Während unserer Namibia Reise verbrachten wir vier Nächte im bzw. nahe des Etosha Nationalparks. Wir waren jeden Tag auf Safari – meist im eigenen Auto – und sahen zahllose Wildtiere an den Wasserlöchern des Parks oder auch direkt am Straßenrand.
Der Etosha Nationalpark in Namibia
Eine Karte des Parks und der Wasserlöcher findest du hier.
Tag 1 im Etosha Nationalpark
Die erste Wildtiersichtung erwartete uns direkt hinter dem Anderson-Gate des Parks, an dem wir uns unser Permit für die nächsten Tage holten: auf dem Weg zum Okaukuejo Camp stand eine Giraffe zwischen den Büschen und Bäumen und genehmigte sich einen blättrigen Happen.
Die ersten Elefanten am Wasserloch des Okaukuejo Camps
Nachdem wir unser Chalet im Okaukuejo Camp bezogen hatten, liefen wir noch einmal zurück zur Rezeption, um einen Tisch für das Abendessen zu reservieren. Auf dem Rückweg deutete Michael plötzlich aufgeregt in Richtung des Eingangstores. Elefanten! Sie liefen am Tor vorbei und die Richtung war klar: das Camp-eigene Wasserloch. Während die Elefanten um das Gelände des Camps herumgingen, stürmten wir querfeldein zurück zum Chalet und schnappte uns unsere Fotoausrüstung.
Obwohl der Weg der Elefanten deutlich länger war als unserer, hatten sie das Wasserloch weit vor uns erreicht und schütteten sich das Wasser bereits rüsselweise ins Maul. Michael suchte sich einen Platz an einem tribünenähnlichen Beobachtungspunkt, während ich direkt an der Absperrung am Wasserloch blieb.
Aufregende Zeit am Wasserloch
Als die zwei Riesen ihren Durst gestillt und ein wenig geplantscht hatten, trotteten sie in Richtung einer Baumreihe davon und das Klientel am Wasserloch wechselte: eine recht zickige Herde Zebras nahm das Wasserloch ein. Jeder wollte in der vordersten Reihe stehen. Da wurde geschubst, gedrängelt und gebissen. Und wehe, wenn eines der Tiere eine imaginäre Gefahr wahrzunehmen glaubte… dann stürzte die ganze Herde wiehernd auseinander und das Spiel begann von Neuem.
Aber es kamen auch noch andere Besucher an das Wasserloch, so dass es bis zum Abendessen nicht langweilig wurde.
Langsam wurde es dunkler und die Zebra-Herde kehrte noch einmal zum Wasserloch zurück.
Nachts am Wasserloch
Auch nachts war reger Verkehr am beleuchteten Wasserloch. Die Bilder sind von Michael, der an diesem Abend offensichtlich nicht an Schlaf denken wollte.
Unterkunft: Okaukuejo Camp im Etosha Nationalpark
Vor der Reise hatten wir immer wieder gehört, dass die staatlichen Camps nicht unbedingt begeisterten. Daher waren wir überrascht, als uns ein nettes, kleines Bush-Chalet erwartete und auch sonst das Camp sehr einladend wirkte. Zugegeben, es ist schon etwas groß und die Menge an Gästen fiel vor allem beim Essen auf. Aber trotzdem fand man am stark frequentierten Wasserloch immer einen Sitzplatz und abends trat recht schnell Ruhe ein. Auch das Abendessen hat uns in seiner Qualität überrascht und beim Frühstück blieben keine Wünsche offen.
Tag 2 im Etosha Nationalpark – auf Safari
Michael hatte eine kurze Nacht, denn noch vor Sonnenaufgang ging er erneut ans Wasserloch. Es passierte aber nicht viel. Nur ein junger Löwe lag faul herum und hielt mit seiner Anwesenheit vermutlich alle anderen Tiere vom Wasserloch fern.
Die Etosha-Pfanne
Unser erster Weg führte direkt zur Etosha-Pfanne, die in der Ovambo-Sprache „großer weißer Platz“ bedeutet. Ich wollte wissen, wie diese 4700km² große Lehmpfanne aussieht. Nun, was soll ich sagen: groß, hell und lebensfeindlich.
Von Wasserloch zu Wasserloch
Dann fuhren wir weiter in Richtung Halali Camp, das etwa in der Mitte zwischen dem Anderson- und dem von Lindequist-Gate im Osten liegt. Wir merkten schnell, dass man sich im Park kaum verfahren kann, weil überall Wegweiser auf bekannte Punkte im Park hinweisen. Also bogen wir immer wieder vom Hauptweg ab und steuerten verschiedene Wasserlöcher an, an denen wir entweder Tiere antrafen oder einfach abwarteten, ob sich in absehbarer Zeit etwas zeigen würde.
Wir bemerkten, dass die Tiere das Auto nicht als Gefahr wahrnahmen. Selbst wenn wir mit offenem Fenster anhielten, weil z.B. eine fotogene Gruppe Antilopen an Straßenrand im Schatten saß, ließen sich die Tiere nicht stören. Die Tiere liefen teilweise sogar direkt am offenen Fenster vorbei. Erst wenn wir sprachen oder das Objektiv der Kamera durch das Fenster herausschaute, erschraken sie.
Pause in einem Hide-out
Man darf im Park nicht aussteigen. Das ist ausschließlich in den Camps und den Hide-outs erlaubt. Irgendwann stoppten wir an einem solchen eingezäunten Hide-out. Das Öffnen des Tores ist auf eigene Gefahr, denn theoretisch könnte der hungrige Löwe in der Nähe warten. Innerhalb fanden wir einen Picknick-Platz und eine wenig einladende Toiletten (aber was will man denn machen?).
Weiter auf Safari
Das Wasserloch des Halali-Camps
Am Nachmittag erreichten wir das Halali Camp und schauten sofort an dessen Wasserloch vorbei. Wir waren zunächst enttäuscht, als wir feststellten, dass man immer gegen die Sonne fotografieren musste. Aber dann kam eine große Herde Elefanten und wir waren hin und weg. Der Stand der Sonne war vergessen… Photoshop würde das schon irgendwie richten.
Dann ergab sich aber ein anderes Problem: wir hatten unsere Teleobjektive mitgenommen. Die Gruppe war aber so groß, dass sie sich um das ganze Wasserloch verteilte. Mit der Notwendigkeit eines Weitwinkelobjektivs hatten wir nicht gerechnet. Daher haben wir kein einziges Bild, auf dem alle 18 Elefanten zusammen abgelichtet sind.
Unterkunft: Halali Camp im Etosha Nationalpark
Das Camp liegt zwischen ein paar Hügeln, von denen es im Etosha nur wenige gibt. Unser Bush-Chalet hatte eine angenehme Größe und ein schönes, wenn auch etwas dunkles Bad. Das Essen im Restaurant war gut, hat uns aber in Okaukuejo mehr begeistert. Auch die Auswahl beim Frühstück fiel etwas kleiner aus als im vorherigen Camp.
Tag 3 im Etosha Nationalpark – 2. Safaritag
Nach dem Check-out setzten wir unseren Weg in Richtung Osten fort und schauten dabei an allen möglichen Wasserlöchern vorbei.
Direkt an der Straße stand ein großer Elefanten-Bulle. Zunächst hielten wir Abstand und beobachteten die Szene aus der Ferne.
Als unser Vordermann weiterfuhr, nahmen wir seien Platz ein und waren plötzlich ganz nah an dem Elefantenbullen. Er schien entspannt und machte keine Andeutung, dass er sich von uns gestört fühlte. Ein Aufstellen der Ohren wäre z. B. ein eindeutiges Warnzeichen gewesen, dass wir uns schleunigst zu verziehen haben.
Dann flog ihm ein Vogel ans Ohr und der Elefant erschrak offensichtlich. Unvermittelt warf er den Kopf zurück und schleuderte den Rüssel nach oben. Damit erschreckte er wiederum uns und der Fuß war sofort auf dem Gaspedal, um uns aus der Gefahrenzone zu bringen.
Begegnung auf dem Dik-Dik-Drive
Kurz vor dem von Lindequist-Gate bogen wir in den Dik-Dik-Drive ab. Wir hofften, hier die kleinen etwa 40cm großen Dik-Dik-Antilopen zu sehen. Michael fuhr langsam, während ich zwischen den Büschen suchte. Plötzlich bemerkte ich etwas im Augenwinkel und ließ Michael stoppen. Das, was ich aber sah, war kein Dik-Dik… Es war ein Leopard, der direkt an der Straße unter einem Busch lag.
Es brach Panik im Auto aus, als die griffbereite Kamera auf eine Mindestentfernung von 6,5m eingestellt war… der Leopard war direkt neben mir. Während ich nach der anderen Kamera angelte, ließ Michael das Fenster herunter und mir gelang ein unscharfes Bild von der Flucht der Großkatze.
Am Abend erfuhren wir, dass der Leopard die einzige Großkatze ist, die durchaus auch einmal in ein Auto hineinlangt. Bei den anderen Großkatzen kommt das eher selten vor. Vielen Dank auch, Michael!
Bei der Weiterfahrt entdeckten wir dann aber auch noch die erhofften Dik-Diks.
Dann hörten wir ein komisches Geräusch: als würde jemand sein Essen mit einem langgezogenen „Bäh!“ kommentieren. Wir machten die Richtung aus und entdeckten einige hübsche graue Vögel in den Bäumen. Später fand ich heraus, dass es sich um Graulärmvögel handelte, die einen unverkennbaren Ruf haben.
Unterkunft: Onguma Tree Top Camp vor dem von Lindequist-Gate (außerhalb des Etosha)
Das kleine Camp besteht nur aus einem Restaurant mit Lounge-Bereich und 4 Chalets. Es ist auf ein Wasserloch ausgerichtet, das vielleicht 20m entfernt ist und steht komplett auf hohen Stelzen. Nachts wird die „Zugbrücke“ hochgezogen, damit keine Tiere in das Camp eindringen können. Zur Sicherheit hat immer ein Mitarbeiter Nachtschicht und behält die Umgebung im Auge, denn als Wilderness-Camp hat diese Unterkunft keinen Zaun. Unser Chalet war klein, aber ausreichend. Das Bad war innerhalb des Chalets, die Dusche jedoch draußen auf der Veranda. Unsere Eingangstüre bestand aus einem Seil, das wir einhängen konnten. Die schwarze Schlange, die wir vor unserer „Türe“ entdeckten, hätte sich davon wohl kaum beeindrucken lassen. Als sie uns bemerkte, schlängelte sie aber schnell davon. Die Front konnten wir mit festem Canvas-Stoff verschließen.
Tag 4 am Etosha Nationalpark – verschiedene Safaris
Etwas unausgeschlafen gingen wir zum Frühstück. In der Nacht hatten wir erlebt, was es heißt, keinen Zaun zwischen uns und der Wildnis zu haben. Mehr zu dieser aufregenden Nacht findest du hier.
Bush Walk in Onguma
Wir starteten den Tag mit einem Bush Walk, zu dem wir keine Kameras mitgenommen hatten. Unser Guide Eric zeigte uns Termitenhügel und erklärte uns, dass sie wegen ihrer erhöhten Position von anderen Tieren gerne als Aussichtspunkte benutzt werde.
Er streifte mit uns durch das Gras und wir befürchteten schon, dass wir keine Wildtiere sehen würden. Plötzlich sprang wenige Meter neben uns ein Erdwolf auf und rannte davon. Das nachtaktive Tier ist zwar ein Verwandter der Hyänen, aber sein Speiseplan beschränkt sich vor allem auf Termiten.
Safari im Etosha Nationalpark
Anschließend fuhren wir wieder in den Etosha Nationalpark und klapperten dort einige Wasserlöcher ab.
Rhino Research Drive in Onguma
Am Abend zogen wir noch einmal mit unserem Guide Eric los. Diesmal zu einem Rhino Research Drive. Aber er hatte uns am Vormittag bereits darauf hingewiesen, dass die Chancen grundsätzlich eher schlecht stehen, ein Nashorn zu sehen. Wir fuhren verschiedene Wasserlöcher an und Eric schien Recht zu behalten.
Langsam wurde es dunkel und Eric gab der Suche noch eine letzte Chance. Und da stand es plötzlich vor uns: ein Spitzmaulnashorn. Im Gegensatz zum Breitmaulnashorn ist es eher der ungesellige Typ und neigt auch mehr zu aggressivem Verhalten.
Nashörner sehen extrem schlecht. Um sie auf Abstand zu halten verwendet man daher Scheinwerfer. Als sich das Nashorn trotzdem langsam näherte, sah ich von hinten, dass Eric unauffällig zu seinem Gewehr griff. Glücklicherweise drehte das Nashorn dann aber doch ab.
Der Rhino Research Drive wird leider nicht mehr angeboten. Die aktuellen Aktivitäten findest du hier.
Tag 5 aufregender Check-out in Onguma
Aus einer Unterkunft auszuchecken ist oft eine freudlose Angelegenheit, beispielsweise weil es das Ende eines schönen Aufenthalts bedeutet oder weil nervige Formalitäten auf einen warten. Im Onguma Game Reserve wurde der Check-out zu einem kleinen Highlight.
Check-out mit Extras
Wir fuhren für den Check-out zum Nachbarcamp, da im Tree Top Camp keine Kartenzahlung möglich war. Man hatte uns angemeldet, so dass wir bereits am Parkplatz erwartet wurden. Der Mitarbeiter begrüßte uns mit den Worten: „Hello. Come… I’ll show you the lion!“ Wir folgten ihm, waren aber etwas verwirrt. Was für einen Löwen? Auf Bildern? Als Souvenir? Oder ausgestopft?! Nein, nur das nicht!
Der Mitarbeiter führte uns zur Terrasse und deutete in Richtung des Camp-eigenen Wasserlochs. Es war etwa 25m entfernt und nicht so zugewachsen wie das Wasserloch am Tree Top Camp, aber wir verstanden noch immer nicht. Doch dann sahen wir ihn: ein stattlicher Löwe tauchte zwischen den Bäumen auf und lief gemächlich zum Wasserloch.
Bisher hatten wir nur junge Löwenmännchen gesehen und waren begeistert, endlich ein ausgewachsenes Männchen mit prachtvoller Mähne zu sehen. Doch wurde uns bewusst, dass nichts zwischen der Großkatze und uns war: kein Zaun, kein Graben… und die Terrasse hatte nur eine Höhe von vielleicht 20cm. Was für ein Check-out!
Dieser Artikel enthält keine bezahlte Werbung und es bestanden keine Kooperationen. Es handelt sich um einen Erfahrungsbericht, der auf meiner eigenen, ehrlichen Meinung beruht.