Der Qualitätsweg Spessartweg 1 – Etappe 2

Quer durch den Spessart verlaufen drei mehrtägige Wanderwege mit einer Länge von jeweils ca. 60km. Sie hatten mich schon länger interessiert und standen daher schon einige Zeit auf meiner Wander-Bucket-List. Mitte April wanderte ich die erste Etappe des Spessartweg 1 und nun war Etappe 2 an der Reihe. War der erste Abschnitt noch eine Mischung aus Kultur, Wald und Weitblick zeigte sich die Tour diesmal von einer anderen Seite: Wald, Wald und nochmal Wald.

Spessartweg 1 Etappe 2

Informationen zur Qualitätsregion Spessart und meiner ersten Etappe auf dem Spessartweg 1 erfährst du in meinem Beitrag zum ersten Abschnitt: Der Qualitätsweg Spessartweg 1 – Etappe 1. Dort kannst du auch nachlesen, warum meine Wahl auf den ersten der drei Wege fiel. Denn ich versuchte keineswegs die Reihenfolge einzuhalten 😉

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Der Qualitätsweg Spessartweg 1 – Etappe 1

Spessartweg 1 – Etappe 2 von Waldaschaff nach Lohr am Main

Meine Wanderung auf der zweiten Etappe des Spessartweg 1

Etappe 1 hatte ich oberhalb von Waldaschaff beendet. Und genau dorthin führte nun wieder mein Weg, nachdem ich unten im Ort aus dem Bus gestiegen bin. Die Tour startete also mit ein paar ordentlichen Höhenmetern. Und ich war ehrlichgesagt schon etwas außer Atem, als ich den eigentlichen Start meiner zweiten Etappe erreichte.

Hinein ins weite Waldreich

Das erste Stück führte am Waldrand entlang und an einem Waldkindergarten vorbei. Ein kleines Mädchen schaute mich mit großen Augen an, als wäre ich der erste Wanderer, der hier vorbeikommt. Sie grüßte mich mit einem schüchternen „Hallo“ und kurz darauf verschwand ich im Wald – für gaaanz lange Zeit.

Ich hatte mir zwar den Wegverlauf vorab angeschaut, aber irgendwie war ich trotzdem überrascht von der Weite des Walds. Bisher war ich nur sehr wenig im Spessart gewandert – komisch eigentlich, da die Wanderregion fast vor meiner Haustür liegt. Jetzt führte mein Weg mitten durch das baumreiche Herz des Spessarts.

Eigentlich waren die weiten Wälder genau das Bild, das ich vom Spessart im Kopf hatte. Doch in meine Vorstellung mischten sich auch die alte Geschichten von Räubern, die ahnungslosen Passanten in den dichten Wäldern auflauerten. Tatsächlich waren die Wälder aber gar nicht so dicht und dunkel, wie ich erwartet hatte, sondern erfreulich hell und einladend. Einen großen Anteil daran hatten zweifellos die jungen Blätter, die den Wald mit einem zarten Grünton überzogen.

Weniger erfreulich war der Wolkenschleier, der sich seit meiner Abfahrt in Würzburg immer mehr verdichtet hatte. Am Vortag war es mit den gemeldeten Sonnenstunden steig bergab gegangen. Am Morgen der Wanderung zeigt der Wetterbericht nur noch 3 Stunden Sonne an, aber selbst diese bekam ich nicht. Das Positive daran: ich musste mir keine Gedanken machen, dass ich die Sonnencreme Zuhause vergessen hatte 😉

Rothenbuch – eine Insel der Zivilisation inmitten des Walds

Mein Handy zeigte schon seit geraumer Zeit keinen Empfang mehr an, während ich scheinbar fernab der Zivilisation durch den Wald marschierte. Ich finde, Bäume haben etwas sehr Beruhigendes und Erdendes an sich und so genoss ich die endlose Aneinanderreihung von Stämmen. Doch ich weiß, dass das nicht jedem gefällt.

Wald kann ebenso eintönig erscheinen wie vegetationslose Ebenen oder Wüsten. Wir sind es gewohnt, von permanenten Sinnesreizen bombardiert zu werden – sei es das Radio, Social Media, Werbeplakate, Signale von Geräten etc. Der Kopf fängt daher an zu selektieren und zu priorisieren. Vieles wird ausgeblendet, um der Reizüberflutung Herr zu werden.

Im Wald und ohne Handyempfang reduzieren sich die Reize plötzlich auf ein Minimum. Wer so etwas unvorbereitet erlebt, fühlt sich möglicherweise unwohl. Doch wer sich darauf einlässt, nimmt die Umgebung in all ihrer Vielfalt wahr:

  • ein Specht, der energisch auf einen morschen Ast einhämmert
  • die Buchfinken, die rastlos durch die Äste huschen
  • der Baum, der neben seinen grün belaubten Nachbarn noch geradezu nackt erscheint
  • die Kiefer, deren würziger Duft aus den erdigen Gerüchen des Laubwalds heraussticht
  • die Eichel, die todesmutig mitten auf dem Wanderweg begonnen hat zu keimen

Wald ist eintönig? Keineswegs!

Irgendwann lichtete sich der Wald und ich erreichte den Panoramaweg Rothenbuch. Das Handy summte, als es wieder eine Nachricht empfangen konnte. Der Weg führte über einige Weiden zu dem Örtchen, das dekorativ im Tal lag. Ich folgte den Schildern hinunter, spazierte an der Kirche und einem hübschen Weiher vorbei und verließ den Ort schnell wieder in Richtung Friedhof.

Spessartweg 1 Etappe 2

Ein mit Bäumen gesäumter Weg verlief um Rothenbuch herum und schon war wieder der Wald erreicht. Noch ein letzter Blick von einer Rastbank und es ging zurück ins Waldreich.

Mein Highlight kurz vor Lohr am Main

Falls ich erneut die Verbindung zur Außenwelt verlor, ist es mir nicht aufgefallen. Die zweite Hälfte der Etappe führte zwar ebenfalls durch den Wald, aber die Querung einer Stromtrasse und eingezäunte Flächen für Nutztierhaltung ließen diesmal weniger das Gefühl von Zivilisationgsferne entstehen.

Entlang der Trasse entdeckte ich einige schöne Grenzsteine, die zum Teil das Mainzer Rad zeigten. Tatsächlich gehörten Rothenbuch und auch Rechtenbach, in dessen Nähe die Trasse verläuft, früher zum Kurfürstentum und Erzbistum Mainz.

Spessartweg 1 Etappe 2

Nahe einer großen Schutzhütte führte der Weg bergab in Richtung Lohr. Ich erwartete mir von dem restlichen Wegstück nichts Außergewöhnliches mehr und war mit meinem bisherigen Walderlebnis eigentlich vollkommen zufrieden. Doch dann erreichte ich einen Hohlweg, wie ich ihn noch nie erlebt hatte: unglaublich tief mit bizarren Felsen und grotesk gewachsenen Bäumen auf dem oberen Rand.

Spessartweg 1 Etappe 2
Spessartweg 1 Etappe 2

Wenn man bedenkt, dass solche Wege durch das „Ablatschen“ des Untergrunds entstehen, müssen hier jahrhundertelang viele Füße entlanggegangen sein. Der Hohlweg Klapper bildete ein unerwartetes Highlight kurz vor dem Tagesziel, das mich einige Fotominuten kostete.

Kurz nachdem ich Lohr am Main erreicht hatte, verließ ich den Spessartweg 1 und lief um den Ort herum zum Bahnhof. Den geplanten Zug hatte ich wegen der vielen Fotos auf dem Hohlweg verpasst, aber zum Glück fahren sie sehr regelmäßig 😉

Spessartweg 1 – Etappe 2 von Waldaschaff nach Lohr am Main auf Komoot

Wenn du Lust hast auf eine ordentliche Portion Wald, dann findest du die 2. Etappe des Spessartweg 1 auf Komoot. Schau gerne auch auf meinem Komoot-Profil vorbei 🙂

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Weitere Informationen
Spessartweg 1 Etappe 2

Dieser Artikel enthält keine bezahlte Werbung und es bestanden keine Kooperationen. Es handelt sich um einen Erfahrungsbericht, der auf meiner eigenen, ehrlichen Meinung beruht.


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