Karstkundlicher Wanderweg im Nürnberger Land

Karstkundlicher Wanderweg… der Name des Wanderwegs im Nürnberger Land klingt wie ein Lehrpfad, bei dem die Vermittlung von Informationen und ausschweifendes Fachchinesisch im Vordergrund stehen. Doch ich finde, dass der Name täuscht: die Menge der Infotafeln ist wohldosiert und bei den Erklärungen hat man sich auf kurze, knackige Texte beschränkt. Dafür überwiegt das abenteuerliche Wandererlebnis zwischen eindrucksvollen Felsformationen, steinernen Treppen und spannenden Höhlen. Und wer eine rege Fantasie hat, findet sich in der Kulisse von Märchen und anderen fantastischen Geschichten wieder.

Wandern zwischen geheimnisvollen Höhlen und bizarren Felsenlandschaften

In Sachen Wander-Bucket-List habe ich eine ziemliche Sammelwut entwickelt. Ich versuche zwar mich zurückzuhalten und nur diejenigen Touren in meinem Komoot-Account zu speichern, deren Umsetzung ich als halbwegs realistisch betrachte. Trotzdem hat sich in den geplanten Touren eine ordentliche Menge angesammelt (trotz regelmäßigen Ausmistens).

Aber solange sich darunter wahre Schätze finden, ist eigentlich alles gut. Und einer dieser Schätze ist der Karstkundliche Wanderweg bei Neuhaus an der Pegnitz im Nürnberger Land. Etwa 1 1/2 Jahre lang fristete er ein trauriges Dasein inmitten dutzender anderer Wanderwege, die scheinbar immer den Vorzug bekamen. Doch das Warten hat sich gelohnt, denn endlich konnte der Weg zeigen, was er zu bieten hat. Und das ist eine ganze Menge!

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Der Weg beginnt in Neuhaus, das an der Grenze des Nürnberger Lands zur Fränkischen Schweiz liegt. Diese Nähe zeigt sich an der Landschaft, die felsiger und abenteuerlicher ist als die südlicheren Gebiete. Und genau diese beiden Attribute sind beim Karstkundlichen Wanderweg besonders ausgeprägt. Geheimnisvolle Höhlen, faszinierende Felsformationen und abwechslungsreiche Naturpfade machen die Tour zu einem spannenden Erlebnis für trittsichere Wanderer.

Wer unterwegs noch etwas Wissen aufsaugen möchte, findet entlang der Strecke 10 Infotafeln, welche die Besonderheiten der Karstlandschaft und andere sehenswerte Highlights erläutern.

(Es ist etwas irritierend, dass die abgebildete Markierung des Rundwegs auf der Tafel einen Blauton hat. Die tatsächliche Wegmarkierung ist ein grüner Punkt.)

Karstkundlicher Wanderweg

Karstkundlicher Wanderweg – eine Erlebnistour zum Staunen

Eckdaten der Tour

Karstkundlicher Wanderweg

Allgemeines

  • Länge: 13 km
  • reine Gehzeit: ca. 3 Stunden
  • Schwierigkeit: mittel (Trittsicherheit empfehlenswert)

Start/Ziel

  • Start: Bahnhof, Neuhaus an der Pegnitz
  • Ziel: Bahnhof, Neuhaus an der Pegnitz

ÖPNV

  • Anreise: per Bahn nach Neuhaus an der Pegnitz
  • Rückreise: per Bahn ab Neuhaus an der Pegnitz
  • Verbindungen: beim VGN oder unter bahn.de

Als ich am Morgen mein Hotel in Hersbruck im Nürnberger Land verließ, strahlte über mir die Sonne von einem herrlich blauen Himmel. Bei meinem ersten Blick aus dem Fenster hätte es ein schöner Sommermorgen sein können. Doch der Schritt vor die Tür und meine anschließende, kurze Zugfahrt nach Neuhaus an der Pegnitz rückten den ersten Eindruck schnell zurecht: zarte Nebelschwaden, bunt gefärbte Wälder und frostiges Glitzern des morgendlichen Raureifs kennzeichneten einen Herbstmorgen, wie er schöner kaum sein konnte.

Der Zug folgte dem Verlauf der Pegnitz und bog in das schmalere Tal in Richtung Norden ab. Schnell verschwand die Welt hinter einer immer dichter werdenden Nebelwand und als ich in Neuhaus ankam, sah ich nur noch etwa 100m weit. Doch über mir ließ sich eine leichte Hellblau-Färbung erkennen. Der tiefe Nebel würde sich also nicht lange halten können.

Die Straße führte mich zur Pegnitz, an der der Rundweg beginnt. Hier hatte ich die Qual der Wahl, in welche Richtung ich laufen wollte. Da ich links von mir den ersten grünen Punkt vom Karstkundlichen Wanderweg entdeckte, entschied ich mich für den Uhrzeigersinn. Doch schnell stellte sich heraus, dass die Entscheidung nicht ideal war, denn schon an der nächsten Kreuzung kündigte ein Komoot-Highlight eine sehenswerte Aussicht zur Burg Veldenstein an. Burg? Wo? Ich sah nur die weiße Nebelwand, hinter der sich offenbar auch eine große Burg verbergen konnte. Ärgerlich. Wäre ich andersherum gelaufen, hätte ich am Ende der Tour eine nebelfreie Sicht gehabt. Aber egal: für „hätte“, „wäre“ und „wenn“ war es zu spät. Und meine Entscheidung würde sicher auch etwas Gutes haben.

Raus aus dem Ort und rein ins Abenteuer

Entlang der Felder wanderte ich weiter in Richtung… ja, wohin eigentlich? Noch immer konnte ich nichts erkennen außer ein paar undeutlichen Schemen. Doch langsam bildeten sich ersten Lücken im Nebel.

Ein kurzer Abzweig vom Hauptweg führte mich zu zwei großen Steinen, die umgeben von Bäumen auf einer freien Fläche lagen. Auch ohne den Hinweis der Infotafel, dass es sich um alte Opfersteine handelte, wären mir die ungewöhnlichen Vertiefungen auf ihrer Oberseite aufgefallen. Im Moment hatte sich Wasser darin gesammelt, doch meine Fantasie malte schaurige Bilder von früheren Opferritualen. Der Nebel tat sein Übriges zu dieser Vorstellung und wirkte wie ein mystischer Schleier, hinter dem sich die Vergangenheit verbarg. Mit einem etwas mulmigen Gefühl verließ ich die alte Kultstätte.

Am Waldrand lief ich weiter und endlich setzte sich die Sonne gegen den Nebel durch. Vor mir breitete sich ein schönes Panorama aus Wiesen, Wäldern und tiefen Nebelbänken aus. Dünne Schwaden waberten über die Landschaft und das bunte Herbstlaub leuchtete in der Sonne mit dem Grün der Wiesen um die Wette.

Der Weg führte in den Wald und schon nach wenigen Minuten erreichte ich die Vogelherdgrotte. Spätestens hier merkte ich, dass ich eine vollkommen andere Welt betreten hatte. Und da meine Fantasie bereits geweckt war, lief sie jetzt zu Hochtouren auf. Ich konnte mir allerhand Märchen- und Fabelwesen vorstellen, die das steinerne Tor vor mir durchschritten haben.

Also, ab durch das steinerne Tor und rein in die Märchenwelt.

Karstkundlicher Wanderweg
Die Vogelherdgrotte – der Eingang in die Märchenwelt (wenn man im Uhrzeigersinn wandert)

Die filmreife, steinerne Stadt

Über nasse Wurzeln und Steine ging es auf einem abschüssigen Weg weiter. Vorsichtig setzte ich Fuß vor Fuß, bis ich den breiten Forstweg erreichte. Trittsicherheit ist auf diesem und ein paar anderen Abschnitten empfehlenswert. Vor allem bei Nässe können Wanderstöcke zusätzliche Sicherheit bieten.

Der grüne Punkt zweigte nach wenigen Hundert Metern wieder auf einen Waldpfad ab. Große Felsen säumten meinen Weg, deren Auswaschungen ihnen teilweise eine bizarre Form verliehen. Besonders beeindruckend war die Wotanswand, die hoch über mir aufragte. Sicherungshaken wiesen sie als beliebte Kletterwand aus und der deutliche Überhang war zweifellos eine anspruchsvolle Challenge.

Karstkundlicher Wanderweg

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Kurz darauf bog der Weg um einen besonders großen Brocken herum ab und ich blieb stauend stehen. Vor mir lag die steinerne Stadt. Ein passender Name für die filmreife Ansammlung großer und kleiner Felsen, durch die Wege unterschiedlicher Breite verliefen. Die Sonne schien durch die gelb belaubten Bäume und ließ die Stadt in goldenem Licht erstrahlen. Das bereits gefallene Laub auf den Wegen und Steinen vervollständige das Bild und leuchtete im Sonnenlicht. Eine unwirkliche, märchenhafte Kulisse, die einem hochkarätigen Fantasyfilm entsprungen sein könnte.

Beeindruckt erkundete ich die Wege durch die Felsen. Dabei fiel mir die pilzartige Form einiger Exemplare auf, die ich auch schon bei der Wotanswand bestaunt hatte: unten ist das Gestein dünner und darüber sitzt mächtiger Fels mit einem deutlichen Überhang. Das Ergebnis erinnert an einen übergroßen Pilz. Und gibt es nicht ein paar fantastische Geschichten, in denen die Figuren unter riesigen Pilzen stehen?

Spontan muss ich an Jules Vernes „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ denken.

Da der Karstkundliche Wanderweg unaufdringlich interessantes Wissen bereithält, erklärte eine Infotafel den Ursprung der auffälligen Form. Das untere Gestein ist weniger witterungsbeständig als das darüberliegende dolomitische Kalkriff. Und so werden die „Füße der Pilze“ immer dünnen, während die „Schirme der Pilze“ kaum an Substanz verlieren.

Ein sehr schönes Beispiel für die Pilzfelsen sind die zwei Brüder, die eindrucksvoll das Ende der steinernen Stadt markieren. Dahinter warten zwar noch urige Steintreppen, ein schmaler Felsdurchgang und weitere spannende Gesteinsformationen, aber der aufregendste Teil lag nun hinter mir.

Karstkundlicher Wanderweg
Die zwei Brüder – für mich der Ausgang aus der steinernen Stadt
Karstkundlicher Wanderweg
Karstkundlicher Wanderweg

Von Wald zu Weitblick

Meine Fantasie gönnte sich eine kleine Pause, während ich Forst- und Waldwegen folgte. Dann kam ich zur Maximiliansgrotte, die von April bis November während einer Führung besucht werden kann. Im Winter ist die Tropfsteinhöhle ein Rückzugsort für Fledermäuse und daher geschlossen. Informationen zu den Führungen und Preisen findest du auf maximiliansgrotte.de.

Der Weg führte aus dem Wald heraus und bald entdeckte ich in der Ferne, was sich zu Beginn der Wanderung versteckt hatte: die Burg Veldenstein. Sie thronte in der Ferne über Neuhaus und es schien mir unvorstellbar, dass sie sich am Morgen vollständig im Nebel verbergen konnte.

Karstkundlicher Wanderweg_

Wald und bunte Waldränder wechselten sich ab und mit der Mysteriengrotte und der Distlergrotte bekam meine Fantasie noch einmal Futter. Vor allem letztere fand ich noch einmal spannend, da sie ihr Inneres wie ein gutes Geheimnis hütete. Der Eingang ist lediglich ein schmales Fenster, das mit Eisen versperrt ist. Es bleibt also nur der Blick in die Schwärze, die meine Handylampe nicht durchdringen konnte. Befindet sich dahinter ein kleiner Raum, eine große Steinhöhle oder ein geheimnisvoller Gang? Wie auch immer, meine Fantasie war davon überzeugt, dass mich aus der Dunkelheit etwas beobachtete 😉

Dann stieß ich auf die Pegnitz und folgte ihrem Verlauf zurück nach Neuhaus. Jetzt konnte ich Burg Veldenstein auch noch einmal aus der Nähe bewundern, wie sie imposant vor mir aufragte. Dann erreichte ich wieder den Bahnhof.

Karstkundlicher Wanderweg

Tourdaten auf Komoot

Der Karstkundliche Wanderweg hatte lange in den geplanten Komoot-Touren auf seinen Einsatz gewartet. Und ich bin so froh, dass er sich beim Scrollen durch die Liste der Wanderungen immer wieder in Erinnerung rief, bis ich ihn jetzt endlich begeistert gewandert bin. Lade dir gerne meine GPX-Daten herunter. Aber warte nicht so lange mit deiner Wanderung wie ich 😉

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Weitere Informationen

Lesetipp zum Wandern im Nürnberger Land


Karstkundlicher-Wanderweg

Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Erfahrungsbericht, der auf meiner eigenen, ehrlichen Meinung beruht. Es bestanden keine bezahlten Kooperationen.

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