizieller Seite wird der Spessartweg 3 in vier Etappen mit angenehmen Längen von 11 bis 19km geteilt:
- Bad Soden/Salmünster bis in den Kurort Bad Orb (16km)
- Bad Orb bis Lettgenbrunn (14km)
- Lettgenbrunn bis Habichtsthal (19km)
- Habichtsthal bis Heigenbrücken (11km)
Wie schon erwähnt, bin ich die Strecke in die andere Richtung gewandert. Zudem hatte ich nur ein Wochenende Zeit und entscheid mich daher für zwei Etappen mit je 30km. Sicher nicht Jedermanns Sache, aber das muss ja niemand nachmachen 😉
Also den Weg solltest du schon nachmachen, denn er hat mir sogar noch ein bisschen besser gefallen als der Spessartweg 1. Aber du solltest mehr als ein Wochenende einplanen und die Etappen an deine eigenen Wohlfühl-Distanzen anpassen.
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Zugegeben, 30km sind eigentlich etwas mehr als meine eigene bevorzugte Wohlfühl-Distanz. Zumal der Spessart durchaus einige Höhenmeter aufweist, was die Strecke noch herausfordernder macht. Aber ich hatte keine Lust, die Gesamtstrecke auf mehrere Wochenenden aufzuteilen 😉 Das hat zwar beim Spessartweg 1 wegen der perfekten ÖPNV-Anbindung ganz gut geklappt, aber in diesem Fall wäre es eine kleine Weltreise gewesen, zwischen Würzburg und den jeweiligen Etappen zu pendeln. Also war ich halt ein bisschen verrückt…
Meine Wanderung auf der ersten Etappe des Spessartweg 3
Eckdaten der Tour
- Länge: 29 km
- reine Gehzeit: ca. 8 Stunden
- Schwierigkeit: anspruchsvoll, wegen langer Distanz und ein paar Höhenmetern
- Wegmarkierung: Spessartweg mit Specht und Nummer 3
Wenige Tage vor meiner Wanderung fegte der erste Herbststurm der Saison über das Land. Ich hatte daher Bedenken, ob eine lange Wanderung durch den Wald die beste Idee sein würde. Schließlich konnten nicht nur umgestürzte Bäume die Wege blockieren. Ein abgebrochener Ast, der auf dem Weg zum Boden hängengeblieben war, konnten durchaus mit ein paar Tagen Verspätung herunterfallen.
Aber das Bauchgefühl sagte ja zur Wanderung und rückblickend war es eine gute Entscheidung.
Mit der Nase an der Scheibe nach Heigenbrücken
Samstags bereits um 6:45 Uhr aus dem Haus zu gehen ist ja nicht gerade der entspannteste Start ins Wochenende. Aber da die Tage im Oktober bereits deutlich kürzer sind, wollte ich möglichst früh in Heigenbrücken loslaufen.
Während der Zugfahrt in den Hochspessart ging meine Nase eine innige Beziehung mit der Fensterscheibe ein, denn in den vorbeiziehenden Tälern hingen zarte Nebelschwaden und zauberten in Verbindung mit den ersten Sonnenstrahlen eine märchenhafte Atmosphäre.
Ich träumte schon von schönen Nebelbildern, doch leider vereinten sich die Nebelschwaden bis Heigenbrücken zu einer durchgängigen Suppe, die mich fast den ganzen Tag begleiten sollte.
Am Parkplatz des Bahnhofs wartet bereits das große Infoschild zum Spessartweg 3 auf mich und wenige Meter weiter die beiden Wegmarkierungen der Wege 2 und 3. Vermutlich werde ich irgendwann erneut hier stehen und den Schildern des Spessartwegs 2 nach links folgen. Doch an diesem Wochenende war erst einmal der Spessartweg 3 an der Reihe. Also nach rechts.
Huch… Hallo Wildschwein!
Von Heigenbrücken selbst bekam ich kaum etwas zu sehen und folgte dem Weg am Sportplatz vorbei in Richtung Waldrand. Ich lief an einem groben Drahtzaun entlang, als plötzlich ein kleines Wildschwein auf mich zurannte. Freudig grunzend versuchte es Kontakt aufzunehmen.
Das Schweinchen guckte mich mit einem perfekten Hundeblick an, nur das lustige Grunzen und die drahtigen Borsten wollten irgendwie nicht so recht dazu passen. Es versuchte, das Grünzeug hinter dem Zaun zu erreichen, doch trotz langer Nase gelang es ihm nicht. Also guckte es mich wieder grunzend an.
Okay, ich verstand. Also zupfte ich etwas von dem taubedeckten Grün ab und legte es schnell in Reichweite des Wildschweins am Zaun ab. Das kleine Schweinchen war schon echt süß, aber den Hauern wollte ich beim besten Willen nicht zu nah kommen.
Auch wenn das Schweinchen protestierte, marschierte ich nach zwei grünen Frühstückshappen weiter. Mufflons und Damwild schauten mir hinterher, als ich das Gelände des Wildgeheges zielstrebig überquerte.
Vor lauter Bäumen…
Ich folgte dem Bächlesbach, der zwischen zwei Waldgebieten entlang floss. Zu Gesicht bekam ich den Bach mit dem kreativen Namen aber erst an seiner Quelle neben der Mariengrotte. Die vielen Danksagungen, dass das Wasser geholfen hätte, stimmten mich positiv. Also füllte ich meine Wasserflasche voll und tauchte endlich in den Wald ein.
Wo der Weg teilweise parallel zu einem Hauptweg mitten durch die Bäume führte, waren die Folgen des ersten Herbststurms sichtbar: der Trampelpfad war unter dem hohen, bunten Blättermeer kaum zu erkennen. Die Wegmarkierungen waren aber so dicht, dass das nächste Schild immer schon in Sicht war.
Der anschließende Forstweg war zwar deutlich besser zu erkennen, aber dafür erwarteten mich hier Pfützen und Schlammlöcher, in denen sich das Wildschwein aus dem Gehege gefühlt hätte wie in einem luxuriösen Spa-Bereich. Nach einigen Metern sah ich ebenfalls aus wie ein Schwein 😉 aber das war nach Sturm und Regen wohl zu erwarten gewesen.
Kurz vor Habichtsthal lief ich dann oberhalb einiger Seen entlang. Schon von dort sah ich zwischen den Stämmen hindurch die bunten Spiegelungen der Bäume auf der Wasserfläche. Wenn jetzt noch die Sonne geschienen hätte, dann hätten Bäume und Spiegelung sicher wunderschön geleuchtet. Den letzten See umrundete ich halb auf dem Uferweg und erreichte wenig später Habichtsthal.
Gleichgesinnte auf dem Spessartweg 3
Habichtsthal war schnell durchquert und beim anschließenden Anstieg hatte ich eine 7-köpfige Wandergruppe vor mir. Bergauf bin ich eine Schnecke, aber als der Weg wieder eben wurde, hatte ich sie schnell erreicht.
Als ich an einer Kreuzung dann den schnellsten, aber auch ältesten der Gruppe erreichte, wartete dieser sichtlich genervt auf seine Wandertruppe. Ihr Ziel war ebenfalls Lettgenbrunn. Doch als ich mich mit einem „Dann bis heute Abend“ verabschiedete, verriet sein „Mal sehen, ob wir es überhaupt erreichen“, dass er mit dem Tempo seiner Truppe alles andere als glücklich war. Deshalb wandere ich meist allein 😉
Das Geschnatter und Gekicher hinter mir wurde immer leiser und bald war ich wieder allein mit den Geräuschen des Walds. Dann folgte allerdings ein deutlicher Anstieg und zu Vogelstimmen und Blätterrauschen gesellte sich mein atemloses Schnaufen. Schon nach wenigen Metern war ich schweißgebadet und konnte noch nicht einmal das Ende des Aufstiegs erahnen.
Meine Beine fühlten sich kraftlos an, als ich endlich den höchsten Punkt erreichte. Und so kam mir die Bank im Ort Mosborn gerade recht für eine Pause. Dummerweise merkte ich erst danach, dass eine Vesperstube wenige Meter weiter ein interessanteres Angebot an Speisen und Getränken gehabt hätte als mein Rucksack. Wenn du den Weg also nachwandern möchtest, lerne aus meinem Fehler 😉 und berichte mir bitte in einem Kommentar, ob es sich gelohnt hat 🙂
Der Ort war noch lange in Sicht und bis ich endlich wieder in den Wald abbog, träumte ich von der heißen Gulaschsuppe, die ich mangels vorheriger Recherche verpasst hatte. Aber kaum hatte ich wieder Bäume um mich, schweiften die Gedanken ziellos umher und die warme Mahlzeit war vergessen.
Das Wiesbütt-Moor und der Endspurt
Ich wusste, dass ich das Wiesbütt-Moor erreicht hatte, noch bevor das Schild darauf hinwies. Das niedrige Gras und die Birken an dessen Rand hatten es verraten. Der Anblick erinnerte mich an die Ruska in Lappland (der Indian Summer des hohen Nordens), wo Holzstege durch die sumpfige, aber unglaublich farbenfrohe Landschaft führten.
Kurz darauf blickte ich auf Flörsbach hinunter, das eingerahmt zwischen bewaldeten Hügeln im Tal lag. Auf der Weide tummelten sich einige Kühe und die Sonne fand für einen Augenblick eine Lücke durch die hartnäckigen Wolken.
Dann ging es an den Endspurt, wobei „Spurt“ definitiv nicht zutraf. Die Beine wurden langsam schwer und mein Ziel Lettgenbrunn schien nicht näher rücken zu wollen. Aber gejammert wird nicht… es war mir schließlich klar, dass die 30km mit den Höhenmetern im Spessart anstrengend sein würden und ich hatte es nicht anders gewollt. Also schleppte ich mich stur die letzten 5km bis zu meiner Unterkunft.
Beim Abendessen traf ich übrigens die 7-köpfige Wandergruppe wieder. Sie hatten es ebenfalls bis ans Ziel geschafft 🙂
Die Tourdaten des Spessartweg 3 Etappe 1 auf Komoot
Wie immer findest du meine getrackten GPX-Daten des Spessartweg 3 Etappe 1 auf Komoot. Und wenn du nicht ebenso verrückt und stur bist wie ich, dann teile die Etappe in zwei Einzeletappen auf wie oben beschrieben.
Auf meinem Komoot-Profil findest du viele weitere Wanderungen. Schau doch mal vorbei und lass dich inspirieren.
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Weitere InformationenBei diesem Artikel handelt es sich um einen Erfahrungsbericht, der auf meiner eigenen, ehrlichen Meinung beruht. Es bestanden keine bezahlten Kooperationen.