Namibias Sternenhimmel ist unbeschreiblich und nirgends sonst konnte ich bisher einen so unvergesslichen Blick auf die Milchstraße werfen. In diesem stockfinsteren Nachthimmel mit seinen Millionen Sternen habe ich schon so manche Sternschnuppe entdeckt. Und von irgendwo dort oben stammt auch der größte Meteorit, der bisher auf der Erde gefunden wurde: der Hoba Meteorit. Er lockt jedes Jahr Tausende Besucher in die Nähe von Grootfontein. Sie alle wollen ihn sehen, anfassen und Selfies damit machen. Doch lohnt sich dieser Besuch überhaupt?
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Viel Geld für einen Blick auf den Hoba Meteorit
Bei unserer letzten Namibia Reise lag der Hoba Meteorit halbwegs auf der Strecke und wir entschieden und für den etwa 20km langen Umweg (einfache Strecke). Die gepflegte Gravel Road führte an weiten Maisfeldern entlang – wenn man bisher weiter südlich unterwegs war, ist das ein sehr ungewohnter Anblick.
Erster Eindruck vom Gelände
Nach etwa 20 Minuten Fahrt war der kleine Parkplatz erreicht. Dort stand bereits ein Kleinbus mit einer deutschen Reisegruppe, für die eine lange Tafel auf der kleinen Rasenfläche gedeckt war. Direkt dahinter lagen die Toiletten, die mich mit einer erstaunlichen Artenvielfalt überraschten: zahlreiche Geckos, Insekten, ein Ameisen-Highway und eine einsame Fledermaus an der Decke. Das ist nicht Jedermanns Sache, aber damit muss man in Namibia rechnen 😉
An einer Sitzecke informierten Tafeln über den Meteoriten. Er wurde 1920 bei Feldarbeiten entdeckt, als der Pflug unsanft über das Metall schrammte. Anschießende Untersuchungen ergaben, dass der rund 60 Tonnen schwere Koloss aus 82% Eisen, 16% Nickel und 1% Kobalt besteht.
Der „Absturz“ dieses nationalen Denkmals Namibias liegt etwa 80.000 Jahre zurück und die Riesensternschnuppe hat ein stolzes Alter von 190 – 410 Millionen Jahren (Quelle: Wikipedia, da ich die Infotafeln nur beiläufig überflogen hatte).
Schock an der Kasse
Bisher war es ja ganz nett… wenn man sich von Tierchen auf der Toilette nicht abschrecken lässt. Aber an der Kasse traf uns dann der Schlag: 250NAD pro Person. Das entsprach im Mai 2022 rund 15€. Für Namibische Verhältnisse ist das ein extrem stolzer Preis, um einen Brocken Eisen anzugucken – selbst wenn es sich um einen außerirdischen Brocken Eisen handelt.
Eine Recherche nach der Reise ergab, dass der Preis 2018 noch bei 40NAD gelegen haben muss. Auf Tripadvisor hingegen hat sich 2022 ebenfalls jemand über eine Preissteigerung von über 200NAD beklagt. Eine Erhöhung auf das Sechsfache wegen zwei mageren Corona-Jahren oder schlicht ein schlechter Scherz? Diese Frage wird sich wohl nie beantworten.
Da wir extra hierhergefahren waren, akzeptierten wir den Preis zähneknirschend. Die Hoffnung, dass uns dafür zumindest etwas mehr geboten wird als nur der Meteorit, verpuffte leider recht schnell, denn der Brocken lag nur wenige Schritte entfernt.
Angucken, anfassen, bedauern
Inmitten eines kleinen Amphitheaters lag uns der 2,7 x 2,7m große Meteorit zu Füßen. Und wir taten, was man als braver Tourist eben so macht: das Stück Himmel bestaunen, anfassen und fotografieren. Aber schnell machte sich Ernüchterung breit: ein adäquates Erlebnis für den übertriebenen Eintrittspreis ließ sich einfach nicht erzwingen.
Unser Aufenthalt dauerte keine 20 Minuten – inklusive Toilette, Infos überfliegen, auf die handgeschriebene Quittung warten und die Pflanzen im Minigarten angucken. Hinzu kam ein Umweg von ca. 40km bzw. 45 Minuten.
Für mich hat sich der Besuch absolut nicht gelohnt. Man muss schon sehr viel Begeisterung für das Thema Astronomie mitbringen, damit es sich beim Anblick des Hoba Meteorits um Freudentränen und nicht Tränen des Bedauerns handelt.
Kostenlose Alternative zum Hoba Meteorit
Wenn du einmal Meteoriten sehen möchtest, ohne dafür gleich Opfer einer Touristen-Abzocke zu werden, empfehle ich dir den Meteoriten-Brunnen in Windhoek. Er besteht aus 31 Bruchstücken des Gibeon-Meteorits, der lt. Schätzungen vor 13.000 bis 30.000 Jahren beim Eintritt in die Atmosphäre zerplatzte.
Der Brunnen befindet sich in der Post Street Mall nahe der Independence Avenue und ist frei zugänglich.
Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Erfahrungsbericht, der auf meiner eigenen, ehrlichen Meinung beruht. Da ich nicht noch zusätzliche Kosten für eine Fotogenehmigung riskieren wollte, handelt es sich bei den Bildern des Hoba Meteorits um Stockfotos: Depositphotos/TravelTelly