Hann. Münden liegt ganz im Süden Niedersachsens, nur einen Steinwurf von Hessen entfernt. Die Drei-Flüsse-Stadt begeistert mit einer wunderschönen Altstadt aus unzähligen Fachwerkhäusern und der spontane Besuch entpuppte sich als absolute Überraschung.
Während unseres Spaziergangs durch die Innenstadt haben wir sicher nicht alle Highlights gesehen, aber doch mehr als genug, um dir einen Einblick von dieser herrlichen Altstadt zu vermitteln.
Inhaltsverzeichnis
Die Drei-Flüsse Stadt Hann. Münden
Ich bin unsicher, ob mir schon einmal ein Ortsname mit einer Abkürzung begegnet ist. Einzig von Orten wie Neustadt a. d. Weinstraße kenne ich das. Daher fand ich „Hann. Münden“ zunächst etwas merkwürdig.
Google hat mir dann verraten, dass die frühere Langform Hannoversch Münden war. Und dieser Name hatte ganz klar das Potential zum Zungenbrecher. Verständlich, dass man ihn auf Hann. Münden kürzte. Spricht sich doch gleich viel leichter 😉
Hann. Münden gehört zum Landkreis Göttingen und es fließen drei Flüsse durch die Stadt: die Fulda kommt aus Süden, die Werra aus Osten und beide vereinen sich vor der Spitze der Flussinsel Tanzwerder zur Weser. Daher handelt es sich bei Hann. Münden um eine der Drei-Flüsse-Städte. Wo sich Fulda, Werra und Weser treffen, steht übrigens der alte Weserstein.
Doch in Hann. Münden treffen sich nicht nur Flüsse, sondern auch Wälder:
- im Süden der Kaufunger Wald
- im Norden der Bramwald
- und im Westen der Reinhardswald
Der Reinhardswald war das eigentliche Ziel der Reise, da der Urwald Sababurg mit seinen uralten Hute-Bäumen schon lange auf unserer fotografischen Bucket List stand.
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Parkplätze nahe der Altstadt
- Nördlich der Altstadt – auf der anderen Werraseite – liegt der Parkplatz Blume direkt an der Alten Werrabrücke.
- Südlich befinden sich nahe der Wallanlage an der Straße Am Feuerteich die Parkplätze Concordia, Feuerteich und Schliesierplatz
- Direkt an der Altstadt sind auch Parkplätze z. B. am Welfenschloss zu finden
Sehenswertes in Hann. Münden
Zunächst hatte ich überlegt, unseren Spaziergang durch die Altstadt zu tracken und anschließend als Tour zu veröffentlichen. Dafür hätte ich mir aber vorher eine sinnvolle Route überlegen müssen… bei einem spontanen Besuch kaum möglich.
Somit liefen wir zugegebenermaßen etwas sinnfrei im Zickzack durch die zauberhaften Straßen und ließen uns einfach treiben. Und rückblickend würde ich dir das auch empfehlen: spaziere durch die Straßen, in denen ein Fachwerkhaus schöner ist als das andere, und entscheide spontan, wo es dich hinzieht.
Hier sind ein paar Orte, die mir besonders gefallen haben:
Die Alte Werrabrücke
Da wir am Parkplatz nahe der Alten Werrabrücke geparkt hatten, war mein erstes Highlight der Blick über die alte Brücke hinweg auf die ersten Fachwerkhäuser. Im Hintergrund ist die Kirche St. Blasius zu erkennen.
Das Welfenschloss Münden
Von der Alten Werrabrücke aus hat man einen schönen Blick auf den mächtigen Bau des Welfenschlosses.
Das ursprüngliche Schloss wurde Anfang des 16. Jahrhunderts im gotischen Stil erbaut. Als es bei einem Brand in der Mitte desselben Jahrhunderts fast vollständig zerstört wurde, baute man es im Weser-Renaissancestil wieder auf. Dabei handelt es sich um eine regionale Variante der Renaissance. Ein bekanntes Beispiel für diesen Stil ist das Bremer Rathaus, ein UNESCO-Weltkulturerbe.
Heute sind in dem Gebäude Stadtmuseum, Stadtarchiv, Stadtbücherei und Amtsgericht untergebracht.
Der Werrastein
Um den Werrastein am Übergang von Fulda und Werra in die Weser zu sehen, muss die Flussinsel Tanzwerder durchquert werden. Und die Insel selbst ist leider absolut kein Highlight. Ganz im Gegenteil: auf der Insel befindet sich ein großer Parkplatz mit Wohnmobilstellplätzen. Viel Blech und viel Lärm sind zu überwinden, bis der Werrastein an der Spitze der Insel erreicht ist.
Ansonsten ist das einzig Sehenswerte auf der Insel zum einen die überdachte Brücke über einen Nebenarm der Fulda und der kleine interkulturelle Garten, der wie eine Oase am Rand des lärmenden Parkplatzes liegt.
Rathaus und Markplatz
Das prachtvolle Rathaus dominiert den Marktplatz und sticht deutlich zwischen den vielen Fachwerkhäuser heraus. Es wurde im 14. Jahrhundert im gotischen Stil erbaut und Anfang des 17. Jahrhundert im Stil der Weser-Ranaissance umgebaut.
Es besitzt ein Glockenspiel mit einem Figurenumlauf. Bewundern kann man es immer um 12:00, 15:00 und 17:00 Uhr. Wir haben es leider verpasst.
Das Obere Tor
Vorbei an all den schönen Fachwerkhäuser ist bald die Altstadt durchquert und ein großer runder Turm ragt an der viel befahrenen Straße auf. „Groß“ gezieht sich dabei eher auf den Durchmesser, denn die Höhe scheint im Vergleich etwas auf der Strecke geblieben zu sein.
Das Obere Tor war früher ein Stadttor und stammt aus dem 13. Jahrhundert. Ich fand den Turm eigentlich ganz schön, auch wenn seine Lage direkt an der B496 das Bild etwas trübt. Folgt man der Straße nach rechts, kämen noch zwei weitere Türm: der Ziegelpfortenturm und der Hagelturm. Aber beide haben mich nicht wirklich begeistert.
Kirche St. Aegidien
Links des Oberen Tors liegt die Wallanlage, eine kleine Parkanlage, die zum Verweilen einlädt. Dem Grünstreifen folgend, trifft man auf die kleine mittelalterliche Kirche St. Aegidien. Sie dient schon seit ein paar Jahren nicht mehr als Kirche und beherbergte wohl vorübergehend sogar ein Café. Schade, das hätte ich gerne gesehen.
Weitere Sehenswürdigkeiten
Es gibt zweifellos noch weitere Highlights in Hann. Münden, die man sich bei einem Besuch anschauen sollte wie die Tillyschanze, ein Aussichtsturm auf der anderen Seite der Fulda, oder den Forstbotanische Garten östlich der Altstadt.
Leider hatten wir keine Zeit für weitere Erkundungen in der Stadt, da wir wegen eines Termins nach Hause fahren mussten. Doch trotzdem wird mir Hann. Münden in guter Erinnerung bleiben.
Dieser Artikel enthält keine bezahlte Werbung und es bestanden keine Kooperationen. Es handelt sich um einen Erfahrungsbericht, der auf meiner eigenen, ehrlichen Meinung beruht.
Hallo,
Danke für Ihren Bericht . Ich bin schon seit ca. 1970 ein Fan dieser Fachwerkstatt.
Eine wichtige Entwicklung der Stadt Hann. Münden läßt sich scheinbar nirgendwo ergründen :
Aufgrund einer sehr langen Rheinsperre Anfang des 16. Jahrhunderts kamen Frankfurter Kaufleute auf die Idee, ihre Waren Richtung Norden über Kassel- nach Hann. Münden zu bringen (Stapelrecht seit dem 13.Jahrhundert) und dort über die Weser nach u.a. Bremen zu verschiffen !!!
Dem Hessischen Landgraf Carl war dieses ein Dorn im Auge und er ließ Carlshafen errichten, um die Waren von hessischen Gebiet nach Bremen zu bringen, was auch teilweise gelang.
Die Vertreibung der Hugenotten aus Frankreich ließ ihn diese neue Stadt als Zufluchtsort zu überlassen.—
Weder im Stadtmuseum Hann. Münden (Welfenschloss) wie auch im Stadtmuseum Kassel sowie überall im Internet wie auch bei Wikipedia findet sich keinerlei Hinweis auf diese zeitweise Verlegung dieser Handelswege.
Die Häuser um die große Hann.Mündener Stadtkirche sind meist um das Jahr 1540 erbaut (Zeit der Rheinsperre im 16. Jahrhundert, worüber ebenfalls so gut wie nichts zu finden ist).—
Falls Interesse besteht und Sie mir Tipps geben können, an welche Stelle man sich diesbezüglich wenden kann, würde ich mich über Ihre Mail freuen.
Hallo Alexander,
vielen Dank für diesen geschichtlichen Exkurs. So intensiv hatte ich mich mit Hann.Münden gar nicht beschäftigt. Aber offenbar hätte ich zu der Entstehungszeit vieler Fachwerk-Schmuckstücke auch gar nichts gefunden. Spannend, dass gerade während dieser interessanten Phase der Stadt eine geschichtliche Lücke klafft. Vielleicht gab es auch damals schon so etwas wie Nachrichtensperren und bewusste Vertuschungen 😉
Liebe Grüße
Verena