Der Spessartweg 1 ist der erste von drei Qualitätswegen, die mit einer Länge von rund 60km durch den Spessart verlaufen. Bedingt durch die Einschränkungen des Lockdowns konnte ich den mehrtätigen Wanderweg nicht am Stück laufen, sondern pendelte zwischen Zuhause und den Etappen. Daher verteilte ich die Wanderung auf einen ganzen Monat und war immer dann unterwegs, wenn es zeitlich und wettertechnisch passte. Mitte Mai nahm ich Spessartweg 1 Etappe 3 in Angriff.
Inhaltsverzeichnis
Spessartweg 1 – Etappe 3 von Lohr am Main nach Gemünden
Meine Wanderung auf der dritten Etappe des Spessartweg 1
Lohr am Main war von den drei Startpunkten am einfachsten für mich zu erreichen, da hier das Umsteigen in einen Bus entfiel. Am Rand des kleinen Städtchens entlang war schnell der Punkt des Spessartwegs erreicht, an dem ich bei Etappe 2 ausgestiegen bin.
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Die Schneewittchenstadt Lohr
Das Schneewittchen stammt aus Lohr. Davon war zumindest der Apotheker und Historiker Karlheinz Bartels in den 1980er Jahren überzeugt, nachdem er eindeutige Parallelen zwischen dem Märchen und der Geschichte Lohrs entdeckte. Für ihn war Schneewittchen das Freifräulein Maria Sophia Margaretha Catharina von Erthal, das 1725 im Schloss geborten wurde. Warum? Dafür sprechen einige Fakten:
- die herrschsüchtige Stiefmutter entspricht ziemlich genau dem Bild der bösen Königin
- ihr Vater Philipp Christoph von Erthal besaß eine große Spiegelmanufaktur
- im sieben Hügel entfernten Biebergrund wurde Bergbau betrieben und man setzte dafür vor allem Kinder und Kleinwüchsige ein
Man kann in Lohr aber nicht nur Schneewittchen entdecken, sondern auch das Horrorwittchen. Horror-Was?
Die Urmutter des Horrorwittchens ist eine Skulptur, die 2016 in Lohr aufgestellt wurde. Leider entsprach das Werk des Künstlers nicht dem allgemeinen Geschmack und wurde kontrovers diskutiert. Ein genialer Marketing-Streich war das daraus abgeleitete Horrorwittchen, das man ebenfalls immer wieder in der Stadt antrifft.
Durch die Lohrer Altstadt in den Wald
Vorbei an Schneewittchen und Horrorwittchen spazierte ich durch die Altstadt. Besonders schön fand ich das Alte Rathaus, den Malerwinkel und das Fischerviertel.
Dann überquerte ich die Alte Mainbrücke und verließ den Ort wenig später in Richtung Wald. Erst blickte ich noch einmal auf das Städtchen zurück. Dann verschwand ich hinter der ersten Baumreihe. Wo die Bäume großen Wiesen mit gelben Butterblumen Platz machten, bot sich ein schöner Ausblick.
Nicht ganz so lost in forest wie bei Etappe 2
Bald erreichte ich einen Kreuzweg, dem ich stetig bergauf folgte. Um mich herum waren zwar immer endlose Baumreihen, aber das Gefühl von Zivilisationsferne aus Etappe 2 kam nicht auf. In weiten Abständen kam mal eine Straße, dann mal ein paar Felder. Doch meist umfing mich der liebgewonnene Wald des Spessarts.
Ehrlichgesagt hatte ich mir die 3. Etappe zuvor nur flüchtig angesehen. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass ich nach bergab verlaufenden Serpentinen etwas überrascht zwischen den Bäumen hindurch guckte: da stand eine Kirche. Und nein, keine kleine Kapelle, sondern eine große Kirche.
Umgeben von Wald und am Rand eines kleinen Tals erschien sie mir vollkommen fehl am Platz. Dann merkte ich, dass ich vor Mariabuchen stand, einer großen Wallfahrtskirche mit einem Franziskaner-Kloster. Und wenn es nicht erst 10 Uhr gewesen wäre, hätte ich vielleicht sogar im Außenbereich der Gastronomie einkehren können. Die modern gestaltete Waldrast Lisboa schien aktuell betrieben zu werden. Das Buchenstüble und die im Tal liegende Buchenmühle waren Corona-bedingt geschlossen.
Nach dem alten Steingebäude der Buchenmühle ging es bergauf weiter und nach einigen Minuten konnte ich über eine Weide des Weilers Rettersbach einen Blick zurück auf die schöne Kirche im Wald werfen.
Immer stur den Schildern folgen
Als das Handy geradeaus anzeigt und die Schilder nach links, folgte ich stur den Schildern zurück in den Wald. Nach einiger Zeit traf ich wieder auf die offizielle GPX-Route und war zufrieden mit meiner Entscheidung: meine Strecke war schöner, als der veraltete Abschnitt.
Der strahlend gelbe Raps am nahen Waldrand blendete fast ein wenig, aber dafür summte die ganze Luft. Vor allem dicke Hummeln waren unterwegs und ich musste jedes Mal lachen, wenn so ein plüschiges Dickerchen die Blüte seiner Wahl mit sich in die Tiefe riss 😉
Abweichende Wegführungen ignorierte ich weiterhin, auch wenn ich das Auslassen der Kargesmühle dann doch etwas ärgerlich fand. Auf Komoot sah das angelegte Hightlight durchaus interessant aus, aber ich wollte der aktuellen Route folgen und dort war sie schlicht nicht mehr enthalten. An der zweiten Mühle, der Veitenmühle, führte der Weg im Wald zunächst bergauf weiter und verlief dann bis zu meinem Streckenhighlight vergleichsweise eben.
Ruine Schönrain – alte Steine mit Ausblick
Ein schmaler, schlammiger Trampelpfad endete an der Ruine Schönrain. Das Benediktiner-Kloster aus dem 11. oder 12. Jahrhundert sitzt exponiert auf einem Bergsporn und fiel 1525 dem Bauernkrieg zum Opfer. Ein Teil der Anlage wurde zwar anschließend wieder als Wohnschloss aufgebaut, doch irgendwann verfiel es.
Die Ruine blickt herrlich auf den Main und die umliegende Landschaft. Sie ist fast vollständig zugänglich und die Aussicht vom Turm lohnt den kleinen Aufstieg.
Ich hatte an der Ruine viel Zeit verloren. Alte Gemäuer ziehen mich magisch an und ich liebe es, jeden Winkel zu erforschen. Aber irgendwann musste ich dann doch einmal schauen, dass ich weiterkomme…
Letzter Aufstieg vor dem Ziel im Tal
Es ging wieder gemächlich, aber stetig bergauf. Irgendwann hatte ich den höchsten Punkt erreicht und war ein bisschen enttäuscht, als dort keine Aussicht auf mich wartete. Stattdessen blickte ich auf eine dichte Wand aus Stämmen.
Wenig später verließ ich den Wald vorübergehend und wieder erwarteten mich leuchtende Rapsfelder. Der Himmel hatte sich inzwischen dramatisch zusammengeballt und bildete einen schönen Kontrast zum Gelb der Felder. Hier hatte ich auch etwas Weitblick, aber nicht so spektakulär, wie ich ihn mir erhofft hatte.
Vor mir lag ein letztes Mal das Baumreich des Spessarts und ich wandelte noch einmal bewusst an den Bäumen vorbei. Dann zweigte der Weg im 90°-Winkel ab und führte mit einem deutlichen Gefälle ins Tal. Hier packte ich vorsichtshalber meine Wanderstöcke aus, die ich allein wegen dieses Abschnitts all die Kilometer herumgetragen hatte. Der erwartete Matsch hielt sich einigermaßen in Grenzen, aber meine Knie dankten es mir trotzdem.
Als ich zwischen den Bäumen heraustrat, hatte ich das Main-Niveau erreicht. Und direkt vor mir lag wie auf einem hübsch dekorierten Präsentierteller mein Ziel: Gemünden. Sogar der Himmel zeigt sich wieder von seiner besten Seite, als würde er sich mit mir freuen.
Nachdem ich den Main überquert hatte, führte der Weg durch den Altort zum Bahnhof. Zwischenzeitlich verlor ich die Wegmarkierung aus den Augen, wie das in Orten immer mein Problem ist. Aber ich wusste ja, wo ich hin musste und steuerte gezielt den Bahnhof an. Etwa 300m vor dem Bahnhof fuhr auf den Gleisen neben mir ein Zug ein… es war meiner und es war mir sofort klar, dass ich ihn nicht mehr kriegen würde. Egal, nach insgesamt 68km (inkl. der Zuwege) konnte ich auch noch 30 Minuten auf den nächsten Zug nach Würzburg warten 🙂
Spessartweg 1 Etappe 3: Lohr am Main – Gemünden auf Komoot
Etappe 3 ist eine schöne Mischung aus Wald und Kultur. Da Start und Ziel per Bahn miteinander verbunden sind, könnte man auch problemlos das Auto in Lohr parken und von Gemünden aus dorthin zurückfahren.
Besuche gerne meinen Komoot-Account. Dort kannst du alle drei Etappen herunterladen. Hier findest du die Tourdaten des Spessartweg 1 Etappe 3 auf Komoot:
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Weitere InformationenDieser Artikel enthält keine bezahlte Werbung und es bestanden keine Kooperationen. Es handelt sich um einen Erfahrungsbericht, der auf meiner eigenen, ehrlichen Meinung beruht.
Hallo Verena,
Deine Berichte über den Spessartweg 1 haben es mir angetan. Ich werde ihn demnächst selber mal ablaufen! Gerade habe ich mir Unterkünfte in Waldaschaff und in Lohr gebucht und nun muss es nur noch Juni werden. Drück mir bitte die Daumen, dass es trocken bleibt 🙂
Vielen Dank für Deinen schönen Blog, all die Inspirationen und liebe Grüße aus Göttingen,
Juliane
P.S.: Und Anfang August werde ich zusammen mit einer Freundin den Fränkischen Dünenweg erwandern (auch hier ist die FeWo in Nürnberg schon reserviert) – auch hier kam die Idee durch Dich 🙂
Liebe Juliane,
da drücke ich dir auf jeden Fall die Daumen! Bei mir war das Wetter während der drei Etappen nicht immer ideal und ich hoffe, du wirst mehr Glück haben.
Den Dünenweg fand ich super! Es war ein merkwürdiges Gefühl, gelegentlich im Sand zu laufen… und das mitten in Franken. Aber auch sonst ist die Landschaft toll. Hoffentlich hast du auch so ein Traumwetter wie ich im vergangenen Jahr!
Liebe Grüße
Verena